# taz.de -- Petition für Schließung von Praxen: Physio ohne Anfassen
       
       > Weil sich in Physiotherapie-Praxen Therapeuten und Patienten so nah sind,
       > fordert eine Petition sofortige Praxis-Schließungen in Hamburg.
       
 (IMG) Bild: Garantiert keine Gefahr für eine Tröpfcheninfektion: Massageroboter
       
       Hamburg taz | Für einen Liter Desinfektionszeug müsse er mittlerweile 100
       Euro zahlen, klagt der Physiotherapeut Sung-Sik Park aus Jenfeld. Und dann
       brauche es auch noch zwei bis drei Wochen Lieferzeit, bis es da sei. Auch
       [1][Schutzanzüge und Masken] seien überall ausverkauft. Wie er so seine
       sechs Mitarbeiter:innen und die Patient:innen schützen soll, fragt sich
       Park, der seit über zwanzig Jahren seine Praxis betreibt. Schon seit der
       vergangenen Woche habe er sein Team in Kurzarbeit geschickt. [2][Wie es
       weiter gehen soll, in der Corona-Krise], weiß der Hamburger Physiotherapeut
       derzeit nicht.
       
       Und er ist mit diesen Sorgen nicht allein: Die Schutzanzüge, die die
       Therapeut:innen ihrer Physiotherapiepraxis tragen, hat Natascha
       Strothteicher gerade noch im Baumarkt „zusammengekratzt“, wie sie sagt. Es
       sind weiße Maleranzüge.
       
       Genau wie Park klagt auch die Eigentümerin des E.A.R.-Therapiecentrums in
       Norderstedt darüber, dass sehr viele Patient:innen Termine absagten. Sie
       habe 20 Mitarbeiter:innen und Fixkosten von mehr als 50.000 Euro im Monat.
       „Ein finanzieller Albtraum“, sagt Strothteicher. Auf der anderen Seite
       wolle sie aber ihre Mitarbeiter:innen und Patient:innen nicht gefährden,
       die ohnehin oft zur Risikogruppe für das Coronavirus gehören.
       
       Ihre Therapeut:innen machten Hausbesuche. Einige Patient:innen, gerade in
       der Logo- und Ergotherapie, würden zudem per Videoapp behandelt. Das sei
       theoretisch sogar aus dem Home-Office möglich, aber nicht bei allen
       Patient:innen sinnvoll. „Menschen, die Gleichgewichtsstörungen haben,
       können Sie nicht vor dem Computer therapieren. Das ist viel zu gefährlich“,
       sagt Strothteicher.
       
       ## Finanzielle Entschädigung gefordert
       
       Sie sieht nur eine Lösung für das Dilemma: Die Schließung aller solchen
       Praxen und eine damit verbundene finanzielle Entschädigung.
       
       Eben das fordert auch [3][die Petition „Hamburg: Heilmittelpraxen schließen
       sofort“]. Von solchen Praxen für Physio-, Ergotherapie oder Logopädie gehe
       die Gefahr aus, dass sie zum Multiplikator würden und „die Infektionswelle
       mit all ihren Folgen damit deutlich“ beschleunigten. Deshalb solle es nur
       noch eine therapeutische Notfallversorgung geben. Bisher haben 80 Menschen
       die Petition unterstützt.
       
       Die Stadt Hamburg hat am Sonntag eine Allgemeinverfügung verabschiedet, die
       besagt, dass zwar Geschäfte wie Friseure oder Nagelstudios geschlossen
       werden müssen, weil es hier einen so engen Körperkontakt gibt,
       Heilmittelpraxen sind hiervon jedoch ausgenommen. Laut der
       Gesundheitsbehörde ist auch nicht geplant, daran etwas zu ändern:
       „Physiotherapeuten gehören zur bedarfsnotwendigen Gesundheitsversorgung und
       müssen deshalb verfügbar bleiben“, sagt Behördensprecherin Anja Segert.
       
       Der Deutsche Verband für Physiotherapie rät auf seiner Homepage derzeit
       nicht dazu, Praxen selbst zu schließen, weil es dann nur „sehr begrenzt
       Entschädigungen geben“ werde. Es müsse „zuerst die Frage der Entschädigung
       geklärt sein, damit dann die Schließungen nicht in den Ruin führen“. Das
       verhandele der Verband mit der Politik derzeit auf Bundes- und Landesebene.
       
       Strothteicher ist für eine Notversorgung. Patient:innen die etwa auf
       Lymphdrainagen angewiesen seien, könnten darauf nicht einfach verzichten,
       sonst lagere sich Wasser in Armen und Beinen ab. Aber wenn die
       Therapeut:innen Hausbesuche machten, müsse die Politik dafür sorgen, dass
       sie geschützt seien.
       
       24 Mar 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gesundheitssystem-in-der-Corona-Krise/!5672466
 (DIR) [2] /Zehn-Fragen-zum-Coronavirus/!5664168
 (DIR) [3] https://www.openpetition.de/petition/online/hamburg-heilmittelpraxen-schliessen-sofort
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Maestro
       
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