# taz.de -- Kosovo-Serbien-Treffen in den USA: Trump als Friedensstifter?
       
       > Donald Trump braucht einen außenpolitischen Erfolg und will den Konflikt
       > zwischen Serbien und Kosovo lösen. Dafür hat er Vučić und Hoti getroffen.
       
 (IMG) Bild: Schwingt große Reden: Donald Trump mit Aleksandar Vučić (l.) und Avdullah Hoti (r.)
       
       Split taz | Donald Trump sitzt am Freitagabend, 4. September, medienwirksam
       hinter seinem Schreibtisch im Oval Office und hat die beiden Vertreter
       Kosovos und Serbiens links und rechts von sich postiert. Stolz verkündet er
       gemeinsam mit dem [1][serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić] und dem
       [2][Ministerpräsidenten Kosovos Avdullah Hoti] eine politische Annäherung
       der beiden Staaten. Es sei ein „wahrhaft historischer Tag“, erklärt er. „Es
       ist den beiden Ländern ein wirklicher Durchbruch für eine wirtschaftliche
       Kooperation bei einer Reihe von Themen gelungen.“
       
       Trump erhoffte sich von dem Treffen einen außenpolitischen Erfolg, der
       positiv für seine Wahlkampagne wäre. Denn es wäre in der Tat ein Schritt
       hin zum Frieden und zur Verständigung in der Region, wenn es gelänge, beide
       Seiten zu einer langfristig angelegten wirtschaftlichen und politischen
       Kooperation zu bewegen. Und es ist ihm mit Blick auf die jüdischen Stimmen
       in den USA zudem gelungen, Serbien dazu zu bewegen, seine Botschaft in
       Israel nach Jerusalem zu verlegen. Die kosovarische Regierung versprach
       zudem, den Staat Israel diplomatisch anzuerkennen.
       
       Die ehemalige „autonome Region“ Kosovo, deren Bewohner zu 88 Prozent
       Albaner sind, hatte 2008 ihre Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Der
       Unabhängigkeitskrieg 1998/99 war durch eine Intervention der Nato unter
       Führung der USA entschieden worden; Kosovo wurde bis 2008 von der UNO
       verwaltet.
       
       Mehr als 100 Staaten haben die Unabhängigkeit des Landes akzeptiert,
       Serbien allerdings nicht: In den Augen der Mehrheit der serbischen
       Bevölkerung ist Kosovo nach wie vor eine serbische Provinz, während die
       albanische Bevölkerung in Kosovo auf der Unabhängigkeit beharrt. Seit 2008
       versucht Serbien alles, um Kosovo wirtschaftlich und politisch
       auszubremsen, und hat mithilfe Russlands verhindert, dass Kosovo in
       internationalen Organisationen wie Interpol oder den UN-Organisationen wie
       Unicef aufgenommen werden kann.
       
       Im Juli hatten beide Seiten nach anderthalbjähriger Unterbrechung erstmals
       wieder direkte Gespräche unter EU-Vermittlung geführt. Brüssel macht aber
       eine Anerkennung der Unabhängigkeit Kosovos durch Serbien zur Vorbedingung
       für einen Beitritt Serbiens zur EU.
       
       Davon war in Washington nicht die Rede. Was konkret vereinbart wurde, blieb
       im Dunkeln. Trump sprach von einem Durchbruch bei Infrastrukturprojekten
       wie dem Bau einer Autobahn- und Eisenbahnverbindung und der Öffnung von
       Grenzübergängen, doch dieses Projekt war schon vor einem Jahr von Trumps
       Sondergesandten Richard Grenell als beschlossen verkündet worden. Doch der
       Spatenstich blieb bisher aus. Zwar hat Kosovo die hohen Zölle auf serbische
       Waren inzwischen aufgehoben, aus serbischer Seite jedoch gab es keine
       nennbaren Konzessionen.
       
       Ist das Ganze nur eine Luftnummer? Serbiens Präsident Aleksandar Vučić
       erklärte nach dem Treffen im Weißen Haus vor der internationalen Presse,
       das Abkommen sei ein „riesiger Schritt vorwärts“, vor serbischer
       Journalisten erklärte er aber, dass Serbien ein Abkommen mit den USA
       geschlossen habe, nicht jedoch mit Kosovo. Und auch Avdullah Hoti blieb
       vage, indem er die vereinbarten Maßnahmen begrüßte, aber gleichzeitig
       erklärte, der Schlüssel für die Normalisierung beider Staaten sei die
       Anerkennung Kosovos durch Serbien. Am Montag, 7. September, werden beide
       nach Brüssel reisen.
       
       5 Sep 2020
       
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