# taz.de -- Datenbank zu häuslicher Gewalt in China: Schutz oder Pranger?
       
       > Im chinesischen Yiwu können sich Frauen bald in einer Datenbank
       > informieren, ob ihr künftiger Ehemann wegen häuslicher Gewalt verurteilt
       > wurde.
       
 (IMG) Bild: „Und deiner?“: Straßenszene in Peking
       
       Wen man da eigentlich geheiratet hat, fragen sich wohl viele früher oder
       später nach der Eheschließung. Damit man sich künftig nicht an einen
       gewalttätigen Ehemann bindet, will Yiwu nun am 1. Juli eine Datenbank
       bereitstellen, in der alle Täter:innen des Landes erfasst werden, die seit
       2017 wegen häuslicher Gewalt schuldig gesprochen, zu einer Haftstrafe
       verurteilt wurden oder eine einstweilige Verfügung bekommen haben. Dies
       wurde auf der stadteigenen Webseite bekannt gegeben, der [1][Guardian
       berichtete].
       
       Häusliche Gewalt ist ein enormes Problem: In Deutschland beispielsweise
       wird etwa jede vierte Frau mindestens einmal Opfer von Gewalt durch ihren
       (Ex-)Partner. Noch gibt es zwar keine konkreten Zahlen, doch erste Studien
       zeigen, dass die Fälle [2][in der Coronakrise] weltweit noch zugenommen
       haben: Während des Lockdowns bekommt kaum eine:r mit, was zu Hause
       passiert, Beratungs- und Hilfeangebote sind überlastet, Frauenhäuser
       überfüllt.
       
       Das eigene Zuhause ist und bleibt der [3][gefährlichste Ort für Frauen].
       Dagegen müssen Maßnahmen unternommen werden, klar, doch eine Datenbank von
       Straftäter:innen kann nicht die Lösung sein.
       
       Die künftige Datenbank ist die erste dieser Art in China und erinnert an
       die Praktik in den USA, wo die Wohnorte verurteilter Sexualstraftäter:innen
       öffentlich einsehbar sind. Recht auf Resozialisierung sieht anders aus.
       
       Missbrauch lässt sich kaum verhindern 
       
       Um eine Datenanfrage zu stellen, wird in Yiwu zwar die eigene ID und die
       des Partners benötigt, doch Missbrauch lässt sich damit nicht verhindern.
       Denn wie soll überprüft werden, ob wirklich die Partner:in nach
       Informationen sucht oder doch der künftige Arbeitergeber:in oder
       Vermieter:in.
       
       Die Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Ehepartner verschleiert zudem das
       strukturelle Problem der Gewalt gegen Frauen und wälzt es auf Individuen
       ab. Die meisten Fälle von häuslicher Gewalt werden nicht polizeilich
       erfasst.
       
       Viel wirksamer als eine neue Form der Überwachung wäre es also, gegen die
       Struktur zu kämpfen. In Form von Präventionsarbeit bei Jugendlichen,
       Sensibilisierung von (Polizei-)Behörden und vor allem mehr finanzielle
       Ressourcen für Frauenhäuser und andere Hilfsangebote. Und das weltweit.
       
       25 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.theguardian.com/world/2020/jun/24/chinese-city-launches-domestic-violence-database-for-couples-considering-marriage
 (DIR) [2] /Corona-ist-weiblich/!5670768
 (DIR) [3] /Debatte-um-sexualisierte-Gewalt/!5606491
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Carolina Schwarz
       
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