# taz.de -- Coronavirus bei Wildtieren: Dänemark tötet Millionen Nerze
       
       > Nerze gelten als Quelle mutierter Coronaviren, gegen die Impfstoffe nicht
       > wirken werden. Nun geht die dänische Regierung dagegen vor.
       
 (IMG) Bild: Zwei Nerze schauen aus ihren Käfigen auf einer Pelzfarm nordöstlich von Minsk
       
       Tälläng taz | In Dänemarks Nerzfarmen ist in der vergangenen Woche eine
       Massentötungsaktion angelaufen. Der Grund: [1][Viele Nerze haben sich mit
       Covid-19 infiziert] und Menschen angesteckt. Die Regierung ordnete
       daraufhin eine Tötung aller Tiere in einem Umkreis von 7,8 Kilometer der
       befallen Bestände. Sie hofft so eine weitere Ausbreitung des Virus
       verhindern zu können. Veterinäre rechnen damit, dass bis zu 4 Millionen
       Tiere getötet werden müssen.
       
       Erste Corona-Infektionen bei Zuchtnerzen waren schon Mitte Juni in
       Nordjütland festgestellt worden. [2][Offenbar sind Nerze besonders
       empfänglich für das Virus], das sich in den Käfigbatterien auch schnell
       ausbreitet. Über 150 Angestellte von Zuchtbetrieben wurden angesteckt und
       eine Nerzversion des Virus wurde auch in einem Altenpflegeheim entdeckt, in
       dem mehrere BewohnerInnen starben.
       
       Die sozialdemokratische Regierung hatte seinerzeit resolut reagiert und die
       Tötung der Bestände in den betroffenen Nerzfarmen angeordnet. Auf
       Empfehlung von Veterinären, die vor Panik warnten, änderte man aber die
       Bestimmungen danach wieder und hoffte eine weitere Ausbreitung allein mit
       speziellen Schutzmaßnahmen für die Betriebe und deren Beschäftigte
       verhindern zu können.
       
       Das erwies sich als Irrtum. Das Virus verbreitete sich mit großer
       Geschwindigkeit von Farm zu Farm. Am Dienstag vergangener Woche waren 75
       Betriebe betroffen, drei Tage später 101. Nach letzten Schätzungen könnten
       es etwa 250 der insgesamt rund 1.100 Nerzfarmen werden, bis man mit der
       zeitraubenden Tötungsaktion nachkommt, bei der die jeweils 10.000 bis
       20.000 Tiere eines Betriebs in fahrbaren Spezialboxen mit Kohlendioxid
       vergast werden. Der Staat entschädigt die Zuchtbetriebe für den Verlust.
       
       ## Die Zeit drängt
       
       Virologen drängen zur Eile. Unter den Mutationen aus den Nerzkäfigen, die
       man schon gefunden habe, seien zwei Varianten besonders gefährlich, weil
       die derzeit entwickelten Impfstoffe gegen diese nicht wirken würden. Das
       staatliche „Serum-Institut“ spricht von einer „potenziellen Gefahr für die
       Volksgesundheit“.
       
       Mehrere linke Parlamentsparteien fordern nun gleich Nägel mit Köpfen zu
       machen und die sowieso umstrittene Nerzzucht endlich ganz zu verbieten.
       Peder Hvelplund, gesundheitspolitischer Sprecher der „Einheitsliste“: „Wir
       riskieren mit diesen Nerzmutationen einen resistenten Coronastamm zu
       bekommen. Das wäre eine Katastrophe.“
       
       Die Sozialdemokraten und die oppositionelle Venstre, die zusammen eine
       Parlamentsmehrheit haben, lehnen ein Verbot aber ab. Jedenfalls noch.
       Landwirtschaftsminister Mogens Jensen versprach den Nerzzüchtern in ihrem
       Branchenblatt, dass sie „ihre Ware auch weiterhin auf dem internationalen
       Markt absetzen können“.
       
       Mit jährlich rund 17 Millionen Nerzfellen gilt Dänemark als weltweit
       größter Produzent. Die Branche beschäftigt circa 6.000 Menschen. 2019
       standen die Felle für knapp 4 Prozent der landwirtschaftlichen Exporte.
       
       18 Oct 2020
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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