# taz.de -- Eisbären in der Klimakrise: Zu heiß für das Eis
       
       > Bis ins Jahr 2100 könnten Eisbären laut einer neuen Untersuchung
       > praktisch ausgestorben sein, wenn die Klimakrise ungebremst
       > voranschreitet.
       
 (IMG) Bild: Eiskalt, nicht kalt genug, daher dünnes Eis für Eisbären
       
       Berlin taz | Immer wieder verirren sich Eisbären nach Ryrkaipij im
       Nordosten Russlands. Im vergangenen Dezember kamen aber gleich rund 60 der
       Raubtiere zur Nahrungssuche in das Dorf – ungewöhnlich viele. „Fast alle
       Bären sind dünn“, berichtete Tatyana Minenko von der Patrouille, die die
       Tiere von den Häusern fernhält. Andere Regionen der Arktis [1][erlebten
       ähnliche Vorfälle].
       
       Das sind erste Anzeichen für das, was Forscher:innen gerade im Fachmagazin
       Nature Climate Change [2][publiziert] haben: Eisbären könnten im Jahr 2100
       praktisch ausgestorben sein. Steigen die Emissionen wie bisher, dürfte zum
       Ende des Jahrhunderts nur noch eine der 13 untersuchten Populationen übrig
       sein.
       
       Schätzungsweise 25.000 Tiere leben derzeit in 19 Populationen rund um den
       Nordpol. Die Klimakrise erschwert ihnen die Nahrungssuche: Das Eis am
       Nordpol schrumpft und damit auch die Zeitspanne im Jahr, in der die
       Raubtiere auf Robbenjagd gehen können. Schwache, ausgehungerte Eisbären
       jagen außerdem weniger erfolgreich. Der arktische Winter wird so zur
       Überlebensprobe.
       
       Leitautor Péter Molnár von der kanadischen University of Toronto warnt:
       „Wir haben zum Beispiel angenommen, dass die Eisbären optimal mit ihrer
       Energie umgehen, während sie fasten“, erklärt der Ökologe. „Wenn das nicht
       der Fall ist, könnte die Realität schlimmer aussehen als unsere
       Projektionen.“
       
       ## Selbst im moderaten Szenario sterben die Eisbären aus
       
       Die Forscher:innen sind in ihren Berechnungen von einem Szenario
       ausgegangen, in dem die Treibhausgas-Emissionen weiter wie bisher steigen.
       Die Erde könnte sich damit gegenüber vorindustriellen Zeiten um mehr als 4
       Grad erwärmen. In der Studie gibt es auch den Vergleich mit einem etwas
       moderaterem Szenario, das allerdings immer noch auf mehr als 2 Grad
       Erderwärmung hinausläuft. Selbst das würde das Aussterben nur hinauszögern,
       nicht aber beenden, heißt es in der Studie.
       
       Ziel des Paris-Abkommens ist es, die Erderwärmung bei „deutlich unter 2
       Grad“ oder möglichst bei 1,5 Grad zu begrenzen. Ein solches Szenario ist in
       der neuen Studie gar nicht modelliert. Wenn die bisherigen
       Klimaschutzversprechen in aller Welt komplett umgesetzt werden, ist eine
       Erderwärmung von rund 3 Grad zu erwarten.
       
       21 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Eisbaeren-in-bewohnten-Gebieten/!5569166
 (DIR) [2] https://www.nature.com/articles/s41558-020-0818-9
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Schwarz
       
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