# taz.de -- Regierungsbildung in Afghanistan: Ghani und Abdullah einigen sich
       
       > Nach Monaten des Streits erzielen die Kontrahenten der afghanischen
       > Präsidentenwahl einen Kompromiss. Das könnte den Friedensprozess
       > beflügeln.
       
 (IMG) Bild: Aschraf Ghani (l.) und Abdullah Abdullah im Garten des Präsidentenpalastes
       
       Kabul dpa/rtr | Der afghanische Präsident [1][Aschraf Ghani] und sein
       Widersacher Abdullah Abdullah haben sich auf eine Teilung der Macht
       geeinigt. Die beiden hätten eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet,
       teilte der Regierungssprecher Sedik Sedikki am Sonntag per Twitter mit.
       Danach solle Abdullah den Rat für Friedensgespräche mit den
       radikal-islamischen Taliban leiten. Mitglieder von Abdullahs Wahlkampfteam
       würden in die Regierung aufgenommen, sagte der Sprecher.
       
       Abdullah war der schärfste Konkurrent Ghanis bei der Präsidentenwahl im
       September und hat dessen Sieg bestritten. Sollte die Verständigung der
       beiden Kontrahenten tragfähig sein, könnte ein monatelanger politischer
       Stillstand enden, der Schritte hin zum Frieden verhindert.
       
       Die politische Elite war nach dem Ausgang der Präsidentenwahl im Herbst
       2019 gespalten. Die Wahlkommission erklärte Ghani zwar im Februar mit
       knapper Mehrheit zum Sieger, Abdullah erkannte das Ergebnis aber nicht an.
       Auch er ließ sich nach Ghanis Amtseid von seinen Anhängern zum Präsidenten
       erklären. Dies untergrub die Macht der Regierung Ghanis zu einem Zeitpunkt,
       da die USA versuchten, den Friedensprozess mit den Taliban voranzutreiben
       und den Krieg nach 19 Jahren zu beenden.
       
       Ghani baute daraufhin sein Kabinett in dem präsidialen System um und setzte
       Abdullah ab. Vermittlungsversuche durch US-Außenminister Mike Pompeo Ende
       März schlugen fehl. Die USA stellten infolgedessen die Zahlung von mehr als
       einer Milliarde Dollar an Hilfsgeldern ein und drohte mit weiteren
       Einschnitten. Bereits nach der Präsidentenwahl 2014 hatten die beiden
       Rivalen Ghani und Abdullah über den Sieg gestritten. Als Kompromiss wurde
       damals mit Vermittlung der USA nach Monaten eine Einheitsregierung
       gebildet.
       
       Am 29. Februar unterzeichneten die USA mit den Taliban ein [2][Abkommen],
       das einen schrittweisen Abzug internationaler Truppen aus Afghanistan
       vorsieht. Die Regierung in Kabul war nicht daran beteiligt, weil die
       Taliban direkte Gespräche mit ihr abgelehnt hatten. Der Deal sieht einen
       Gefangenaustausch vor und soll den Weg für Friedensgespräche ebnen. Laut
       Experten lähmte der innenpolitische Streit den Prozess.
       
       17 May 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Praesidentschaftswahl-in-Afghanistan/!5665000
 (DIR) [2] /Vertrag-zwischen-USA-und-Taliban/!5667989
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Abdullah Abdullah
 (DIR) Aschraf Ghani
 (DIR) Nangarhar
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Taliban
 (DIR) Afghanistankrieg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Häftlinge in Afghanistan befreit: IS-Angriff auf Gefängnis
       
       Bei einem Angriff im Dschalalabad sind mindestens 29 Menschen getötet
       worden. Mehrere hundert Insassen konnten aus dem Gefängnis fliehen.
       
 (DIR) Krieg und Terror in Afghanistan: Chance auf Frieden vertan
       
       In Afghanistan eskaliert der Krieg. Mit dem Angriff auf die Geburtsstation
       eines Krankenhauses hat er einen weiteren moralischen Tiefpunkt erreicht.
       
 (DIR) Taliban und USA vergessen die Frauen: Hölle statt halber Himmel
       
       Einst dienten sie als Rechtfertigung der Intervention, jetzt werden die
       afghanischen Frauen von den USA verraten.
       
 (DIR) Afghanistans schwieriger Friedensprozess: Regierung will Taliban freilassen
       
       Präsident Ashraf Ghani gibt den Widerstand gegen die von den USA zugesagte
       Freilassung gefangener Taliban auf – und will sie schrittweise entlassen.