# taz.de -- Corona und Klimawandel: Die Pandemie als Beispiel
       
       > Suffizienz kann helfen, die ökologische Krise zu lösen. Doch Genügsamkeit
       > widerspricht unserem Wirtschaftsprinzip.
       
 (IMG) Bild: Die Wälder leiden: Können Lehren aus der Corona-Bekämpfung bei der Klimakrise helfen?
       
       Die Welt hält inne und gesellschaftliches, politisches, wirtschaftliches
       Leben kommt zum Erliegen. Sars-CoV-2 bestimmt derzeit die
       Rahmenbedingungen, und zwei Begriffe gewinnen an Bedeutung: Solidarität und
       Suffizienz. Zu beidem zeigt sich unsere Gesellschaft in ungeahntem Ausmaß
       in der Lage. Können also die neu entdeckten gesamtgesellschaftlichen
       Fähigkeiten helfen, nicht nur [1][die Coronakrise], sondern auch die
       ökologische Krise zu überwinden?
       
       Insbesondere die Genügsamkeit hinter dem Suffizienz-Gedanken widerspricht
       unserem Wirtschaftsprinzip, das auf beständigem Wachstum fußt und dem
       Postulat der Wirtschaft, Konsum mache glücklich, obwohl alle Glücksforscher
       etwas anderes sagen. Auch zur These, nur ständig steigender Konsum schaffe
       die notwendigen Arbeitsplätze, gibt es Gegenentwürfe. Leider sind gerade
       wir Grüne oft ängstlich, Suffizienz als notwendigen Baustein der Lösung der
       ökologischen Krise zu benennen, weil es hier, anders als bei Effizienz,
       weniger um technische Umweltschutzstrategien als um Verhaltensänderungen
       geht.
       
       Weitaus gravierender für die Menschheit als die derzeitige Pandemie ist die
       Klimakrise. Natürlich lässt sie sich besser aus dem Hier und Jetzt
       verdrängen als die Pandemie, sie kommt schleichend, ist nicht plötzlich da
       und sehr komplex. Es gibt nicht das eine Virus, das die Welt befällt,
       sondern zahlreiche Auslöser. Und sie verlangt [2][nachhaltige
       Verhaltensänderungen], nicht bloß auf Zeit. Aber beweist die Gesellschaft
       nicht gerade ihre Bereitschaft, sich einer Krise adäquat zu verhalten und
       auf wissenschaftliche Empfehlungen zu hören?
       
       Wie unverzichtbar Solidarität ist, wie überflüssig der ein oder andere
       Konsum – diese Erkenntnisse darf Politik nach der Krise nicht vergessen
       machen, damit der alte Kreislauf in denselben Strukturen nicht wieder
       beginnt. Vielmehr sollten wir das Angebot einer gereiften Gesellschaft, mit
       Krisen angemessen umzugehen, annehmen. Dann haben wir die Chance, auch die
       Klimakrise zu meistern.
       
       13 Apr 2020
       
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