# taz.de -- Kurz verschärft Maßnahmen: Österreich maskiert sich
       
       > Vorerst nur beim Einkauf: Mundschutzmasken sollen ab Mittwoch vor
       > Supermärkten verteilt werden. Totale Ausgangssperre kommt erst mal nicht.
       
 (IMG) Bild: Wien, am Montag: nur noch mit Schutzmaske in den Supermarkt
       
       Wien taz | Jetzt also doch! In einer Zwischenbilanz-Pressekonferenz am
       Montag hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) neue Maßnahmen zur Eindämmung
       der Coronaverbreitung verkündet. Darunter das verpflichtende Tragen von
       Mundschutzmasken beim Einkauf. Da solche Masken seit Wochen Mangelware
       sind, sollen sie vor den Eingängen der Supermärkte verteilt werden.
       Voraussichtlich ab Mittwoch.
       
       Lange Zeit wurde erklärt, Atemschutzmasken seien als Virenschutz
       wirkungslos. Dieses Urteil wird für die gängigen Modelle auch nicht
       zurückgenommen. Sie helfen aber, die Verbreitung von Viren zu verhindern,
       wenn man selber infiziert ist, so Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Es
       gehe darum, die Mitmenschen zu schützen: „Bitte so solidarisch zu sein.“
       Bodenmarkierungen sollen im Übrigen für angemessenen Abstand an den Kassen
       sorgen. Der Mundschutz mit einer Wirksamkeit von gerade vier Stunden solle
       möglichst auch außerhalb von Geschäften getragen werden, wenn es zu Kontakt
       mit Menschen kommen kann.
       
       Österreich folgt damit zumindest teilweise der Empfehlung einer Gruppe von
       Wissenschaftlern, angeführt von dem Quantenphysiker Hanns-Christoph Nägerl
       von der Uni Innsbruck, die in einem [1][Offenen Brief] an
       Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) neben der Maskenpflicht eine
       totale Ausgangssperre forderten. Sie widersprechen damit
       Wirtschaftstreibenden, die wegen bevorstehender Massenarbeitslosigkeit und
       Firmenbankrotte größeres menschliches Leid fürchten und auf eine Lockerung
       der Maßnahmen drängen. Nägerl: „Lieber ein kurzer und schmerzhafter
       Shutdown als eine ewige Litanei, die uns wirtschaftlich und menschlich viel
       teurer kommen wird.“
       
       Österreich hat relativ früh mit strengen Einschränkungen des öffentlichen
       Lebens auf die exponentielle Ausbreitung des Virus reagiert. In den letzten
       Tagen hat sich auch der tägliche Anstieg von Neuinfektionen verlangsamt.
       Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): „Wir merken, dass die
       Maßnahmen zu wirken beginnen. Das macht Mut für das konsequente
       Fortsetzen.“
       
       ## Noch milde Zahlen
       
       Vom Ziel sei man aber noch weit entfernt. Bis Montagmorgen waren in
       Österreich 9.131 Infizierte und 108 Todesfälle registriert. 193 lägen auf
       Intensivstationen. Vor zwei Wochen hatte sich, so Anschober, die Zahl der
       Infizierten alle 2,5 Tage verdoppelt, jetzt nur mehr alle 5,9 Tage: „Wir
       müssen aber auf 14 Tage kommen.“ Andernfalls würde die Kapazität der
       Krankenhäuser für die Versorgung von schwer Erkrankten nicht ausreichen.
       
       Kanzler Kurz, der fast entschuldigend einräumte, „dass Masken für unsere
       Kultur etwas Fremdes sind“, schloss mit einer Botschaft, die nicht
       beruhigen kann. In Österreich herrsche noch „die Ruhe vor dem Sturm“. Auch
       hier liegt die Drohkulisse nicht allzu fern: Wie „grausam dieser Sturm sein
       kann, sieht man, wenn man in unser Nachbarland Italien schaut“.
       
       30 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.derbrutkasten.com/coronavirus-wissenschaftler-fordern-schutzmasken-pflicht-in-oesterreich/summary/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Leonhard
       
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