# taz.de -- Armenien und Aserbaidschan: Waffenruhe in Kraft
       
       > Die russische Regierung vermittelte zwischen den beiden Staaten. Armenien
       > und Aserbaidschan werfen sich Verstöße gegen das Völkerrecht vor.
       
 (IMG) Bild: Zerstörte Häuser in Stepanakert in Aserbaidschan: Viele Menschen sind bereits obdachlos geworden
       
       Moskau/Baku/Eriwan rtr | Armenien und Aserbaidschan haben sich knapp zwei
       Wochen nach dem Wiederaufflammen der Kämpfe um die Kaukasusregion
       Bergkarabach auf eine Waffenruhe geeinigt. Sie ist laut Russlands
       Außenminister Sergej Lawrow, seit Samstagmittag, den 10. Oktober in Kraft
       getreten. Lawrow hatte zwischen den Konfliktparteien vermittelt. Wie lange
       die Waffenruhe gelten soll, war zunächst unklar.
       
       „Die spezifischen Bedingungen der Waffenruhe müssen noch vereinbart
       werden“, erklärte Lawrow nach den zehnstündigen Gesprächen mit seinen
       Amtskollegen aus Armenien und Aserbaidschan. Beide Seiten hätten aber
       eingewilligt, sogenannte substanzielle Friedensgespräche aufzunehmen. Noch
       am Samstagmorgen gab es von beiden Seiten Berichte über anhaltende Kämpfe.
       
       Nach der Vereinbarung sollen auch Gefangene ausgetauscht und die Leichen
       von bei den Kämpfen getöteten Menschen übergeben werden. Das Internationale
       Komitee vom Roten Kreuz werde bei der Umsetzung der Waffenruhe helfen,
       sagte Lawrow. Die Friedensgespräche würden unter der Schirmherrschaft der
       Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)
       stattfinden.
       
       Die Beratungen in Moskau waren der erste diplomatische Kontakt zwischen
       Armenien und Aserbaidschan seit Beginn der Kämpfe am 27. September. Die
       russische Regierung hatte den armenischen Außenminister Zohrab Mnatsakanyan
       und dessen Amtskollegen aus Aserbaidschan, Jeyhun Bayramow, eingeladen. Die
       beiden Minister äußerten sich nach den Gesprächen nicht vor Journalisten.
       Mnatsakanyan würdigte jedoch später im armenischen Staatsfernsehen den
       russischen Präsidenten Wladimir Putin, der sich persönlich eingeschaltet
       und eine Schlüsselrolle gespielt habe.
       
       Bereits hunderte Menschen ums Leben gekommen 
       
       Die Regierungen der beiden Konfliktparteien warfen einander vor, am
       Samstagmorgen von Zivilisten besiedelte Gebiete beschossen zu haben. Die
       von Armenien unterstützte Führung in Bergkarabach erklärte, seit Freitag
       seien 28 Angehörige ihrer Sicherheitskräfte getötet worden.
       
       In Bergkarabach im Südkaukasus leben überwiegend christliche Armenier.
       Völkerrechtlich gehört das Gebiet aber zum mehrheitlich islamischen
       Aserbaidschan, von dem es sich jedoch 1991 losgesagt hatte. In den Ende
       September ausgebrochenen Kämpfen sollen Hunderte Menschen ums Leben
       gekommen sein. Da Armenien mit Russland verbündet ist und Aserbaidschan von
       der Türkei unterstützt wird, drohte eine Ausweitung des Konflikts über die
       Region hinaus mit weitreichenden Folgen auch für die Wirtschaft. Durch den
       Südkaukasus laufen wichtige Erdgas- und Öl-Pipelines.
       
       10 Oct 2020
       
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