# taz.de -- Wegen gekündigter Mitarbeiterin: Coronazis drohen Pflegeheim
       
       > Ein Pflegeheim kündigt einer Mitarbeiterin, die nach der Berliner
       > Coronademo erkrankt ist, aber keinen Test machen will. Nun wird das Heim
       > bedroht.
       
 (IMG) Bild: Risikogebiet Demo: Die gefeuerte Mitarbeiterin war vergangenes Wochenende in Berlin dabei
       
       Hamburg taz | Das private Pflegeheim Haus Itzstedt im Kreis Segeberg hat
       einer Mitarbeiterin in der Probezeit fristlos gekündigt, nachdem sie einen
       Coronatest verweigert hatte. Die Frau hatte sich wegen einer Erkältung
       krank gemeldet. Vorher war sie auf der großen [1][Demonstration gegen die
       Coronamaßnahmen] am vergangenen Wochenende in Berlin gewesen, bei der
       Demonstrant*innen sich nicht an die Auflagen zum Infektionsschutz gehalten
       hatten.
       
       Die Frau hatte extra ihre Schicht getauscht, heißt es von der Leitung.
       Durch einen Mitarbeiter des Heims habe man davon erfahren, dass sie auf der
       Demo gewesen sei. Das Pflegeheim hat daraufhin von der erkrankten
       Mitarbeiterin einen Coronatest gefordert, welchen sie laut der
       stellvertretenden Heimleiterin Christiane Warneke ohne Grund verweigerte.
       
       „Wenn man sich mit den [2][Leuten auf der Demo] beschäftigt, versteht man
       schnell, wieso sie keinen wollte“, sagt Warneke. Die Leitung hat kurzerhand
       mit einer Kündigung reagiert. „Das war eine Massenveranstaltung. Wir sind
       ein Pflegeheim. Das geht nicht.“
       
       Die Mitarbeiterin Andrea P. war erst seit vier Monaten als Reinigungskraft
       in Teilzeit im Pflegeheim Itzstedt beschäftigt und laut der
       stellvertretenden Heimleiterin bis dato nicht negativ aufgefallen. „Sie war
       freundlich und machte einen guten Job“, so Warneke. „Allerdings gehört zu
       unserem Job auch, die Bewohner*innen vor einer potenziellen Ansteckung zu
       schützen.“
       
       Das Sozialministerium Schleswig-Holstein als Aufsichtsbehörde bestätigt
       diese Sicht: „Ein Test auf SARS-CoV2 kann Bestandteil des Hygieneplanes und
       des Arbeitsschutzkonzeptes des Arbeitgebers sein und dient sowohl der
       Verhinderung des Erregereintrags als auch der Verhinderung der
       Weiterverbreitung“, schreibt Ministeriumssprecher Christian Kohl. „Der
       Hygieneplan ist in der Regel eine verbindliche Dienstanweisung und damit
       einzuhalten.“
       
       Die Hygieneregeln seien im Vorfeld kommuniziert worden, sagt Warneke.
       Schriftlich habe nichts vorgelegen. „Wir haben darüber geredet und hatten
       auch keine weiteren Vorfälle dieser Art.“ Ein anderer Mitarbeiter habe
       infolge einer besuchten Großveranstaltung einen Test gemacht, sagt Warneke.
       An den Kosten kann es jedenfalls nicht gelegen haben: Für die Tests würde
       das Pflegeheim aufkommen, so Warneke.
       
       Seit der Kündigung habe sich die Mitarbeiterin nicht mehr blicken lassen.
       Stattdessen nutzte sie die freie Zeit, um sich Unterstützung zu beschaffen:
       Auf Facebook veröffentlichte die Frau das Kündigungsschreiben – und rief
       damit auch Nazis auf den Plan. Diese richten seitdem regelmäßig
       Drohnachrichten und -anrufe an das Heim, so die Heimleitung. Alles sei
       dabei, sagt Warneke: „Die Menschen schreiben uns, dass es Corona gar nicht
       gebe, aber auch rechtes Gedankengut wird uns geschickt.“
       
       Die Kündigung sei inzwischen wieder aus dem Netz genommen worden, aber die
       Drohungen ließen nicht nach. „Das ist schon eine Belastung“, sagt
       Heimleiter Markus Hinz, „aber wir versuchen es einfach zu ignorieren“.
       Seitdem sehe die Polizei auch in regelmäßigen Abständen nach dem Rechten.
       
       3 Sep 2020
       
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