# taz.de -- Geflüchtete in der Corona-Krise: Grüne loben Lagerhaltung
       
       > Die umstrittene Massenunterkunft für Geflüchtete in Bremen ist für die
       > Grünen alternativlos. „In Zukunft“ soll aber ein Mindestabstand möglich
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Bei Demos jedenfalls achtet der Staat auf den Mindestabstand
       
       Bremen taz | Die Grünen verteidigen die Sammmelunterkunft für Geflüchtete
       in Vegesack gegen [1][die anhaltende Kritik]. Eine Schließung der
       Erstaufnahme in der Lindenstraße sei weder jetzt noch in einer Zeit nach
       Corona „ein gangbarer Weg“, heißt es in einem [2][Positionspapier des
       Landes- und Fraktionsvorstandes].
       
       Der Flüchtlingsrat fordert angesichts der Ausbreitung des Corona-Virus
       dagegen vehement die sofortige Auflösung der Massenunterkunft, auch [3][der
       linke Koalitionspartner hatte das bereits im März verlangt]. Die
       Evakuierung des Lagers Lindenstraße sei „die einzig vernünftige
       Schutzmaßnahme“, sagt Gundula Oerter vom Flüchtlingsrat.
       
       „Es erschließt sich uns nicht, warum das sinnvoll ist“, kommentiert Bernd
       Schneider, Sprecher der grünen Sozialsenatorin – und verweist auf die
       soziale und medizinische Infrastruktur in der Lindenstraße. Zudem seien die
       Geflüchteten auch dann „nicht separiert“, wenn sie, wie oft gefordert, zum
       Beispiel in leer stehenden Hotels untergebracht würden.
       
       Schon in der Wahrnehmung der Auseinandersetzungen offenbaren sich große
       Unterschiede. Die Grünen sprechen nur von „vereinzelten Protesten“, der
       [4][Flüchtlingsrat] aber davon, dass die Bewohner*innen der Lindenstraße
       „seit Wochen für ihr Recht demonstrieren, an den verbindlich
       vorgeschriebenen Corona-Abstandsregeln teilzuhaben“. Eine entsprechende
       [5][Petition, die auch eine Schließung der Massenunterkunft fordert,] hatte
       am Dienstag fast 4.200 Unterstützer*innen.
       
       Derzeit leben nach Angaben des Sozialressorts noch rund 400 Menschen in der
       Sammelunterkunft, die auf 200 Zimmern insgesamt 750 Plätze hat – und es
       sollen noch weniger werden. Vor der Corona-Krise lebten noch 650
       Geflüchtete dort, ein Teil von ihnen ist aber mittlerweile in die
       Jugendherberge oder in Übergangswohnheime umgezogen.
       
       ## Fünf infizierte Geflüchtete
       
       Fünf Geflüchtete sind nach Behördenangaben mittlerweile positiv auf das
       Corona-Virus getestet worden. Doch während der Flüchtlingsrat davon
       spricht, dass Infizierte und Kontaktpersonen „offensichtlich in nicht zum
       Wohnen geeigneten Baucontainern isoliert“ würden, verweist Schneider
       darauf, dass diese von der Gesundheitsbehörde genehmigt wurden. Im Übrigen
       lebe dort derzeit nur ein Betroffener, die anderen Infizierten seien
       „extern“ untergebracht.
       
       Die Grünen fordern, „in Zukunft die Belegung Schritt für Schritt so weit
       nach unten anzupassen, dass Menschen, die nicht zu einer Familie gehören,
       in ihren Zimmern und in den Gemeinschaftsräumen mindestens zwei Meter
       Abstand voneinander halten können.“ Geht das überhaupt?
       
       Doch, das sei „machbar“, sagt der Ressortsprecher. Nur Familien und
       Lebensgemeinschaften lebten dort in Sechser-Zimmern zusammen, andere
       Geflüchtete nicht mehr. Aber wenn der Bedarf groß sei, müssten alle
       Geflüchteten dichter beisammen wohnen, so Schneider. [6][]
       
       [7][Bewohner*innen des Lagers hatten in der Vergangenheit jedoch
       berichtet], dass in den Schlafräumen rund sechs Personen zusammenleben und
       die Betten „dicht an dicht“ stehen, zudem das Lüften „sehr schwierig“ sei.
       Auch Gundula Oerter sagt: Die Geflüchteten hätten in ihren Zimmern gar
       nicht die Möglichkeit, auch nur eineinhalb Meter Distanz zu halten.
       
       ## „Wir haben Angst!“
       
       Sie spricht von einsetzender „Repression gegen die Bewohner*innen“ und
       „Willkür mit Ansage“. So hatte die Polizei [8][Strafanzeigen gegen
       Geflüchtete] geschrieben, nachdem 50 von ihnen gegen Zustände in der
       Einrichtung protestiert hatten. Die Demonstrant*innen hätten „auch nach
       mehrfacher Aufforderung“ den geforderten Mindestabstand nicht eingehalten,
       hieß es hernach.
       
       Wenn dies in der Unterkunft passiert, so galt das bislang als rechtlich
       unproblematisch.„Sie machen mit uns hier, was sie wollen und die Menschen
       draußen bekommen das gar nicht mit“, zitiert der Flüchtlingsrat eine*n der
       Bewohner*innen des Lagers: „Sie sprechen nicht mit uns und sperren uns
       willkürlich ein. Wir haben Angst!“
       
       Die Grünen loben das Sozialressort dagegen dafür, dass es aktiv daran
       arbeite, „Physical Distancing“ unter den Bewohner*innen der
       Sammelunterkunft zu gewährleisten. Und sie loben die Mitarbeiter*innen des
       Gesundheitsamts, der Arbeiterwohlfahrt und der Wachdienste, weil sie „unter
       extrem erschwerten Bedingungen alles tun, um ein soziales und solidarisches
       Miteinander möglich zu machen“.
       
       Dabei hatte sich zuletzt auch der Zusammenschluss der Wach- und
       Sicherheitsbranche bei der Gewerkschaft Ver.di für die Schließung der
       Einrichtung in der Lindenstraße ausgesprochen. Schon zu normalen Zeiten sei
       die Wohnsituation nicht würdig, hieß es in einer Mitteilung. „Mit dem
       Corona-Virus ist das umso gefährlicher.“
       
       14 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Archiv-Suche/!5673390&s=lindenstra%C3%9Fe+gefl%C3%BCchtete&SuchRahmen=Print/
 (DIR) [2] https://gruene-bremen.de/die-situation-von-gefluechteten-in-bremen-und-in-der-landesaufnahmestelle%E2%80%A8/
 (DIR) [3] https://www.dielinke-bremen.de/politik/presse/presse-detail/news/die-linke-bremen-fordert-sofortige-schliessung-der-landesaufnahmestelle-in-der-lindenstrasse-aufgrun/
 (DIR) [4] https://www.fluechtlingsrat-bremen.de/
 (DIR) [5] https://weact.campact.de/petitions/schliesst-massenunterkunft-lindenstrasse-schafft-sichere-und-kleine-wohneinheiten-fur-gefluchtete
 (DIR) [6] /Gefluechtete-im-Heim-alleine-gelassen/!5668846
 (DIR) [7] /Gefluechtete-im-Heim-alleine-gelassen/!5668846
 (DIR) [8] /Bremens-Polizei-geht-gegen-Demo-vor/!5672634
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Zier
       
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