# taz.de -- Corona-App in Österreich: Push-Nachrichten gegen Corona
       
       > Österreich testet seit Ende März eine Anti-Corona-App, die bislang
       > 400.000 Nutzer hat. Es sei keine Tracking-App, beteuern Verantwortliche.
       
 (IMG) Bild: Österreich setzt auf die Corona-App, aber die Nutzer sind misstrauisch
       
       WIEN taz | In Österreich setzt man auf eine Handy-App, die helfen soll, die
       Infektionskette zu durchbrechen. Die vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK)
       entwickelte [1][Applikation kann von jedermann auf das Smartphone
       heruntergeladen werden]. Es handle sich um keine Tracking-App, wie
       Verantwortliche nicht müde werden zu beteuern. Vielmehr würden die
       gesammelten Informationen nur auf dem jeweiligen Endgerät gespeichert. Sie
       funktioniert entweder automatisiert über Bluetooth oder durch manuellen
       Austausch.
       
       Wenn man sich länger als 15 Minuten mit einer Person in einem Abstand von
       weniger als zwei Metern aufhält, erfolgt ein virtueller Handshake. Das
       Gesundheitsministerium definiert diese Distanz und Dauer als „engen
       Kontakt“. Sollte dann eine der Kontaktpersonen der vergangenen zwei Tage
       Coronasymptome zeigen, wird man per Push-Meldung davon verständigt.
       
       Das sei bisher einzigartig, sagt Gerry Foitik, Rettungskommandant des ÖRK,
       denn die Warnung ergehe nicht erst bei positivem Test, sondern schon nach
       der Wahrnehmung von Symptomen. Sollte sich der Verdacht durch einen Test
       bestätigen, werde von der orangefarbenen Warnung auf Rot geschaltet. Sollte
       sich der Verdacht nicht erhärten, würde per Grün entwarnt.
       
       Mit diesem System gewinne man wertvolle Zeit, denn am dritten Tag der
       Infektion beginne man selbst ansteckend zu werden. Wenn erst nach positivem
       Test der Kontaktperson Alarm geschlagen wird, könne man das Virus bereits
       an Freunde und Verwandte weitergegeben haben.
       
       Bis zum vergangenen Wochenende hatten 400.000 Handy-Besitzer die App
       gespeichert. Damit ist Foitik im Gespräch mit der taz nicht zufrieden. Er
       führt das auf die politischen Debatten zurück, die auf die Präsentation der
       App Ende März folgten. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte
       laut darüber nachgedacht, die Bewegung im öffentlichen Raum an deren
       Mitführen zu knüpfen. Dann tauchte schnell das Gerücht auf, eine Novelle
       des Epidemiegesetzes würde den Besuch von Veranstaltungen nur mit aktiver
       App zulassen.
       
       ## Kritiker sehen Verbesserungspotenzial
       
       Beim ÖRK ist man besonders stolz darauf, dass man die App Österreichs
       kritischsten Datenschützern zur Prüfung vorgelegt hat. Deren Fazit: Es gibt
       keine fatalen Sicherheitslücken, aber Verbesserungspotenzial. Zudem beruht
       die [2][Anwendung auf Freiwilligkeit]. Foitik sagt: „Wenn ich Sie zwinge,
       die App herunterzuladen, und Sie wollen das nicht, werden Sie das leicht
       boykottieren können, indem sie das Bluetooth ausschalten“.
       
       Für die etwa 20 Prozent der Erwachsenen, die in Österreich leben, aber kein
       Smartphone besitzen, soll die App über einen elektronischen
       Schlüsselanhänger zugänglich sein. Allerdings, so Foitik, gebe es dafür auf
       europäischer Ebene noch keinen Standard. Würde man jetzt Hardware kaufen,
       die der zukünftigen Norm nicht entspricht, wäre das eine Fehlinvestition.
       
       Eine Evaluierung sei derzeit nicht vorgesehen. Erst mit der Öffnung der
       Schulen, der großen Geschäfte und Freizeitanlagen im Mai werde es relevante
       Außenkontakte geben.
       
       28 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://participate.roteskreuz.at/faq_stopp_corona_app/
 (DIR) [2] /Oesterreich-kuendigt-Lockerung-an/!5677294
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Leonhard
       
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