# taz.de -- Olympische Sommerspiele in Tokio: Rekordverdächtig stur
       
       > AthletInnen fordern eine Absage der Olympischen Spiele in Tokio. Das IOC
       > will noch Bedenkzeit. Warum eigentlich?
       
 (IMG) Bild: Zwei Frauen machen ein Selfie vor den olympischen Ringen in Tokio
       
       Die Olympischen Sommerspiele in Tokio werden in diesem Jahr nicht
       stattfinden können. Die Frage ist nur: Wer verrät das dem Hüter der großen
       Sportspiele, dem [1][Internationalen Olympischen Komitee IOC]? Dessen Chef
       Thomas Bach gibt vor, für den Traum von 11.000 AthletInnen zu kämpfen,
       obwohl VirologInnen mittlerweile sehr deutlich gemacht haben, dass
       Olympische Spiele in diesem Sommer vor allem für das Coranavirus ein Traum
       wären: Eine Bühne, auf der es sich rekordverdächtig vermehren könnte.
       
       Als erstes nationales olympische Komitee hat deshalb am Sonntagabend das
       kanadische beschlossen, die Verantwortung dafür nicht tragen zu wollen. Man
       werde [2][kanadische SportlerInnen] nicht nach Tokio zu den Spielen
       schicken, hieß es.
       
       Offenbar verfügt das IOC aber über andere exklusive Informationsgrundlagen,
       nach denen eine jetzige Entscheidung verfrüht sei. Eine Frist von
       stattlichen vier Wochen hat man sich deshalb auserbeten. In einem offenen
       Brief an die AthletInnen nennt Bach das einen „rationalen Ansatz“, der
       möglicherweise nicht mit den Emotionen übereinstimme. Der Appell im selben
       Brief, man wisse doch als SportlerIn, dass man niemals aufgeben sollte,
       auch wenn die Chance auf Erfolg sehr gering erscheint, liest sich wiederum
       wie ein Plädoyer, sich möglichst irrational zu verhalten. Das alles wirkt
       wie [3][Durchhalteparolen] eines Diktators, dem das Volk schon längst den
       Rücken zugekehrt hat.
       
       Die aktiven SportlerInnen selbst, die sich öffentlich zu Wort gemeldet
       haben, werben in großer Überzahl für die Verschiebung der Olympischen
       Spiele. Ihre Statements strafen die Beteuerung des IOC Lügen, es gehe ihm
       um die Träume der SportlerInnen. Die vorrangige Sorge gilt eher den
       massiven Einnahmeverlusten und Organisationsproblemen, die mit einer
       Verschiebung der Spiele verbunden wäre. Das IOC spricht von komplexen
       Herausforderungen, welche etwa die Vertragssituation mit TV-Unternehmen und
       Sponsoren oder die Übernachtungsbuchungen in Millionenhöhe mit sich bringen
       würde.
       
       Während der beiden Weltkriege wurden die Olympischen Sommerspiele jeweils
       abgesagt. Inzwischen hat das Geschäftsrad des Sports derart viel Schwung
       aufgenommen, dass es so schwer wie kaum ein anderes aufzuhalten ist. Über
       massive Menschenrechtsverletzungen in diversen Gastgeberländern von
       Großveranstaltungen rollt es seit Jahren nahezu widerstandslos hinweg. Und
       selbst im Angesicht einer Pandemie träumen die Funktionäre vom IOC noch von
       einem möglichst unbeschadeten Schlusssprint durch die Katastrophe. Ein
       Albtraum.
       
       23 Mar 2020
       
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