# taz.de -- RB Leipzig in der Champions League: Von Dietrich und Donald
       
       > RB Leipzig steht im Halbfinale der Champions League. Das erinnert an
       > Machtapparate und Donald Trump.
       
 (IMG) Bild: Wer zuletzt lacht: Brause-Milliardär Dietrich Mateschitz inmitten der deutschen Funktionärselite
       
       Dieser Dietrich Mateschitz erinnert mich ja sehr an den Donald Trump. Der
       eine hat mit seinem Spielzeug, RB Leipzig, gerade das Halbfinale der
       Champions League erreicht. Der andere versucht mit seinem Spielzeug, dem
       White House, gerade irgendwo im Nahen Osten Punkte zu sammeln, damit er im
       Herbst ganz groß rauskommt. Bei Mateschitz, dem Boss von Red Bull, liegt
       das nächste Zwischenziel näher als bei Trump: Er und sein RB Leipzig wollen
       nun das CL-Finale am 23. August erreichen und den wichtigsten Pokal des
       europäischen, vermutlich sogar des Weltfußballs in den Händen halten.
       
       Mateschitz und Trump sind beide Milliardäre, Bosse von Mischkonzernen.
       Beide betreiben offen das, was man aus Scham- und Rechtsschutzgründen
       Rechtspopulismus nennt. Bei beiden äußert sich das im Schimpfen auf
       „Eliten“, zu denen die beiden Herren selbst nicht dazugehören wollen. In
       den Worten des RB-Chefs ist es der Ärger über eine „Politik, die sich in
       politischer Correctness ergeht, und eine selbst ernannte sogenannte
       intellektuelle Elite“.
       
       Bei beiden offenbart sich ihr Machtwille auch in der Förderung einer Art
       Parallelöffentlichkeit – der eine gibt nur rechtslastigen TV-Sendern
       Interviews und schaut die auch nur an. Der andere hat sich gleich selbst
       den Sender „Servus“ aufgebaut und hatte sich eine eigene Rechercheplattform
       geschaffen, [1][die erst jüngst abgewickelt wurde]. Die Auflösung des
       Portals „Addendum“ erinnert wiederum sehr an Trump'sche Personalpolitik, wo
       geheuert und gefeuert wird.
       
       Und beide setzen auf Sport, um auf einer vermeintlich volkstümlichen Bühne
       dem Volk ihre Macht zu demonstrieren. Trump [2][kaufte sich 1983 den
       Footballclub New Jersey Generals], hatte hochfliegende Pläne, dessen Liga,
       United States Football League, mit der mächtigen NFL zu fusionieren, und
       fuhr sie gegen die Wand. Mateschitz kaufte sich Fußballvereine, die er zu
       Markenzeichen seines Konzerns machte. Trump versuchte sich noch im
       Boxgeschäft, gründete ein Radrennen „Tour de Trump“ und brachte sich ins
       Wrestling ein. Mateschitz investiert in Extremsport: Berglaufen,
       Wildwasser-Kajak, Klippenspringen bis hin zum Sprung aus dem Weltall.
       
       ## Absurde Kritik
       
       Mateschitz und Trump sind auch harscher Kritik ausgesetzt. Tatsächlich
       schwingen da oft absurde Anwürfe über weltumspannende Verschwörungen mit,
       vieles mutet wie völkisches Gedankengut an. Etwa die Kritik an RB Leipzig,
       es sei nur ein „künstliches Produkt“, das nur dem Profit diene; das klingt
       ja wirklich nach Stereotypen des Antisemitismus, wo der „unnatürliche
       Fremdkörper“, der den Heuschrecken ähnlich die Welt auf der „Gier nach
       Profit“ abgrast, ja zum ständigen Topos gehört.
       
       Was machen wir nun mit dem Befund? Die Macht, deren Gesichter die Herren
       Mateschitz und Trump sind, gilt es zu bekämpfen. Aber nicht jeder Stimmung
       gegen sie darf man verfallen. Und was bedeutet das nun für die Champions
       League? Sie zeigt uns den weiteren Siegeszug dieser Art von Machtpolitik.
       RB kommt gerade in der aktuellen Saison groß raus, wo kaum jemand in die
       Stadien geht und wo es die Spiele nur beim Streamingdienst zu gucken gibt.
       
       Dass der Fußball im Sommer 2020 keine öffentliche Angelegenheit mehr ist,
       liegt nicht nur an Corona. Es hat auch damit zu tun, dass sich
       Machtapparate, die mal Trump, mal Mateschitz heißen, sich des Sports
       bemächtigen.
       
       14 Aug 2020
       
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