# taz.de -- EU-Geberkonferenz für Corona-Impfstoff: Die EU muss ihre Redlichkeit beweisen
       
       > Die EU will die Forschung zu einem Impfstoff fördern. Doch das reicht
       > nicht – es geht auch um Verteilungsfragen.
       
 (IMG) Bild: Wenn ein Corona-Impfstoff gefunden wird, müsste die EU ihn auch schnell und günstig verteilen
       
       Ist die Geberkonferenz der EU für einen Corona-Impfstoff ein Versuch, sich
       in Konkurrenz zu den USA und China besser aufzustellen? Oder diente sie
       tatsächlich dem offiziell proklamierten Ziel einer schnellen Entwicklung
       und gerechten Verteilung eines Impfstoffs zur Eindämmung der Pandemie?
       Anlass zu Zweifeln gibt es aus mehreren Gründen.
       Nichtregierungsorganisationen, die bei der Bekämpfung der Coronapandemie
       engagiert sind, waren nicht eingeladen, Vertreter*innen von Ländern des
       Südens nur in unzureichender Zahl. Reichlich zugegen waren indes
       Pharmakonzerne, obwohl gerade die in den letzten drei Monaten eher
       blockiert als geholfen haben, beispielsweise beim Zugang zu Schnelltests.
       
       Die Erfahrungen der letzten 30 Jahre sind auch kein Grund für Optimismus:
       Anfang der 90er Jahre wurde etwa das Programm der
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bekämpfung von Aids unter dem Druck
       der USA eingestellt. Die US-Pharmakonzerne wollten Anti-HIV-Medikamente
       wegen der Aussicht auf künftige Milliardengewinne nicht mehr gemeinsam mit
       Forschern anderer Länder entwickeln, sondern lieber in Eigenregie.
       
       Seit Ende der 90er Jahre setzten die Standortländer der weltgrößten
       Pharmakonzerne, USA, Deutschland, Schweiz und Großbritannien, zudem bei der
       Welthandelsorganisation strikte Patentschutzregeln durch. Das bedeutet: Sie
       verhindern, dass Menschen in armen Ländern mit Aids, Malaria oder anderen
       Krankheiten erschwingliche Generikamedikamente aus Südafrika oder Indien
       kaufen können. Die Forderung, diese Blockade durch Zwangslizenzen zu
       umgehen – also ohne ausdrückliche Genehmigung des Originalherstellers –,
       hat bis heute keine Chance. Kurzum: Pharmakonzerne haben sich bisher nicht
       damit hervorgetan, sich für weltweite Lösungen jenseits ihrer
       Gewinninteressen einzusetzen.
       
       ## Öffentliche Gelder ohne klare Mechanismen
       
       Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese ist deshalb schon jetzt höchst
       alarmiert. Er sieht „die Gefahr, dass Donald Trump das Prinzip,America
       first' durchsetzt und vorrangig die USA versorgen würde, falls dort ein
       Durchbruch für den Impfstoff gelingt“. Die Sorge ist nicht nur berechtigt,
       sie ist zugleich ein Indiz dafür, dass es der EU bei der Geberkonferenz um
       mehr geht als finanzielle Mittel für die Suche nach einem Impfstoff. Es
       geht auch darum, schneller zu sein als die anderen Akteure und das Rennen
       zu gewinnen.
       
       Aber: Sollte der erhoffte Durchbruch zu einem Corona-Impfstoff zuerst in
       der EU gelingen, ist noch lange nicht garantiert, dass er dann auch schnell
       und preisgünstig für alle Erdbewohner*innen zur Verfügung gestellt
       wird. Schließlich ist noch unklar, wer die zugesagten Mittel der
       Geberkonferenz überhaupt kontrolliert und wie sie verteilt werden. Die
       Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe sind äußerst
       skeptisch, ob die EU-Kommission die richtige Instanz für diese Aufgabe ist.
       Es flössen öffentliche Gelder ohne klare Mechanismen zur
       Rechenschaftslegung, kritisieren sie. Es ist nun an der EU, alle Zweifel an
       der Redlichkeit ihres Engagements für den dringend gebrauchten
       Corona-Impfstoff auszuräumen.
       
       5 May 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
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