# taz.de -- Grünen-Politikerin über das KSK: „Gefährliche Art von Korpsgeist“
       
       > Ist die Bundeswehr-Spezialeinheit KSK rechtsextrem durchsetzt? Die Grüne
       > Agnieszka Brugger verlangt Aufklärung von der Verteidigungsministerin.
       
 (IMG) Bild: Sachsen-Anhalt, Magdeburg: KSK-Soldaten trainieren den Häuserkampf und eine Geiselbefreiung
       
       taz: Der Brief eines KSK-Hauptmanns, der rechtsextreme Tendenzen in der
       Eliteeinheit anprangert, sorgt für einigen Wirbel. Liegt Ihnen das an
       Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer adressierte Schreiben
       vor? 
       
       Agnieszka Brugger: Die Mitglieder des Verteidigungsausschusses haben von
       diesem Brief erst aus der Presse erfahren. Das geht überhaupt nicht. Als er
       am Freitag publik wurde, haben wir ihn umgehend angefordert. Offiziell
       liegt er uns noch nicht vor. Das ist nicht nur mangelnder Respekt vor dem
       Parlament, sondern hat auch mit der versprochenen Transparenz und einer
       schnellen und lückenlosen Aufklärung wenig zu tun.
       
       Wir erwarten, dass sie am Mittwoch in den Verteidigungsausschuss kommt und
       uns Rede und Antwort steht. Die Enthüllungen zeigen noch einmal besonders
       drastisch, wie groß und real die Gefahr durch Rechtsextremismus in den
       Sicherheitsbehörden ist.
       
       In dem Brief ist von einer „chronischen Unterwanderung“ des KSK die Rede.
       Hat Sie ein solch heftiger Befund überrascht? 
       
       Ohne irgendwen unter einen Generalverdacht stellen zu wollen: Es haben sich
       in den letzten Jahren massiv die Anzeichen gehäuft, dass es ernstzunehmende
       Probleme mit Rechtsextremismus in der Bundeswehr und gerade auch im KSK
       gibt. Dazu haben wir als Opposition schon vor Jahren Fragen gestellt. Doch
       damals sind wir einfach abgebügelt worden.
       
       Die Medien, ganz besonders auch die [1][taz], haben wertvolle
       Aufklärungsarbeit geleistet. Doch auch diese Recherchen wurden viel zu
       lange nicht ernst genug genommen. Inzwischen kann aber niemand mehr
       leugnen, dass es ein ernsthaftes Problem gibt. Die Verteidigungsministerin
       muss das KSK jetzt endlich intensiv durchleuchten und schonungslos die
       Konsequenzen ziehen.
       
       Der Hauptmann benennt in seinem Schreiben systemische Faktoren, die die
       angeprangerten Zustände möglich machten. Er spricht von einem
       Kadavergehorsam, der im KSK herrschen würde und zu einer als „toxisch zu
       bezeichnenden Kultur des Hinnehmens“ geführt hätte. Deckt sich das mit
       Ihren Erkenntnissen? 
       
       Ich nehme den Brief sehr ernst, er ist maximal alarmierend. Und er
       offenbart eine gefährliche Art von Korpsgeist, der dafür gesorgt hat, dass
       es im KSK eine Kultur des Verschweigens und des Vertuschens gibt und
       Rechtsextremisten gedeckt worden sind. Gerade bei Spezialkräften braucht
       es besonders strenge Kontrollmechanismen. Wer den Spezialkräften angehört,
       sollte nicht nur körperlich fit sein. Gerade wenn es im Extremfall um Leben
       und Tod gehen kann, braucht es eine besondere charakterliche Eignung. Da
       muss man mit aller Festigkeit auf dem Boden des Grundgesetzes stehen.
       
       Halten Sie die KSK für reformierbar? 
       
       Auf jeden Fall muss man sich die derzeitigen Strukturen sehr genau
       anschauen. Rechtsextremisten dürfen weder bei den Spezialkräften noch sonst
       irgendwo in der Bundeswehr einen Platz haben. Es muss sichergestellt sein,
       dass entsprechenden Hinweisen sofort in aller Härte und mit aller
       Konsequenz nachgegangen wird. Da kann es nur eine Nulltoleranzpolitik
       geben. Einschlägige Personen müssen schnellstmöglich aus der Bundeswehr
       entfernt werden. Denn sie sind ein riesiges Sicherheitsrisiko.
       
       Da reicht es nicht, wenn der MAD sagt, die Zustände im KSK seien seit
       einigen Monaten ein Arbeitsschwerpunkt. Es braucht jetzt entschlossenes
       Handeln. Es braucht jetzt radikale Reformen. Vor dieser riesigen Gefahr
       kann wirklich niemand mehr die Augen verschließen.
       
       Ihre FDP-Kollegin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat gefordert, das KSK
       gegebenenfalls neu aufzustellen. Sehen Sie das auch so? 
       
       Es müssen alle Optionen auf den Tisch. Auch eine Neuaufstellung darf kein
       Tabu sein. Entscheidend ist, dass es nicht nur kosmetische Veränderungen
       gibt. Es reicht offensichtlich nicht aus, nur ein paar kleine Reförmchen im
       Bereich der politischen Bildung zu machen.
       
       Die Verteidigungsministerin hat eine Arbeitsgruppe zur KSK gebildet, deren
       Ergebnisse sie [2][noch vor der Sommerpause] präsentieren will. Wie hoch
       sind Ihre Erwartungen daran? 
       
       Die Messlatte liegt sehr hoch. Annegret Kramp-Karrenbauer muss jetzt
       schnell wirksame Maßnahmen präsentieren, die der Schwere des Problems
       gerecht werden. Das Eigenlob der Ministerin in den letzten Wochen, wie
       entschlossen sie doch durchgreifen würde, hat mich zutiefst irritiert. Denn
       ich kann davon bislang kaum etwas erkennen. Annegret Kramp-Karrenbauer muss
       jetzt endlich handeln. Lippenbekenntnisse reichen nicht, um dieser Gefahr
       zu begegnen.
       
       15 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rechter-KSK-Soldat-bei-der-Bundeswehr/!5682476
 (DIR) [2] /Rechtsextreme-Bundeswehrsoldaten/!5692599
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) KSK
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) KSK
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Aufrüstung der Bundeswehr: Wohin mit dem Geld?
       
       Von den 130 Milliarden Euro aus dem jüngsten Konkjunkturpaket soll auch die
       Bundeswehr etwas abkriegen. Was will die Armee kaufen?
       
 (DIR) Rechtsextreme Bundeswehrsoldaten: „Knallhart und schonungslos“
       
       Regelmäßig gibt es neue Meldungen über Rechtsextreme bei der Spezialeinheit
       KSK. Die Verteidigungsministerin will dazu noch vor der Sommerpause einen
       Bericht vorlegen.
       
 (DIR) Verhaftung von rechtem KSK-Soldaten: „Schäfchens“ Waffenlager
       
       Wie können Bundeswehrsoldaten immer wieder Waffen und Munition entwenden?
       Das Verteidigungsministerium will das nun überprüfen.
       
 (DIR) Rechter KSK-Soldat bei der Bundeswehr: Zu Hause beim „Nazi-Opa“
       
       Ein KSK-Soldat versteckte Kriegswaffen und Sprengstoff in seinem Haus.
       Wieso blieb das so lange unentdeckt?