# taz.de -- Weihnachtsmärkte in Coronazeiten: Priorität hat der Markt
       
       > Es ist Hochsommer und die Länder erarbeiten Konzepte, damit
       > Weihnachtsmärkte trotz Pandemie stattfinden können. Das wünscht man sich
       > auch für Schulen.
       
 (IMG) Bild: In drei Monaten sollen die ersten Weihnachtsmärkte wieder öffnen – so zumindest der Plan
       
       Woran denkt man im Sommer, im Juli, im August? Hoffentlich an Eis, Strand
       und Meer, [1][an Wassermelonenkerne], die man auf den warmen Asphalt
       spuckt, an strahlend blauen Himmel und grüne Wiesen, und an kühles Bier,
       das man mit Freund:innen an der nächsten Straßenecke trinkt. Manche denken
       an diese Dinge. Andere an Weihnachten.
       
       In zweieinhalb Wochen ist September und im September werden die ersten
       Lebkuchen in Supermarktregale geräumt. Noch ungefähr vier Monate, dann ist
       Weihnachten. Und in drei Monaten, wenn denn alles gut wird, werden [2][die
       ersten Weihnachtsmärkte öffnen]. Wenn denn alles gut wird. Das heißt in
       Zeiten der Pandemie: Wenn die Infektionszahlen im Winter nicht rasant
       ansteigen und wir vor einem neuen Lockdown stehen.
       
       Sicher ist: Es wird wieder kalt werden und Corona wird am Ende des Jahres
       nicht ausgestanden sein. Letzteres besorgt Händler:innen und
       Veranstalter:innen von Weihnachtsmärkten. Sie erarbeiten deshalb bereits
       Konzepte, damit die Märkte stattfinden können.
       
       Aus Nürnberg heißt es, es solle eine Art Einbahnstraßensystem mit
       vorgegebener Laufrichtung eingeführt werden. In Gruppen zusammenstehen ist
       ja nicht drin. Glühwein und kandierte Äpfel im Wortsinne to go. In Mainz
       werden eine Maskenpflicht und Einlasskontrollen diskutiert. Und in Sachsen,
       wo bei einer Befragung des MDR 57 Prozent der Befragten angaben, auch trotz
       Pandemie die Weihnachtsmärkte besuchen zu wollen, betont die Kultur- und
       Tourismusministerin Barbara Klepsch, dass die Märkte zwar unter anderen
       Bedingungen stattfinden werden, „das heimelige Gefühl“ aber verbreitet
       werde.
       
       ## Falsche Leidtragenden
       
       Die Konzepte der Länder unterscheiden sich stark voneinander. Föderalismus
       im Weihnachtsmarktbusiness. Das erinnert ein wenig an die Debatte über
       einheitliche oder eben nicht einheitliche [3][Hygienekonzepte für Schulen].
       Masken an oder auf im Klassenzimmer. Mindestabstand auf dem Schulhof oder
       nicht. Regelunterricht oder Schichtbetrieb.
       
       Schon kurios. Monate vor Weihnachten wird nachgedacht, diskutiert,
       entschieden. Da funktioniert es, bei den Schulen irgendwie nicht. Da
       scheint man die Sommerferien nicht genutzt zu haben, um realistische
       Lösungen für Schüler:innen zu finden. Ärgerlich. Gerade die hätten es
       verdient. Mehr noch als Weihnachtsmärkte.
       
       20 Aug 2020
       
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