# taz.de -- Abkommen mit US-Vermittlung: Doppelter Deal wirft Fragen auf
       
       > Serbien und Kosovo wollen angeblich Botschaften in Jerusalem eröffnen.
       > Die EU protestiert und der serbische Präsident Vučić rudert zurück.
       
 (IMG) Bild: Doch kein so toller Deal? Serbiens Präsident während Trumps Ansprache im Weißen Haus
       
       Split taz | Die [1][Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump] am
       vergangenen Freitag, Serbien werde seine Botschaft in Israel von Tel Aviv
       nach Jerusalem verlegen und Israel und Kosovo wollten sich gegenseitig
       diplomatisch anerkennen, hat in Israel, dem Nahen Osten, der Türkei und
       nicht zuletzt auch in Europa für Aufsehen gesorgt. Denn sollte sich diese
       Absicht bestätigen, wäre für Israel und vor allem für Kosovo ein
       außenpolitischer Durchbruch erzielt – mit weitreichenden Konsequenzen im
       Nahostkonflikt.
       
       Würde Serbien tatsächlich sogleich Teile seiner Botschaft und im nächsten
       Jahr die gesamte Botschaft nach Jerusalem verlegen, wäre Serbien das dritte
       Land, das nach den USA und Guatemala diesen Schritt vollziehen würde.
       Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, zudem werde Kosovo
       seine Botschaft in Jerusalem eröffnen – als erstes Land mit mehrheitlich
       muslimischer Bevölkerung. Dies wäre ein Schlag für die Palästinenser, die
       Ost-Jerusalem als Hauptstadt ihres künftigen Staates beanspruchen.
       
       Israelische Kommentatoren zeigen sich hingegen begeistert. „Weitere
       islamische und arabische Nationen werden bald folgen!“ Sie spielen darauf
       an, dass die [2][Arabischen Emirate Mitte August diplomatische Beziehungen
       mit Israel aufgenommen hatten] und dass dank Trumps Hilfe auch
       Saudi-Arabien vor der Entscheidung stehe, diesen Schritt zu vollziehen.
       
       Noch mehr Hoffnungen werden in dem kleinen, seit 2008 von Serbien zwar
       unabhängigen, aber nicht anerkannten Staat Kosovo geweckt. Vjosa Osmani,
       die Sprecherin des Kosovo-Parlaments, dankte Israel für die Bereitschaft,
       Kosovo diplomatisch anzuerkennen.
       
       ## Kosovo hofft auf Anerkennung
       
       Vor dem Denkmal für die Juden Kosovos, das vor dem Parlamentsgebäude in
       Prishtina steht, erinnerte sie an die Hilfe der Albaner für Tausende
       jüdische Menschen der Region und jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und
       Österreich, die im Zweiten Weltkrieg vom Holocaust bedroht waren.
       
       „Vor mehr als sieben Jahrzehnten haben Albaner im Kosovo ihr Herz und ihre
       Häuser für die jüdische Bevölkerung geöffnet, um sie vor der Vernichtung zu
       retten.“ Ministerpräsident Netanjahu spielte die Botschaft von Vjosa Osmani
       vor der israelischen Presse ab.
       
       In Prishtina hofft man nun auch auf Anerkennung durch die fünf EU-Länder
       Spanien, Griechenland, Zypern, Slowakei und Rumänien – und dass in den
       Dialog mit Serbien Bewegung kommt. Doch die Dinge liegen komplizierter. So
       hatte Trump vergangenen Freitag etwas vorschnell verkündet, ein in
       wirtschaftlicher und politischer Hinsicht historisches Abkommen zwischen
       Kosovo und Serbien vermittelt zu haben.
       
       Nach einem darauf folgenden Treffen des serbischen Präsidenten Aleksandar
       Vučić und des [3][kosovarischen Ministerpräsidenten Avdullah Hoti] am
       Montag in Brüssel zeigte sich jedoch, dass [4][die EU nach wie vor die
       Zügel in der Hand behält]. Nach dem langen Verhandlungsprozess zwischen der
       EU und den beiden verfeindeten Staaten hatte Trump nach Informationen aus
       Prishtina nur verkündet, was die EU ohnehin schon mit beiden Ländern
       verhandelt hatte.
       
       ## EU und Türkei sind nicht erfreut
       
       Die EU hat Serbien und Kosovo zudem vor der Verlegung der Botschaft nach
       Jerusalem gewarnt. Ein solcher Schritt könne die Chancen auf eine Aufnahme
       in die EU untergraben, sagte EU-Kommissionssprecher Peter Stano am Montag.
       Seit 2014 laufen Beitrittsverhandlungen mit Serbien. Der Status Jerusalems
       müsse in Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern geklärt
       werden. „Es gibt kein EU-Mitgliedsland mit einer Botschaft in Jerusalem“,
       betonte Stano.
       
       Die serbische Regierung nahm von ihrer Zusage gegenüber Trump nun offenbar
       doch etwas Abstand. Präsident Vučić sagte, Serbien tue sein Bestes, um sich
       EU-Resolutionen so weit wie möglich anzupassen. Außenminister Ivica Dačić
       erklärte, das Kabinett müsse eine endgültige Entscheidung noch diskutieren.
       So stört die Serben vor allem der Wunsch Trumps, die Zusammenarbeit mit
       China und Russland einzugrenzen.
       
       Andererseits warnte die Türkei Kosovo. „Eine solche Anerkennung wird unter
       keinen Umständen die strategische, freundschaftliche und brüderliche
       Partnerschaft mit der Türkei und den arabischen Staaten verletzen“, sagte
       Kosovos Präsident Thaci nach einem Telefon mit seinem Amtskollegen Recep
       Erdoğan.
       
       8 Sep 2020
       
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