# taz.de -- Tourismus auf Kuba: Relaunch in Varadero
       
       > Rund ein halbes Jahr ging in Varadero gar nichts. Die Halbinsel war
       > verwaist. Ab dem 15. Oktober sollen wieder Touristen dort flanieren.
       
 (IMG) Bild: Bei der Ankunft wird die Temperatur gemessen: Hotellobby in Varadero, Kuba Ende Oktober
       
       Der internationale Flughafen von Varadero hat seit ein paar Tagen wieder
       auf, am neuen „Boulevard Varadero“, einer Flanier- und Konsummeile zwischen
       der 62. und 64. Straße, wird noch gewerkelt. In den Souvenir- und
       Gastronomiepavillons wartet das Personal auf die ersten internationalen
       Besucher nach mehr als sechs Monaten.
       
       Der Neustart von Kubas wichtigster Tourismus-Destination läuft langsam und
       kontrolliert an. In jedem der 4- und 5-Sterne-Hotels auf der von
       traumhaften Sandstränden eingerahmten Halbinsel gibt es ein Ärzteteam, das
       sich um die Gäste aus aller Welt kümmert, regelmäßig befragt und bei
       Symptomen testen soll. Strikte Coronakontrollen bei der Einreise sind
       genauso obligatorisch wie Gesundheitschecks der Angestellten in den Hotels,
       die in einer ersten Phase für internationale Besucher öffnen dürfen.
       
       Obligatorisch dabei ist auch die Zahlung per Kreditkarte – Bargeld ist
       zumindest aus offizieller Perspektive verpönt. Minutiös wird die
       „Reapertura“, die Wiedereröffnung des Tourismus, einer der wichtigsten
       Devisenbringer der Insel, geplant. Bewusst haben sich Tourismus- und
       Gesundheitsverantwortliche Zeit gelassen, um an ihrem Präventionsprogramm
       zu feilen.
       
       Die Maßnahmen durchliefen auf den kleinen Insel im Zentrum Kubas, den
       Cayos, einen Testlauf, dann folgte ein weiterer mit nationalen Touristen
       unter anderem in Varadero, und nun gibt es grünes Licht für die ersten
       internationalen Flieger, die in wenigen Tagen am Airport „Juan Gualberto
       Gómez“ von Varadero aufsetzen werden. Darunter auch die ersten Maschinen
       aus Frankfurt und Düsseldorf, die sonnenhungrige Touristen aus Deutschland
       bringen werden.
       
       ## Fünf Monate Pause
       
       Das passt, denn auch die letzte Maschine, die am 28. März das Rollfeld in
       Richtung Europa verließ, gehört zu einer deutschen Airline. Für die
       kubanische Ökonomie ist der Re-Start im Tourismus ein Hoffnungsschimmer.
       Die Reisebranche ist mit einem Anteil von rund zehn Prozent am
       Bruttosozialprodukt der Insel und mit 500.000 abgestellten allein im
       staatlichen Sektor ein wichtiger Devisenbringer.
       
       „Mehr als fünf Monate ohne diese Einnahmen haben tiefe Krater in die
       Devisenbilanz gerissen“, so Omar Everleny Pérez. Der Ökonom, der früher für
       die Universität Havanna arbeitete, ist mittlerweile als freier Analyst
       tätig und weiß, dass in Kuba derzeit jeder US-Dollar und jeder Euro
       mehrfach umgedreht wird, bevor er ausgegeben wird. Kubas Regierung agiert
       am Rande der Zahlungsunfähigkeit und hat erstmals im Juli ökonomische
       Reformen angekündigt, die in den letzten beiden Wochen an Kontur gewannen.
       
       Mehr Freiheiten für kleine und mittlere Unternehmen soll es fortan geben,
       und dazu gehören auch erste Exporte von Limonen und Avocados in Länder wie
       Italien und Spanien. Zukünftig könnte dann auch die Belieferung von Hotels
       mit Gemüse und Co. dazugehören. Aus dieser volkswirtschaftlichen
       Perspektive ist ein erfolgreicher Re-Start in Varadero gleich doppelt
       wichtig.
       
       8 Nov 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Knut Henkel
       
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