# taz.de -- Vorwürfe gegen Staatliche Ballettschule: Klarer Beratungsbedarf
       
       > Rund 60 SchülerInnen, Lehrkräfte und Eltern haben sich innerhalb von
       > wenigen Tagen bei der unabhängigen Clearingstelle gemeldet.
       
 (IMG) Bild: Vor allem auch jüngere SchülerInnen will die Clearingstelle mit ihrem Gesprächsangebot erreichen
       
       Berlin taz | Nach Vorwürfen wegen Kindeswohlgefährdung, Trainingsdrill und
       Magersuchtfällen an der Staatlichen Ballettschule in Prenzlauer Berg
       versucht die Bildungsverwaltung nun den Willen zur Aufarbeitung zu
       demonstrieren: Am Mittwoch hatte [1][die Clearingstelle] zum Pressegespräch
       in die Senatsbildungsverwaltung am Alexanderplatz geladen – allerdings
       nicht in den üblichen Presseräumen auf der Etage von Bildungssenatorin
       Sandra Scheeres (SPD), sondern ein Stockwerk darunter. Eine Ortswahl mit
       Bedacht, die wohl erneut signalisieren sollte: Die Clearingstelle, besetzt
       mit zwei PsychologInnen, soll in jedem Fall als unabhängige Instanz
       wahrgenommen werden.
       
       Gerade mal vor einer Woche hat diese externe Anlaufstelle, ihre Arbeit
       aufgenommen. Auch das eine ungewöhnlich kurze Zeitspanne bis zur ersten
       Pressekonferenz. „Es erscheint mir sehr wichtig, hier zu helfen“, sagt Elke
       Nowotny. Die Expertin für Fälle von Kindeswohlgefährdung und langjährige
       Vorsitzende des Berliner Kinderschutz-Zentrums soll gemeinsam mit dem
       Diplom-Pädagogen Arthur Kröhnert, der unter anderem [2][den
       Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule] begleitete,
       herauskristallisieren, was an den Vorwürfen dran ist.
       
       Scheeres hatte die externe Anlaufstelle eingerichtet, nachdem die Vorwürfe
       an die Ballettschule so massiv geworden waren, dass sich die Senatorin
       gezwungen sah, die Schulleitung der Eliteschule des Sports in der vergangen
       Woche mit sofortiger Wirkung freizustellen.
       
       Insgesamt 60 Personen hätten sich in den letzten Tagen bereits gemeldet,
       sagte Kröhnert. Das seien sowohl aktuelle wie auch ehemalige SchülerInnen
       sowie Lehrkräfte und Eltern. Mit welchem Gesprächsbedarf genau sich die
       Betroffenen an sie gewandt hatten, wollten Kröhnert und Nowotny nicht
       verraten. Das sei verfrüht und könne „in eine falsche Richtung weisen“, so
       Nowotny. Allerdings finde sich „in den bisher am Telefon und persönlich
       geführten Gesprächen das wieder, was bisher auch an Vorwürfen bekannt ist“.
       
       ## „Atmosphärisch kompliziert“
       
       Grundsätzlich gebe es sehr viel Gesprächsbedarf, betonte Nowotny: „Da ist
       sehr viel Angst da. Und eine große Verunsicherung, gerade auch bei den
       Eltern. Atmosphärisch ist das kompliziert.“ Es gehe jetzt darum, Vertrauen
       aufzubauen: „Wir wollen als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.“
       
       Hauptzielgruppe seien dabei gerade jüngere SchülerInnen. Mittwochabend
       wolle man sich in einer Vollversammlung der Schule vorstellen. Kröhnert
       betonte, dass nicht länger von anonymen Vorwürfen die Rede sein könne.
       „Niemand, der sich bei uns gemeldet hat, ist bei uns anonym.“ Zuletzt hatte
       ein Vertreter der Bildungsverwaltung auf einer Schulversammlung von
       „Unterstellungen“ gesprochen.
       
       Die Berichte der Clearingstelle sollen ein Baustein im Aufarbeitungsprozess
       sein. Es gehe dabei nicht darum, dienstrechtliche Verstöße zu ermitteln
       oder strafrechtlich relevante Dinge zu ermitteln, betonte Kröhnert. „Wir
       fragen: Gab es Verletzungen des Kinderschutzes, ja oder nein?“
       
       26 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.berlin.de/sen/bjf/service/presse/pressearchiv-2020/pressemitteilung.900249.php
 (DIR) [2] /Sexueller-Missbrauch-an-Odenwaldschule/!5572426&s=odenwaldschule/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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