# taz.de -- Machtkampf und Coronakrise beim HSV: Zerreißprobe im Volkspark
       
       > Dem Hamburger SV droht infolge der Corona-Pandemie das Geld auszugehen.
       > Zugleich stellt sich die Frage, wer den Verein führen soll.
       
 (IMG) Bild: Umstritten: HSV-Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann, hier bei einer Mitgliederversammlung im Januar
       
       Hamburg taz | Beim HSV gab es in der vergangenen Woche einiges zu
       besprechen. Auf einer sechsstündigen Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat
       ging es um die Frage, wie der Fußballclub die Auswirkungen der Coronakrise
       überstehen kann. Weil im deutschen Profifußball vorerst nicht mehr gespielt
       wird, droht dem HSV laut eigenen derzeitigen Prognosen ein Schaden von bis
       zu 20 Millionen Euro durch entgangene Einnahmen aus Ticketverkauf,
       Sponsoring und Vermarktung von Übertragungsrechten.
       
       Finanzvorstand Frank Wettstein musste den Kontrolleuren erklären, dass das
       Geld wohl bis zum Sommer reichen wird, ohne in Liquiditätsschwierigkeiten
       zu geraten. Aber die hitzigste Debatte wurde über die Frage geführt, wer
       diesen HSV überhaupt aus der Krise führen soll.
       
       Seit einige Medien kürzlich über einen schwelenden Streit im Vorstand
       berichteten, tobt hinter den Kulissen ein Machtkampf, der den Verein wieder
       einmal vor eine Zerreißprobe stellt. Auf der einen Seite steht der
       Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann. Nachdem er sich vor zwei Jahren
       zunächst zum Präsidenten der Amateur- und Breitensportler wählen ließ, in
       den Aufsichtsrat der HSV Fußball AG einzog, dort den Vorsitz übernahm, um
       schließlich in den Vorstand zu wechseln, versucht er Wogen zu glätten. Bei
       einem Verein im permanenten Krisenmodus keine einfache Aufgabe.
       
       Inzwischen hat sich gegen Hoffmann eine Fraktion gebildet, die inmitten in
       der schwersten Herausforderung der Club-Geschichte einen Putsch angezettelt
       hat. Hoffmann soll gestürzt werden.
       
       ## Verstimmter Geldgeber
       
       Zum Lager seiner Gegner gehören Sportvorstand Jonas Boldt, Finanzchef Frank
       Wettstein, [1][Vereinspräsident Marcell Jansen] und die Aufsichtsräte
       Michael Krall und Markus Frömming. Fast alle eint nicht nur das Misstrauen
       gegen den Vorstandsvorsitzenden, sondern vor allem persönliche Interessen.
       Wettstein wollte schon früher die Nummer Eins beim HSV sein, Jansen sieht
       sich zukünftig ohnehin auf dieser Position, während Frömming, der Vertraute
       des Investors Klaus-Michael Kühne, ein Kandidat für einen neu zu
       schaffenden vierten Vorstandsposten wäre.
       
       Diese Gedankenspiele über ein neues Personaltableau sind ganz im Interesse
       Kühnes. Der Milliardär ist verstimmt, weil Hoffmann den HSV unabhängiger
       von ihm machen und auch in der Coronakrise nicht auf sein Geld setzen will.
       Kühnes Einfluss im Club würde sich erheblich vergrößern, wenn Jansen die
       Führung übernähme. Dann, so die Annahme, wäre Kühne eher bereit zu einer
       umfangreichen finanziellen Unterstützung.
       
       Klingt so, als wäre der Machtkampf für Hoffmann längst verloren. Ganz so
       einfach wird es aber dann doch nicht. Der Aufsichtsratsvorsitzende
       Max-Arnold Köttgen steht hinter ihm und hat in der Krisensitzung deutlich
       gemacht, dass es in dieser Phase keinen Platz für Grabenkämpfe gebe. Danach
       wird er allerdings eine Entscheidung herbeiführen müssen. Klar ist nur:
       Über den Sommer hinaus wird es in dieser personellen Konstellation beim HSV
       nicht mehr weitergehen.
       
       23 Mar 2020
       
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