# taz.de -- Russland gegen russischen Oppositionellen: Nawalnys Wohnung beschlagnahmt
       
       > Der russische Oppositionelle ist raus aus der Charité, aber nicht aus dem
       > Visier Moskaus. Seine Wohnung wurde beschlagnahmt, sein Vermögen
       > eingefroren.
       
 (IMG) Bild: Instagram-Foto Alexei Nawalnys vom Mittwoch
       
       Moskau afp/dpa | Gerichtsvollzieher haben in Moskau die Wohnung des
       vergifteten russischen Kremlgegners Alexei Nawalny beschlagnahmt. Außerdem
       habe ein Gericht sein Vermögen eingefroren, sagte seine Sprecherin Kira
       Jarmysch in einem am Donnerstag veröffentlichten Videoclip. Eine
       entsprechende richterliche Anordnung sei bereits am 27. August erfolgt, als
       Nawalny in der Berliner Charité im Koma lag. Nawalny kann demnach keine
       Transaktionen über seine Bankkonten tätigen. Das sei ein weiteres
       Negativbeispiel für das Vorgehen der russischen Justiz, sagte Jarmysch.
       
       Die Maßnahme führe auch dazu, dass Nawalnys Wohnung im
       bevölkerungsreichsten Moskauer Stadtviertel Maryino nicht verkauft werden
       könne, sagte Jarmysch der Nachrichtenagentur AFP. Sein Recht darauf, in der
       Wohnung zu leben, sei von dem Gerichtsentscheid jedoch unberührt.
       
       Jarmysch hatte AFP zuvor gesagt, dass Nawalny vorhabe, nach Abschluss
       seiner medizinischen Behandlung in Deutschland in sein Heimatland
       zurückzukehren. Der Kreml hatte am Mittwoch erklärt, es stehe Nawalny frei,
       nach Russland zurückzukommen.
       
       Der bekannte Kreml-Kritiker war am 22. August in die Charité eingeliefert
       worden, nachdem er zwei Tage zuvor während eines Flugs in Russland
       zusammengebrochen war. Nach Angaben der Bundesregierung wurde Nawalny
       „zweifelsfrei“ mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der sogenannten
       Nowitschok-Gruppe vergiftet. Moskau weist den Verdacht zurück, staatliche
       russische Stellen könnten Nawalny [1][gezielt vergiftet] haben.
       
       ## Möglicher Hintermann: der Milliardär Jewgeni Prigoschin
       
       Am Mittwoch war Nawalny aus der stationären Behandlung in der Charité
       [2][entlassen] worden. Der Gesundheitszustand des 44-Jährigen habe sich bis
       zu seiner Entlassung am Dienstag „so weit gebessert, dass die
       akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte“, erklärte das
       Universitätskrankenhaus. Eine vollständige Genesung Nawalnys hielten die
       behandelnden Ärzte für möglich.
       
       In Russland gehen die Behörden seit längerem gegen Nawalnys
       Antikorruptionsstiftung FBK und seine Mitarbeiter vor. Ein Gericht hatte
       die Stiftung mit einer Strafe von 88 Millionen Rubel (rund eine Million
       Euro) belegt, nachdem die Juristin Ljubow Sobol einen Skandal bei der
       Abwicklung eines Staatsauftrags für die Schulspeisung aufgedeckt hatte.
       
       Nawalnys Anteil an der Stiftung liege bei rund 30 Millionen Rubel, hieß es,
       weshalb es die Gerichtsvollzieher jetzt auf Nawalnys Eigentum abgesehen
       haben. Nach seiner Rückkehr kann Nawalny in der Wohnung zwar wohnen. Aber
       er kann sie zum Beispiel nicht mehr verkaufen, wie Jarmysch erklärte.
       
       Der FBK nimmt seit langem Machenschaften des Milliardärs Jewgeni Prigoschin
       ins Visier, der einst Koch bei Kremlchef Wladimir Putin war und nun immer
       wieder lukrative Aufträge etwa in der Schulspeisung bekommt. Nawalnys Team
       wirft Prigoschin nicht nur Korruption vor, sondern hinterfragte auch die
       Qualität des Essens, nachdem bei Kindern massive Gesundheitsprobleme
       aufgetreten waren. Prigoschin klagte und gewann das Verfahren in den in
       Russland als käuflich verschrienen Gerichten.
       
       Nawalnys Sprecherin sagte, dass sich auch im Fall der umstrittenen
       Schulspeisung die Justiz nicht um die Gesundheit der Kinder kümmere,
       sondern lediglich um Prigoschin. Der Unternehmer, der immer wieder ins
       Visier von Nawalny gerät, gilt aus Sicht des Teams als ein möglicher
       Hintermann des Giftanschlags auf Nawalny. Der Unternehmer hatte die
       medizinische Behandlung seines Kritikers in der Berliner Charité bezahlen
       wollen, allerdings wurde das Geld zurücküberwiesen.
       
       25 Sep 2020
       
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