# taz.de -- Coronatest für Deutschlandreisende: Auf dem Rücken der Familien
       
       > Die Kosten der Coronatests den Familien aufzubürden, ist inakzeptabel. Es
       > konterkariert Spahns Forderung, in Deutschland Urlaub zu machen.
       
 (IMG) Bild: Wer Urlaub in Deutschland macht, hat das Nachsehen: Coronatest auf eigene Kosten
       
       In vielen Bundesländern beginnen am Montag die [1][Herbstferien]. Wer aus
       einem der täglich mehr werdenden Risikogebiete kommt und Urlaub etwa in
       Rheinland-Pfalz oder Bayern machen will, muss bei Ankunft einen negativen
       Coronatest vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. So notwendig eine
       klare Strategie ist – diese hier wird erneut auf dem Rücken der Familien
       ausgetragen.
       
       Sie kommt erstens zu spät. Zweitens ist sie [2][unsozial und ungerecht].
       Mal abgesehen vom organisatorischen Aufwand, rechtzeitig einen Testtermin
       zu bekommen: Zu früh darf der ja nicht liegen, sonst ist der Test zu alt.
       Aber auch nicht zu spät, man braucht das Ergebnis ja bei der Abreise.
       Vielerorts sind die Testkapazitäten am Anschlag. Vor allem aber müssen die
       Tests auch noch selbst bezahlt werden. Bei einer vierköpfigen Familie
       werden dann schnell 600 Euro fällig. Oft mehr, als das Ferienhäuschen in
       Brandenburg oder die Pension im Harz in der Woche kostet. Also wieder
       stornieren, ob und wann man das Geld zurückbekommt, ist auch unsicher.
       
       Man kann den Landesregierungen nicht das Infektionsgeschehen zum Vorwurf
       machen. Auch wenn vor der „zweiten Welle im Herbst“ schon seit Monaten
       gewarnt wird. Aber man hätte nach den Erfahrungen der Sommerferien, als
       „plötzlich“ Hunderttausende Deutsche aus Spanien und Kroatien zurückkamen,
       erwarten können, dass die Maßnahmen nicht derart kurzfristig eingeführt
       werden. So hätten Testkapazitäten ausgebaut werden und Reisende ihren
       Urlaub anders planen können – zum Beispiel nicht, wie von
       Gesundheitsminister Jens Spahn vorgeschlagen, im schönen Deutschland,
       sondern im euopäischen Ausland. Wäre auch nicht teurer geworden.
       
       Es ist ja gern die Rede davon, wie wichtig die Akzeptanz der Maßnahmen sei.
       Doch wichtiger scheint Leuten wie Bayerns Ministerpräsident Söder zu sein,
       mit dem Finger auf die [3][Virenschleuder Berlin] zu zeigen, anstatt sich
       solidarisch zu verhalten. Zum Beispiel durch kostenlose Tests bei Ankunft.
       Auch die Reisebranche würde es ihm sicher danken.
       
       12 Oct 2020
       
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