# taz.de -- Neue Coronarichtlinien: Weniger feiern und reisen
       
       > Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt wegen Corona mehr Beschränkungen,
       > aber keinen erneuten Lockdown in Aussicht.
       
 (IMG) Bild: In Berlin-Neukölln stehen viele, hauptsächlich junge Menschen an, um sich testen zu lassen
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich mit den elf größten Städten in
       Deutschland auf Strategien geeinigt, um das Infektionsgeschehen durch
       Corona unter Kontrolle zu behalten. Sie sehe derzeit ein
       „besorgniserregendes Bild“, sagte Merkel am Freitag, den 9. Oktober, in
       Bezug auf die Neuinfektionen, deren bundesweite Zahl an diesem Tag auf über
       4.500 gestiegen ist. Oberste Priorität aller Maßnahmen sei, das
       wirtschaftliche und öffentliche Leben nicht wieder so runterzufahren wie im
       Frühjahr, betonte die Kanzlerin.
       
       Merkel versprach personelle Unterstützung, etwa von Bundeswehr-Experten,
       für Städte mit rapide steigenden Neuinfektionen. Ab einer Inzidenz von 50
       Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen gilt eine
       kreisfreie Stadt oder ein Landkreis als Risikogebiet.
       
       In diesen Gebieten sollte die Verpflichtung zum Tragen einer
       Mund-Nasen-Bedeckung erweitert werden, so die Kanzlerin.
       Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum, die Einführung von Sperrstunden
       und Alkoholbeschränkungen für die Gastronomie sowie weitergehende
       Begrenzungen der Teilnehmerzahlen für Veranstaltungen und Feiern auch im
       privaten Rahmen nannte Merkel als weitere Maßnahmen für die Großstädte, um
       das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten.
       
       Komme der Anstieg an Neuinfektionen unter den vorgenannten Maßnahmen nicht
       spätestens binnen zehn Tagen zum Stillstand, seien weitergehende gezielte
       Schritte unvermeidlich, sagte Merkel.
       
       ## Nur zehn Gäste in Berlin
       
       Derzeit gelten in den Ländern unterschiedliche Beschränkungen etwa für
       private Feiern: In [1][Berlin] dürfen sich privat nur maximal zehn Menschen
       in geschlossenen Räumen treffen, in Baden-Württemberg dürfen in sogenannten
       Risikogebieten privat maximal 25 Menschen zusammenkommen. In Berlin und
       [2][Frankfurt am Main] wurden nächtliche Sperrstunden für die Gastronomie
       verhängt.
       
       Über Reisebeschränkungen innerhalb Deutschlands und das Beherbergungsverbot
       in vielen Bundesländern sprach die Kanzlerin nicht. Das Beherbergungsverbot
       sorgt für Aufregung, weil an diesem Wochenende die Herbstferien unter
       anderem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bremen beginnen.
       Gleichzeitig steigt der Anteil der Städte und Regionen, die als
       Risikogebiet gelten. Dazu gehören Berlin, Bremen, Frankfurt am Main, Hamm,
       Herne und weitere Städte und Kreise.
       
       Wer aus diesen Risikogebieten kommt, darf in den allermeisten Bundesländern
       nicht in Hotels oder Gaststätten beherbergt werden. Berlin, Bremen und
       Thüringen haben sich diesem Beherbergungsverbot nicht angeschlossen.
       
       ## Kliniken warnen
       
       Vertreter der Berliner Charité und der Uniklinik in Frankfurt am Main
       hatten am Freitag in Berlin erklärt, die Zahl der wegen Covid-19
       aufgenommenen Patienten, darunter auch der Beatmeten, steige deutlich an.
       Charité-Vorstand Ulrich Frei sagte, man müsse wieder die Diskussion führen,
       wie man mit Herz- und Tumorpatienten umgehe, um Kapazitäten für an Covid-19
       Erkrankte zu schaffen. „Es ist eine ethische Frage.“
       
       Der Virologe Christian Drosten appellierte an die Bevölkerung, im Kampf
       gegen das Coronavirus aktiv mitzuhelfen. Das Tragen von Masken habe sich
       als effizient erwiesen. Auch sei es hilfreich, ein persönliches
       „Cluster-Tagebuch“ zu führen. Dieses Tagebuch sei wichtig, um dann, falls
       man positiv getestet werde, zurückzuverfolgen, wo man sich angesteckt habe.
       In dem Tagebuch soll der persönliche Kontakt zu Gruppen und
       Menschenansammlungen festgehalten werden.
       
       Drosten trat dem Argument entgegen, die hohe Zahl an Neuinfektionen sei auf
       die Zunahme von Tests zurückzuführen. Die Testaktivität sei in den
       vergangenen sieben Wochen konstant hoch gewesen, die Verdoppelung der
       Neuinfektionen geschah aber in den letzten drei Wochen, sagte Drosten.
       
       9 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.1000921.php
 (DIR) [2] https://frankfurt.de/aktuelle-meldung/sondermeldungen/corona-massnahmen---einheitliche-regeln
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Dribbusch
       
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