# taz.de -- Rechte Terrorserie in Berlin-Neukölln: Razzia bei Nazi aus Neukölln
       
       > Ein Verdächtiger der rechtsextremen Anschlagsserie soll illegal
       > Coronahilfen kassiert haben. Betroffene kritisieren Ermittler:innen.
       
 (IMG) Bild: Sebastian T. soll den Politiker Ferat Kocak ausgespäht haben, dessen Auto wenig später brannte
       
       Berlin taz | Der Neonazi Sebastian T., der als Hauptverdächtiger in der
       [1][Neuköllner Anschlagsserie] gilt, ist auch verdächtig, illegal
       Coronahilfen beantragt zu haben. Die [2][Generalstaatsanwaltschaft] hat am
       Mittwochmorgen wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug zwei Wohnungen von
       T. durchsuchen lassen.
       
       Die Staatsanwaltschaft bestätigte der taz, dass es sich bei T. auch um den
       Hauptverdächtigen der unaufgeklärten rechtsextremen Anschlagsserie handele.
       T. habe mutmaßlich als Alleintäter rechtswidrig zwischen April und Mai
       dieses Jahres einen Zuschuss über 5.000 Euro beantragt.
       
       Die Razzien verliefen laut Staatsanwaltschaft erfolgreich: Man habe in den
       Wohnungen in Gropiusstadt und Rudow mehrere Datenträger, Kontounterlagen
       sowie einen Bargeldbetrag in Höhe der mutmaßlichen Schadenssumme
       sichergestellt. Der [3][Tagesspiegel] und der RBBberichteten unter Berufung
       auf Sicherheitskreise, dass der 34-Jährige die Hilfen als Inhaber einer
       fiktiven Gartenbaufirma beantragt haben soll.
       
       Die Durchsuchung wurde laut Staatsanwaltschaft von rund 30
       Polizeibeamt:innen der BAO Fokus durchgeführt. Das ist eine
       Sonderermittlungsgruppe, die für die sich seit 2016 zäh hinziehenden
       Ermittlungen im Neukölln-Komplex eingerichtet wurde. Der Terrorserie im
       Süden des Stadtteils werden über 70 Brandanschläge, Sachbeschädigungen und
       Drohungen zugeordnet. Die Taten richten sich gegen antifaschistisch
       Engagierte. Derzeit ist T. mit einem weiteren Verdächtigen der Serie
       allerdings [4][nur wegen rechter Graffiti angeklagt].
       
       ## „Das ist Pillepalle“
       
       Betroffene beklagten unterdessen in einem offenen Brief weiter die
       mangelnde Aufklärung. Verfasserin ist die Gruppe Basta, die seit Mai 2019
       wöchentlich vor dem LKA am Tempelhofer Damm demonstriert.
       
       Er richtet sich an die Polizei, Staatsanwaltschaft und politisch
       Verantwortliche wie Innensenator Andreas Geisel (SPD). Basta drängt auf
       Aufklärung und „Offenlegung rechtsextremer Strukturen bei den
       Ermittlungsbehörden“. Es würden dort immer neue Arbeitsgruppen ins Leben
       gerufen ohne Ermittlungserfolge, heißt es. Zuletzt hatte [5][Geisel einen
       oder mehrere externe Sonderermittler angekündigt].
       
       Mehrfach hatten die Verdächtigen Kontakt und Verbindungen zu
       Polizeibeamten, ebenso soll der zuständige Oberstaatsanwalt sich in einer
       Vernehmung gegenüber einem Verdächtigen als AfD-nah zu erkennen gegeben
       haben.
       
       Erst die Beschwerde einer Opferanwältin hatte dies publik gemacht –
       daraufhin wurden die zwei zuständigen [6][Staatsanwälte wegen des Verdachts
       auf Befangenheit versetzt]. „Wir kommen immer mehr zu der Überzeugung, auch
       die fehlende Aufklärung rechtsextremer Straftaten durch die
       Ermittlungsbehörden hat System“, heißt es in dem Brief.
       
       Die Durchsuchungen gegen T. lösten bei einer Sprecherin der
       Basta-Initiative keine Freude aus: „Die sollen T. wegen rechtsextremer
       Straftaten verurteilen und nicht wegen solcher Nebenschauplätze. Das ist
       Pillepalle im Vergleich zu den rechtsextremen Straftaten.“
       
       9 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rechter-Terror-in-Berlin-Neukoelln/!t5612550
 (DIR) [2] https://twitter.com/GStABerlin?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1303584637546098688%7Ctwgr%5Eshare_3&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.rbb24.de%2Fpanorama%2Fbeitrag%2F2020%2F09%2Fpolizei-durchsuchung-berlin-neukoelln-corona-hilfsgelder.html
 (DIR) [3] https://www.tagesspiegel.de/berlin/razzia-bei-berliner-neonazi-verdaechtiger-fuer-neukoellner-anschlaege-soll-illegal-corona-hilfe-kassiert-haben/26169082.html
 (DIR) [4] /Rechtsextreme-Anschlagsserie-in-Neukoelln/!5706506
 (DIR) [5] /Senator-ueber-rechten-Terror-in-Berlin/!5702333
 (DIR) [6] /Anschlagsserie-in-Berlin-Neukoelln/!5702447
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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