# taz.de -- Spanien geht gegen Plastikmüll vor: Ohne Trinkhalme und Wattestäbchen
       
       > Spaniens Regierung führt eine Plastiksteuer ein und verbietet
       > Wegwerfgeschirr aus Plastik. Corona hat das Müllproblem zuletzt
       > verschärft.
       
 (IMG) Bild: Seit 6 Wochen darf Alexandra nach der Coronakrise raus. Sie sammelt am Strand von Gijon Plastikmüll
       
       Madrid taz | Ab Juli kommenden Jahres wird es in Spanien weder Trinkhalme,
       noch Wegwerfgeschirr aus Plastik, oder Wattestäbchen mit Plastikstängel
       mehr geben. In Kosmetik und Waschmittel darf kein Mikroplastik mehr
       enthalten sein.
       
       In der Verwaltung müssen Trinkbrunnen aufgestellt und in die Restaurants
       muss den Kunden Leitungswasser zum Menü angeboten werden. Das soll den
       Verbrauch an Plastikflaschen verringern.
       
       All das steht in einem [1][Gesetz], das die spanische Linksregierung unter
       dem Sozialisten Pedro Sánchez am Dienstagnachmittag vorstellte. Das
       Paragraphenwerk setzt weitgehend [2][europäische Richtlinien für die
       Plastikvermeidung] um.
       
       Dort wo weiterhin Plastik verwendet wird, ist dann eine Steuer fällig. 0,45
       Euro pro Kilogramm Plastikverpackungsmaterial wird sie betragen. Insgesamt
       soll dies gut 700 Millionen Euro pro Jahr bringen. Bis 2025 müssen
       mindestens 77 Prozent der Plastikflaschen separat eingesammelt werden. 2029
       sollen es 90 Prozent sein.
       
       ## Bisher recycelt Spanien weniger als Resteuropa
       
       Doch damit nicht genug. Spanien will von einer linearer Wirtschaft auf
       zirkuläre Wirtschaft umstellen. Bisher recycelt Spanien mit 36 Prozent des
       Mülls deutlich weniger als der EU-Schnitt. Das soll sich ändern. Gemeinden
       über 5.000 Einwohnern müssen spätestens 2022 neben der bisherigen Trennung
       von Glas, Papier und gelber Tonne auch Biomüll getrennt sammeln.
       
       Die kleinen Gemeinden haben zwei Jahre länger Zeit. Ab 2025 wird auch
       gebrauchte Kleidung getrennt gesammelt. Fernziel: 2055 sollen 55 Prozent
       des Haushaltsmülls recycelt werden, 2030 60 und 2035 65 Prozent.
       
       Außerdem wird ab 2021 die Vernichtung von Produktionsüberschüssen verboten.
       Sie müssen einer Verwendung zugeführt werden. So sieht das Gesetz etwa vor,
       überschüssige Lebensmittel zu Tierfutter zu verarbeiten.
       
       ## Abfallproblem durch Pandemie zugenommen
       
       Auch der geplanten Obsoleszenz, also der vorprogrammierte Lebensdauer von
       technischen Geräten, will die Regierung einen Riegel vorschieben.
       „Produktdesign und Fabrikation und Nutzung von Produkten, die effizient
       beim Verbrauch von Ressourcen, dauerhaft, leicht zu reparieren,
       wiederverwendbar und aktualisierbar sind, müssen gefördert werden“, heisst
       es im Gesetz.
       
       Umweltschutzorganisationen verweisen darauf, dass in den letzten Monaten
       das Abfallproblem durch die Covid-19-Pandemie zugenommen habe. Die gelben
       Tonnen quellen dank der Einwegmasken und Wegwerfhandschuhe über. Laut
       Greenpeace nahm der Müll in den gelben Containern um 15 Prozent zu, während
       gleichzeitig die Recyclingquote abnahm, da in den Müllzentren keine
       Aussonderung per Hand mehr stattfindet, um die Arbeiter vor dem Coronavirus
       zu schützen.
       
       3 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://elpais.com/sociedad/2020-06-02/el-gobierno-lanza-un-nuevo-impuesto-sobre-los-envases-plasticos-que-preve-recaudar-724-millones-de-euros.html
 (DIR) [2] /Coronakrise-und-Verpackungsmuell/!5677834&s=plastik+eu/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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