# taz.de -- Markus Söders Corona-Management: Hochmut und Fall
       
       > Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat stets den Corona-Chefchecker
       > gegeben. Nach den Pannen muss er leiser sein. Doch Verwandlungen liegen
       > ihm.
       
 (IMG) Bild: Ein Bayer in der Krise
       
       Wer viel macht, der macht auch Fehler: So könnte Markus Söder die Panne bei
       den [1][Coronatests in Bayern] eigentlich relativ locker aussitzen. Es ist
       zwar peinlich und potenziell gefährlich, dass die Behörden 900 positiv
       getestete Reiserückkehrer tagelang nicht über ihre Testergebnisse
       informierten. Aber immerhin wurden die Urlauber in Bayern überhaupt
       systematisch getestet, während andere Länder das lange nicht so dringlich
       fanden.
       
       Für Söder ist die Testpanne trotzdem ein ernstes Problem, zumal auch die
       Missstände in einem [2][coronaverseuchten bayerischen Gemüsehof] immer
       deutlicher werden. Tönnies lässt grüßen. Aber Söder ist nicht einer von
       vielen Coronaentscheidern, die sich durch die Krise wurschteln. Er wirkte
       seit Beginn der Pandemie besonders fleißig, entschlossen und streng, er
       inszenierte sich aber auch besonders eitel als Corona-Chefchecker der
       Republik und Bayern als Mutterland der Corona-Expertise. Söder genießt
       unverhohlen seine Favoritenrolle unter den möglichen Kanzlerkandidaten der
       Union und formulierte selbst als Anspruch für dieses Amt: „Nur wer Krisen
       meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen.“ Was als
       Spitze gegen den angeblich zu lockeren Armin Laschet gemeint war, fällt nun
       auf Söder selbst zurück.
       
       Wie [3][heikel die Testpanne für den CSU-Chef] ist, zeigt seine Absage der
       lange angekündigten Wattwanderung in Schleswig-Holstein, die viele als
       Zeichen für bundespolitische Ambitionen interpretierten. Daraus wird nun
       das Gegenteil: Söder muss in Bayern bleiben! Heißt das: Für immer?
       
       Der oft gehörte Appell, man solle die nötige Corona-Sachpolitik nicht mit
       der Personalpolitik der Parteien vermengen, ist albern. In einer Zeit, in
       der es zu gefühlt 90 Prozent um Corona und die Folgen geht, werden
       natürlich auch potenzielle Kandidaten an ihrer Coronapolitik gemessen.
       Woran denn sonst?
       
       ## Schwieriger Rollenwechsel steht bevor
       
       Spätestens seit dem bizarr protzigen Auftritt mit der Kanzlerin im
       [4][Königsschloss Herrenchiemsee] eignet sich Söder für eine Geschichte von
       Hochmut vor dem Fall wie aus dem Bilderbuch. Seine Rivalen würden daran
       gerne mitschreiben.
       
       Wenn der Franke aber eins wirklich kann, dann sich selbst verwandeln. So
       wurde aus dem Asylhardliner ein Unions-Versöhner. Jetzt hat Söder wieder
       einen schwierigen Rollenwechsel vor sich. Seine Beliebtheit verdankt er vor
       allem seinem Coronamanagement. Den lauten Angeber kann Söder dabei aber
       vorerst nicht mehr spielen. Was dann? Einen demütigen Dazulerner? Kaum
       vorstellbar. Also wird er wohl irgendwie herumlavieren – wie die meisten
       anderen. Aber reicht das, um die Nummer eins der Union zu bleiben?
       
       13 Aug 2020
       
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