# taz.de -- Überblick zur Coronakrise: Russland lässt Impfstoff zu
       
       > Moskau umgeht alle Teststandards und beginnt zu impfen. Die US-Regierung
       > erwägt, infizierte Bürger nicht mehr ins Land zu lassen. Und die
       > Coronazahlen steigen weiter.
       
 (IMG) Bild: Russland prescht mit der Zulassung eines Impfstoffs vor – und ignoriert gängige Standards
       
       Moskau ap/dpa/reuters | In Russland ist nach Angaben von Präsident Wladimir
       Putin ein Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen worden. Eine seiner
       beiden Töchter sei unter denen, die damit bereits geimpft worden seien,
       teilte er am Dienstag mit. Der Impfstoff habe sich in Tests als wirksam
       erwiesen und biete eine andauernde Immunität gegen Sars-CoV-2.
       
       Putin betonte, dass alle notwendigen Tests durchgeführt worden seien. Den
       Gesundheitsbehörden zufolge sollen medizinisches Personal, Lehrer und
       andere Risikogruppen als Erste geimpft werden.
       
       Russland ist damit das erste Land, das einen Impfstoff gegen das
       Coronavirus zugelassen hat. Viele Wissenschaftler im In- und Ausland haben
       sich skeptisch dazu geäußert, ein neues Mittel zu registrieren, bevor die
       sogenannte dritte Testphase abgeschlossen ist, die normalerweise mehrere
       Monate mit mehreren tausend Versuchspersonen in Anspruch nimmt.
       
       Die US-Regierung erwägt laut Medienberichten ebenfalls einen drastischen
       Schritt, um der Pandemie Herr zu werden. Laut einem hochrangigen
       Mitarbeiter gibt es im Weißen Haus die Überlegung, mutmaßlich mit dem
       Coronavirus infizierten US-Bürgern die Heimreise aus anderen Ländern zu
       untersagen. Es gebe dazu einen Entwurf für entsprechende Regelungen. Diese
       seien aber noch nicht final abgestimmt und könnten sich noch ändern.
       
       Die Zahl der bestätigten [1][Coronavirus]-Fälle weltweit liegt inzwischen
       bei mehr als 20 Millionen. Dies geht aus Daten der Johns Hopkins University
       in Baltimore im US-Staat Maryland hervor. Doch gehen Forscher von viel
       höheren Fallzahlen aus, zumal nur in begrenztem Maße auf das Virus getestet
       wird und bis zu 40 Prozent aller Infizierten keine Symptome zeigen. Die
       USA, Indien und Brasilien machen fast zwei Drittel aller Fälle aus, seit
       die Welt am 22. Juli die Wegmarke von 15 Millionen Corona-Infektionen
       erreichte.
       
       Weltweit sind laut Johns Hopkins bislang mehr als 730.000 Menschen nach
       einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Die Zahl der Opfer stieg
       zuletzt unter anderem infolge besserer Behandlungsmöglichkeiten deutlich
       langsamer an als die Zahl der Neuinfektionen.
       
       In Deutschland meldeten die Gesundheitsämter nach Angaben des
       Robert-Koch-Instituts (RKI) für den Montag insgesamt 966 neue
       Corona-Infektionen. Damit nähert sich die Zahl wieder der Marke von 1.000
       Neuinfektionen. Der Wert hatte in der vergangenen Woche [2][bereits am
       Donnerstag, Freitag und Samstag über der Schwelle von 1.000 gelegen] –
       erstmals seit Anfang Mai wieder. Am Sonntag- und Montagmorgen liegen die
       Meldezahlen oft niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter
       Daten an das RKI übermitteln.
       
       Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Anfang April
       bei mehr als 6.000 gelegen. Die Zahl war nach den immer noch über 1.000
       liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie
       wieder. Experten sind besorgt, dass es zu einem starken Anstieg der
       Fallzahlen kommen könnte, der die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung
       von Ansteckungsketten an Grenzen bringt.
       
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte nach dem Anstieg der
       Corona-Neuinfektionen aber klargemacht, dass er derzeit keine kritische
       Schwelle überschritten sieht. „Wenn wir uns jetzt stabilisieren auf einem
       bestimmten Niveau, dann können wir damit umgehen.“
       
       11 Aug 2020
       
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