# taz.de -- Ökologischer Fußabdruck im Internet: Nicht alle streamen klimafreundlich
       
       > Eine neue Studie zeigt: Die Art der Datenübertragung ist entscheidend für
       > die Umwelt. Schlecht schneiden vor allem alte Mobilfunknetze ab.
       
 (IMG) Bild: Immerhin: vorbildlich per Kabel im Netz, hier auf der Kölner Gamescom
       
       Berlin taz | Datenübertragung im Internet verursacht Treibhausgase. Die
       Coronapandemie bringt zahlreiche Beschäftigte ins Homeoffice,
       Streamingportale boomen, während gleichzeitig immerhin weniger
       klimaschädlliche DVDs produziert und Dienstreisen unternommen werden. Die
       „Datenmenge explodiert“, sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts
       (UBA), am Donnerstag bei der Vorstellung [1][einer Studie]. Von Februar auf
       März dieses Jahres habe sich die in Deutschland übertragene Datenmenge
       binnen eines Monats um 30 Prozent erhöht.
       
       Doch Datenübertragung ist aus ökologischer Sicht nicht gleich
       Datenübertragung. Der größte Teil wird nach wie vor über Kabel übertragen.
       Dennoch hat sich das verbrauchte Datenvolumen pro Mobilfunkanschluss in
       Deutschland von 2016 bis 2019 vervierfacht, Datenflatrates für Smartphones
       werden preislich immer erschwinglicher. Die nun veröffentlichte Studie des
       UBA in Zusammenarbeit mit [2][Öko-Institut] und [3][Fraunhofer-Institut]
       nennt erstmals konkrete Zahlen für den Energieaufwand von
       Datenübertragungen. Wer unterwegs Videos mit 3G (UMTS) ansieht, sorgt für
       fast 50-mal so viel CO2-Ausstoß wie per Glasfaserkabel.
       
       Streaming von unterwegs verursacht über 3G 90 Gramm CO2-Äquivalent und über
       4G (LTE) 13 Gramm pro Stunde. Stationäre Anschlüsse sind deutlich
       sparsamer: 2 Gramm fallen bei Glasfaserübertragung an, 4 über
       High-Speed-DSL mit Kupferkabeln. Zwei Lösungen gibt es für die
       Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zur Reduzierung der Emissionen:
       einerseits der Ausbau der Mobilfrequenz 5G, bei der nur 5 Gramm pro Stunde
       anfallen sollen. Und andererseits die Verstärkung des WLAN-Angebots an
       frequentierten Plätzen.
       
       Die Netzanbindung ist das eine, das andere ist, was anbieterseitig
       passiert. Dafür haben die Studienautor*innen ein Berechnungsmodell
       entwickelt, mit dem sich die Ökobilanz von Cloud-Angeboten wie Streaming
       berechnen lässt. Das umfasst den Energiebedarf für das Übertragen und
       Speichern der Daten, aber nicht die Energie, die Endgeräte wie Router oder
       Fernseher verbrauchen. Das Fazit: Auch die drei untersuchten
       Rechnungszentren sind unterschiedlich effizient. Die Bandbreite der
       Emissionen lag zwischen 105 Kilogramm und 153 Kilogramm CO2-Äquivalenten
       pro Terabyte Speicherkapazität und Jahr. Ein in der Studie untersuchtes
       Rechenzentrum emittierte durch zu geringe Auslastung und überdimensionierte
       Gebäudetechnik 10-mal so viel CO2 wie notwendig, so Schulze bei Vorstellung
       der Studie.
       
       ## „Umweltpolitische Digitalagenda“
       
       Die Umweltministerin will deshalb während der deutschen
       EU-Ratspräsidentschaft, die bis Jahresende andauern wird, einen
       „verbindlichen Energieausweis“ für Rechenzentren auf den Weg bringen. Eine
       Grundlage dafür schaffe das UBA gerade mit dem Aufbau eines Katasters für
       Rechenzentren. Bereits Anfang März hatte Schulze eine [4][„umweltpolitische
       Digitalagenda“] vorgestellt, um den Umweltschutz langfristig in der
       Digitalpolitik zu verankern. Vorgesehen sind Effizienzvorschriften mit dem
       Ziel, dass Rechenzentren mit Ökostrom laufen, möglichst wenig Strom
       brauchen und sich die entstehende Abwärme zum Heizen nutzen lässt.
       
       11 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://publicarea.admiralcloud.com/p/iRg9WDwNJTyyr1D21Bx4mY
 (DIR) [2] http://www.oeko.de
 (DIR) [3] http://www.izm.fraunhofer.de
 (DIR) [4] http://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Digitalisierung/digitalagenda_bf.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Ruhsert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Internet
 (DIR) Streaming
 (DIR) Umweltbundesamt
 (DIR) Studie
 (DIR) Ökologischer Fußabdruck
 (DIR) Streaming
 (DIR) Irland
 (DIR) Geht's noch?
 (DIR) 5G-Technologie
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Internet
 (DIR) Internet
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Umweltbelastung durch Streaming: Das schwarze Loch
       
       Ein Besuch der weltgrößten TV- und Streaming-Messe Mipcomin Cannes wirft
       die Frage auf: Was kostet Streaming eigentlich die Umwelt?
       
 (DIR) Stromversorgung in Irland gefährdet: Hungrige Rechenzentren
       
       Wegen günstiger Bedingungen siedeln immer mehr Unternehmen ihre
       Datenverarbeitung in Dublin an. Doch das bringt viele Probleme mit sich.
       
 (DIR) Smartphones bleiben Ökomonster: Reparierbarkeit? Zero Points
       
       Mehrere Mobilfunkprovider wollen ab kommender Woche Smartphones mit einem
       Nachhaltigkeits-Label bewerten. Das klingt besser als es ist.
       
 (DIR) Kommunikationsinitiative zu 5G: Deutschland fragt zu 5G
       
       Schadet die neue Mobilfunktechnologie Mensch oder Tier? Im Bürgerdialog
       gibt es nur eine Antwort: Aber nein!
       
 (DIR) Streaming-Boom durch Corona: Schweiz droht Netflix-Stopp
       
       In der Schweiz drohen in der Corona-Krise wegen angestiegener
       Internetnutzung Einschränkungen – in Deutschland vorerst nicht.
       
 (DIR) Stromverbrauch von Streamingdiensten: Der Weg zur Streamscham
       
       Videoplattformen und Streamingdienste könnten sich zu Treibern der
       Klimakatastrophe entwickeln. Die Grünen wollen dagegen jetzt vorgehen.
       
 (DIR) Informatiker über Streamingdienst: „Streaming ist zu billig“
       
       Google startet seinen Streamingdienst für Games. Der Informatiker Peter
       Sanders erforscht, wie Algorithmen den wachsenden Strombedarf bändigen
       können.