# taz.de -- Bewerbung für Olympia 2032: Fünf Ringe für Katar
       
       > Das Emirat am Golf möchte Olympische Spiele ausrichten. Dafür spricht
       > nicht allzu viel. Dennoch wird Katar wohl den Zuschlag erhalten.
       
 (IMG) Bild: Stadionbaustellen sind zu einer Art Symbolbild für Katar geworden
       
       Katar will es also wieder wissen. Das Emirat am Persischen Golf möchte
       Olympische Sommerspiele austragen. Der kleine, stinkreiche Staat steht
       bereit für Olympia 2032. Die Chancen dafür stehen gut. Olympische Spiele in
       der Hauptstadt Doha sind das logische Ende einer Entwicklung, die mit der
       Fußball-WM 2022 einen ersten Höhepunkt haben wird.
       
       Katar strebt schon lange nach olympischen Gastgeberwürden. Doch die
       Bewerbungen für die Spiele 2016 und 2020 wurden aus dem Rennen genommen,
       bevor es zur Abstimmung im Internationalen Olympischen Komitee gekommen
       ist. Im Mai 2012 tagte die Exekutive des IOC im kanadischen Québec und
       beendete vorerst die Hoffnungen des Emirats.
       
       Wie schon beim ersten Anlauf war hinterher die Rede davon, dass sich Katar
       wegen der heißen Wüstensommer mit einem Termin für Oktober beworben hätte,
       was nicht hineinpasse in den internationalen Sportkalender. Doch schon im
       Sommer desselben Jahres in London zeigte Katar, dass man weiter an
       Olympiaplänen arbeitet.
       
       Das Olympische Komitee von Katar hatte sich für die Zeit der Olympischen
       Spiele, die gerade in London liefen, eine repräsentative Villa an der
       Themse, um ausgewählten Besuchern [1][in einer Ausstellung die Träume der
       Sportnation Katar zu präsentieren]. Die hatte zu diesem Zeitpunkt kein
       gutes Ansehen.
       
       Die Vergabe der Fußball-WM 2022 bestimmte monatelang die Schlagzeilen. Von
       gekauften Fifa-Funktionären und der politischen Einflussnahme auf die
       Vergabe war da die Rede. Auch die Versuche des Katarers [2][Mohammed bin
       Hammam], sich Stimmen für seine Wahl zum Fifa-Boss zu kaufen, warfen ein
       schlechtes Licht auf das Land.
       
       ## Das frauenfreundliche Emirat
       
       Das Emirat musste dem etwas entgegensetzen. Über das Thema Frauenförderung
       versuchte Katar nun in London Herzen für sich zu gewinnen. Moderne, Sport
       treibende muslimische Frauen sollten dem Land ein neues Image verleihen. Im
       Londoner Olympiastadion trug mit der Sportschützin Bahya Mansour al-Hamad
       erstmals eine Frau die Fahne des Landes bei einer Eröffnungsfeier. Wenn es
       ernst wird mit der Vorstellung Katars als Kandidatenstadt, werden es solche
       Bilder sein, mit denen das Land für sich wirbt.
       
       Bei IOC-Präsident Thomas Bach jedenfalls ist die Emanzipationsshow von
       London ganz gut angekommen. „Lassen Sie das doch mal auf die arabische Welt
       wirken“, hat er damals über die Fahnenträgerin Katars gesagt. Vor vier
       Jahren sprach er in Katars Hauptstadt Doha vor der Versammlung der
       Nationalen Olympischen Komitees und sagte, er könne sich vorstellen, dass
       Katar einmal Kandidat für die Sommerspiele werde. Kein Wunder also, dass er
       sich auch jetzt wohlwollend äußert. Glücklich sei man über das „gewaltige
       Interesse“ an der Austragung der Spiele in zwölf Jahren.
       
       Von der Hitze in Katar, die auch im Herbst kaum sportliche Aktivitäten im
       Freien zulässt, war nicht die Rede in dem Gespräch mit Bach. Kein Wunder,
       wurde es doch vom katarischen Sender BeIN Sports geführt. Die Bilder von
       leidenden Athlet:innen bei den Langstreckenwettbewerben unter freiem Himmel
       bei der Leichtathletik-WM 2019 in Doha sind jedenfalls nicht gerade gute
       Werbung für Olympia in Katar. Und auch wenn sich die Arbeitsbedingungen an
       den Baustellen für Stadien und Infrastruktur für die Fußball-WM 2022 nach
       heftigen internationalen Protesten gebessert haben mögen, so leiden die
       Arbeitsmigranten im Emirat weiter unter miserablen Verhältnissen.
       
       ## Sportnation Katar?
       
       Nach einer Vielzahl von Weltmeisterschaften in den unterschiedlichsten
       Disziplinen bestehen zudem nach wie vor Zweifel, ob es eine Sportnation
       Katar überhaupt gibt. Für die Radsport-WM 2016 interessierten sich so
       wenige Menschen, dass die Bilder davon heute so wirken, als hätten die
       Rennen unter Pandemiebedingungen stattgefunden. Und weil sich für das
       eigene Handballteam bei der WM 2015 im eigenen Land nicht genug Fans
       fanden, ließ man Jubelspanier aus Europa einfliegen.
       
       All das ist in der Sportwelt bekannt. Dennoch wird sich niemand wundern,
       wenn das olympische Feuer in Katar entzündet wird. Übrigens: Für die Spiele
       2032 will sich auch die [3][Region Rhein-Ruhr] bewerben.
       
       28 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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