# taz.de -- Thüringens Nein zum Beherbergungsverbot: Probe für Strategie des Bundes
       
       > Steigen in Thüringen bald die Infektionszahlen, wird man sich dort
       > korrigieren müssen. Andernfalls wird das Verbot als Überreaktion
       > erscheinen.
       
 (IMG) Bild: Auch Touristen aus inländischen Coronagebieten dürfen weiterhin den Thüringer Wald besuchen
       
       Bodo Ramelow ist ein solcher Dickschädel und apodiktisch argumentierender
       harter Hund, dass man ihm kein opportunistisches Handeln unterstellen mag.
       Wenn der Thüringer Ministerpräsident jetzt wie vier weitere Bundesländer
       [1][auch das Beherbergungsverbot für Gäste aus inländischen
       Coronarisikogebieten] ablehnt, tut er es aus Überzeugung.
       
       In Übereinstimmung mit dem Infektionsschutzgesetz liege die Verantwortung
       für die Anordnung von Coronaschutzmaßnahmen bei den regionalen
       Gesundheitsämtern, argumentiert Ramelow. Er verstehe nicht, warum kollektiv
       alle Bürger eines Landkreises nicht beherbergt werden dürften, „die mit dem
       Hotspot nichts zu tun haben“. Hotel- und Gaststättenbesitzer würden
       außerdem mit Erfassungsaufgaben belastet, die eigentlich Polizei und
       Ordnungsämtern obliegen.
       
       Diese Haltung mag populär sein wie die gesamte bisherige Thüringer
       Pandemiestrategie, populistisch aber ist sie nicht. Hätte die Linke
       angesichts ihres Umfrage-Höhenflugs mit Blick auf die im kommenden April
       anstehenden Landtagsneuwahlen auch nicht nötig. Es entspricht außerdem der
       Kontinuität des bisherigen Thüringer Verhaltens. Mit der relativ frühen
       Öffnung von Schulen und Kindergärten verfolgte Rot-Rot-Grün in Thüringen
       eine ähnliche Strategie des „ermöglichen statt verbieten“ wie das
       CDU-geführte Sachsen.
       
       Auch jetzt kommt Unterstützung von CDU-Fraktionschef Mario Voigt, der einen
       „innerdeutschen Grenzverkehr“ ablehnt. Anders als die Union muss die
       erfolgreiche Thüringer Linke allerdings auch keine Rücksicht auf ihre
       Bundespartei nehmen.
       
       Der Sonderweg Thüringens und vier weiterer Länder stellt die Linie in Bund
       und Ländern auf die Probe. [2][Steigen durch vermehrten Gästezustrom die
       Infektionszahlen], werden sich die Abweichler korrigieren müssen. Hält aber
       Thüringen seinen niedrigen Stand von nur rund 300 akut Infizierten, wird
       das Beherbergungsverbot als Überreaktion erscheinen.
       
       9 Oct 2020
       
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