# taz.de -- Coronavirus in Großbritannien: Noch keine Lockerungen
       
       > Die Corona-Einschränkungen bleiben, sagt Boris Johnson. Der genesene
       > Premierminister hat die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen.
       
 (IMG) Bild: Montag, 27. April: Boris Johnson spricht vor seinem Amtssitz
       
       London taz | „Ich weigere mich, den Einsatz und die Opfer des britischen
       Volkes wegzuwerfen!“ Mit diesen entschiedenen Worten gegen eine Lockerung
       der [1][Corona-Einschränkungsmaßnahmen in Großbritannien] markierte
       Premierminister Boris Johnson am Montag seine Rückkehr an seinen Amtssitz
       10 Downing Street. Es war genau einen Monat nach seiner Bekanntgabe der
       Erkrankung an Covid-19, die ihn sogar zeitweilig auf die Intensivstation
       gebracht hatte. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte er sich
       zunächst weiter auf dem Landsitz des Premierministers erholt.
       
       In seiner Abwesenheit vertrat ihn Außenminister [2][Dominic Raab], doch, so
       rumort es in den britischen Medien, ist das Kabinett, genauso wie die
       regierenden Konservativen insgesamt, zunehmend über den Weg aus dem
       Lockdown gespalten. Viele, darunter auch wichtige Parteisponsoren, drängen
       öffentlich darauf, dass die Einschränkungen bald enden müssten. Vonseiten
       der Regierung hieß es dazu offiziell, dass ein Ende nur dann möglich sei,
       wenn es mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimme.
       
       Diesen Ton unterstrich nun auch Johnson, als er am Montag kurz nach 9 Uhr
       morgens überraschend an ein Rednerpult vor 10 Downing Street schritt und
       vor den Fernsehkameras eine Ansprache hielt. Fragen waren nicht zugelassen,
       bevor der Premier wieder hinter der berühmten schwarzen Eingangstür
       verschwand. Es tue ihm leid, dass er länger weggeblieben war, entschuldigte
       sich der etwas abgemagert erscheinende Premier. Der gemeinsame Einsatz der
       Nation habe das staatliche Gesundheitssystem (NHS) vor der [3][Überlastung]
       gerettet, sagte er.
       
       Nun beginne der Augenblick, wo „der unsichtbare Straßenräuber“, wie er das
       Virus beschrieb, zu Boden gerungen werden könne, es könne aber auch „der
       Augenblick der größten Gefahr“ sein, falls es stattdessen zu einer „zweiten
       Zuspitzung“ komme. Nach Worten der Anerkennung für das Aufgeben uralter
       persönlicher Freiheiten durch die Bevölkerung wandte sich Johnson direkt an
       die Wirtschaft. „Ich verstehe Ihre Ungeduld und Angst“, erklärte er – doch
       wenn man jetzt zu schnell lockere, könnte dies durch die Wiedereinführung
       restriktiver Auflagen ein Desaster geben.
       
       Erst wenn es genug Tests gebe, der NHS genug abgesichert sei, genug
       Schutzausrüstung zur Verfügung stehe und die Ausbreitungsrate niedrig
       gehalten werden könne, sei es möglich, an eine Lockerung zu denken. In
       Großbritannien sind [4][offiziell] bereits über 20.000 Menschen an Covid-19
       gestorben, über 152.000 waren bis Sonntag infiziert. Da die täglichen
       Meldungen nur Todesfälle in Krankenhäusern wiedergeben, gilt die wahre
       Opferzahl als [5][weitaus höher]. Zwar sinken die täglichen Zahlen
       mittlerweile, aber im internationalen Vergleich bleiben sie auf sehr hohem
       Niveau.
       
       27 Apr 2020
       
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