# taz.de -- Nach Brand im Flüchtlingslager Moria: Seehofer will keine Geflüchteten
       
       > Immer mehr Politiker*innen fordern, Menschen aus dem abgebrannten Lager
       > Moria aufzunehmen. Doch Innenminister Horst Seehofer lehnt das weiter ab.
       
 (IMG) Bild: Bundesinnenminister Seehofer im Juli im Bundestag
       
       Berlin dpa/afp | Nach dem [1][Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria]
       wächst der Druck auf Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), betroffene
       Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Mehrere Bundesländer kündigten am
       Mittwoch an, Betroffene aus dem Lager zu sich holen zu wollen – obwohl
       Seehofer das in der Vergangenheit abgelehnt hatte. Auch der
       Koalitionspartner SPD dringt auf eine rasche Lösung der Bundesregierung.
       
       Das Bundesinnenministerium hielt jedoch zunächst an seiner Haltung fest.
       Zwar hat die Bundesregierung am Mittwoch Griechenland Hilfe angeboten. Ein
       Sprecher des Innenministeriums sagte am Mittwoch allerdings: „Die aktuelle
       Situation stellt uns vor Herausforderungen, aber das ist kein Grund, unsere
       bisherige Rechtsordnung infrage zu stellen.“ Die stellvertretende
       Regierungssprecherin Martina Fietz erklärte: „Wir brauchen eine
       solidarische europäische Lösung.“
       
       Unterdessen machen die Länder Druck: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident
       Armin Laschet (CDU) will bis zu 1.000 Flüchtlinge aus Moria aufnehmen. „Die
       Bilder aus Moria sind bestürzend. Die Menschen auf der Flucht haben nach
       dem Feuer alles verloren, selbst das einfache Dach über dem Kopf“, erklärte
       er seinen Vorstoß. „Hier ist schnelle humanitäre Hilfe erforderlich.“
       
       Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) erneuerte
       das Angebot, Flüchtlinge aus dem Lager aufzunehmen. „Mit dieser Situation
       kann Griechenland nicht mehr alleine fertig werden“, sagte die Ministerin.
       Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) richtete einen
       dringenden „Appell an die Bundesregierung und die Europäische Kommission,
       jetzt endlich die Grenzen für diese stark belasteten und verzweifelten
       Frauen, Männer und Kinder zu öffnen“.
       
       ## Vor allem SPD-Politiker*innen machen Druck
       
       Rheinland-Pfalz forderte die sofortige Aufnahme von 1.000 Geflüchteten in
       Deutschland, 50 davon könnten nach dem Königsteiner Schlüssel in dem
       Bundesland untergebracht werden. Berlin will 300 Betroffene aufnehmen.
       Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) forderte Seehofer auf,
       den Weg zur Aufnahme von mehr Flüchtlingen frei zu machen. Auch Thüringen
       hatte schon vor Monaten die Aufnahme von rund 500 Geflüchteten beschlossen,
       scheiterte – wie Berlin – aber [2][am Widerstand des Bundes].
       
       Auch in der SPD gibt es Forderungen nach einer raschen Reaktion der
       Bundesregierung. Fraktionschef Rolf Mützenich sagte: „Wir dringen auch
       gegenüber der Bundeskanzlerin auf eine schnelle Lösung.“ Es gebe in
       Deutschland zahlreiche Länder und Kommunen, die sofort zur Aufnahme von
       Betroffenen aus Moria bereit seien. Schon bisher sei der Widerstand von
       Innenminister Seehofer dagegen nicht nachvollziehbar gewesen
       
       SPD-Chefin Saskia Esken forderte, die Bundesregierung müsse nun den Weg für
       eine Aufnahme der Geflüchteten von Moria in den Kommunen frei machen. „Wir
       müssen umgehend Hilfe vor Ort leisten und die Menschen, darunter viele
       Familien und Kinder, da rausholen“, schrieb sie auf Twitter. Außenminister
       Heiko Maas (SPD) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) ziehen dagegen eine
       europäische Lösung vor.
       
       9 Sep 2020
       
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