# taz.de -- Zukunftsbahnhof in Berlin-Wedding: Tausche Kleidung gegen Kreativität
       
       > In der Schalterhalle an der S-Bahn Bornholmer Straße sind wechselnde
       > Kiez-Projekte geplant. Den Anfang macht ein Tauschladen mit
       > Kreativangebot.
       
 (IMG) Bild: Kleidung, Postkarten und selbst gewebte Teppiche sind im Tauschladen zu finden
       
       BERLIN taz | Man kann sich ja wirklich viel über die Deutsche Bahn ärgern,
       nicht nur über ausgefallene Züge und Verspätungen, sondern auch über zugige
       und muffige Bahnhofshallen. Wenn man sich aber mit dem Ersatzverkehr zum
       S-Bahnhof Bornholmer Straße durchgekämpft hat, darf man sich in diesen
       Tagen über die Sicht auf Blumen, Armbänder und T-Shirts freuen. Die bietet
       der neuerdings dort einquartierte Tauschladen an.
       
       Der Laden ist Teil des [1][Projekts „Zukunftsbahnhof“]. Mit verschiedenen
       Angeboten möchte der Konzern herausfinden, was den Bahnhofsalltag für
       Fahrgäste verschönert. Denn die Bahn hat erkannt: Attraktive Bahnhöfe
       könnten „bei der Verkehrswende hin zu nachhaltiger Mobilität auf der
       Schiene“ eine „Schlüsselrolle spielen“. Zu verdanken sind die Idee und das
       Konzept des Tauschladens dem [2][Verein Stadtgeschichten], den die Bahn vor
       einem Jahr für die Bornholmer Straße angefragt hatte.
       
       „Wir haben uns sehr darüber gefreut“, sagt Klara Adam, die vor dem Eingang
       des kleinen Ladens steht und das Projekt mit betreut. Direkt in der
       Bahnhofshalle gab der Verein Leuten daraufhin die Möglichkeit, mitzuteilen,
       was für sie den Bahnhof verschönern würde. Ein Tauschladen stellte sich als
       besonders beliebter Vorschlag heraus.
       
       ## Zeitpunkte statt Euros
       
       Mit Geld, so ist das Konzept des Tauschladens, kommt man hier nicht weit.
       Etwas zum Tauschen hätten die Leute zwar nicht immer dabei, „ihre
       Kreativität und vielleicht auch ihre Zeit“ aber schon, meint Adam. Für eine
       Second-Hand-Klamotte muss man selber ran ans Werk: Zum Beispiel kann man
       Gedichte schreiben, eine Postkarte basteln oder ein altes T-Shirt
       zerschneiden. Der zerschnittene Stoff wird zu Teppichen verwebt. Wer
       mitmacht, sammelt „Zeitpunkte“, mit denen Fahrgäste und Anwohner*innen dann
       auch ein schönes Teil erwerben und mit nach Hause nehmen dürfen.
       
       Kooperationspartner des Tauschladens ist [3][Mädea, ein interkulturelles
       Zentrum für Mädchen und junge Frauen] im Weddinger Kiez. „Die Mädchen haben
       zusammen mit uns den Laden entwickelt und mit uns Upcycling gemacht“,
       erzählt Adam, „und wir haben uns mit ihnen in das Thema nachhaltiger
       Textilkonsum eingearbeitet“. Nachmittags wird der Laden auch von ihnen mit
       betreut.
       
       Noch ist das Projekt befristet, Adam hofft aber, dass der Tauschladen
       langfristig bleiben kann. Ab September macht der Verein außerdem drei
       Wochen lang Platz für zwei Berliner Designerkollektionen, die dann den
       kleinen Raum an der Bahnhofshalle mit Leben füllen sollen. Diese exklusiven
       Klamotten können aber nur gegen echte Euros eingetauscht werden.
       
       27 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bahnhof.de/bahnhof-de/bahnhoferleben/Zukunftsbahnhof-4476510
 (DIR) [2] http://www.buero-stadtgeschichten.de/
 (DIR) [3] http://maedea.stiftung-spi.de/00_home/00_home.htm
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Greta Rothenpieler
       
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