# taz.de -- Neue Besitzverhältnisse bei „Libération“: Fast zu schön, um wahr zu sein
       
       > Die französische Tageszeitung „Libération“ macht sich frei von
       > Aktionären. Sie geht nach dem Vorbild „The Guardian“ in eine Stiftung
       > über.
       
 (IMG) Bild: Die französische Tageszeitung „Libération“ wird in eine Stiftung überführt
       
       Paris taz | Auch die französische „Schwesterzeitung“ der taz, die
       Libération, hat in der Coronakrise zusätzliche LeserInnen gewonnen und
       sogar die Zahl der Online-Abos auf 40.000 verfünffacht. Der zweite
       Lichtblick ist die absehbare Änderung ihrer Besitzverhältnisse sowie die
       Aussicht auf eine integrale Tilgung der in den letzten Jahren akkumulierten
       Schulden. Das sind schätzungsweise 40 bis 50 Millionen Euro.
       
       Mit vorsichtiger Begeisterung haben die Beschäftigten von Libé am
       Donnerstag reagiert, als ihnen ziemlich überraschend die beschlossene
       Neuerung mitgeteilt wurde. Was die bisherigen Eigentümer, Patrick Drahi und
       seine Mediengruppe Altice, der 1973 von Jean-Paul Sartre und Serge July
       gegründeten Zeitung als Garantie für die wirtschaftliche und redaktionelle
       Unabhängigkeit versprechen, klingt fast zu schön, um wahr zu sein.
       
       Ein wenig nach dem Vorbild der britischen Zeitung The Guardian, die 1936
       von ihrem damaligen Besitzer C. P. Scott einer Stiftung übergeben wurde,
       soll Libération zum „unverkäuflichen“ Eigentum einer
       nichtgewinnorientierten [1][Stiftung] werden. Damit ist sie nicht mehr den
       Launen und Profitinteressen von Aktionären ausgesetzt.
       
       Zu Altice gehören in Frankreich namentlich der Telefonkonzern SFR sowie
       BFM-TV und Radio RMC. Seit 2019 das Magazin L’Express von
       Altice-Generaldirektor Alain Weill übernommen wurde, war Libé das letzte
       Printmedium des Internet- und Telefonkonzerns.
       
       ## „Langfristige Unabhängigkeit“
       
       „Diese neue Struktur garantiert für Libération eine totale
       herausgeberische, wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit“, steht in
       der Mitteilung der Mediengruppe, die zudem versichert: „Alle derzeitigen
       Rechte der Redaktion werden bestätigt und garantiert.“ Das „substanzielle“
       (aber bisher nicht bezifferte) Startkapital, das der Telekom-Unternehmer
       Drahi dieser Stiftung geben will, soll es erlauben, „die Schulden
       schrittweise integral zu tilgen und die erforderlichen Mittel für die
       zukünftige Tätigkeit und für die langfristige Unabhängigkeit
       bereitzustellen“.
       
       „Alles hängt nun davon ab, wie viel Patrick Drahi in diese Stiftung
       einbringt“, sagt Libé-Direktor Laurent Joffrin, der zusammen mit zwei
       Altice-Vertretern Mitglied des dreiköpfigen Stiftungsrats wird. „Im anderen
       Fall hätte sich die Frage eines Verkaufs gestellt, mit einer größeren
       Unsicherheit für die wirtschaftliche Zukunft und für die Unabhängigkeit der
       Zeitung.“ Er bestätigt der taz, dass Libé aus dem Altice-Medienhaus Balard
       im Süden von Paris ausziehen und vermutlich ins Zentrum übersiedeln werde.
       
       19 May 2020
       
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