# taz.de -- Impfstoff gegen Corona: Chinas Wunderwaffe
       
       > Chen Wei ist Virologin und Ärztin der chinesischen Armee. Nun soll sie
       > vor einem Durchbruch im Kampf gegen das Corona-Virus stehen.
       
 (IMG) Bild: Auf ihr ruhen die Hoffnungen der chinesischen KP: die 54-jährige Ärztin Chen Wei
       
       Peking taz | Mit fest entschlossenem Blick steht Chen Wei in einem
       fensterlosen Raum, hinter sich die rote China-Flagge mit Hammer und Sichel.
       Gekleidet ist die Chinesin mit der Kurzhaarfrisur in Camouflage-Uniform.
       Den rechten Oberarm hat sie aufgeknüpft, damit eine Ärztin im Schutzanzug
       ihr eine Spritze injizieren kann. Bei den Fotos, die sich am Dienstag auf
       den sozialen Medien Chinas rasant verbreitet haben, soll die führende
       Biochemie-Expertin des Landes beim ersten menschlichen Test eines
       Coronavirus-Impfstoffs zu sehen sein.
       
       Im Dezember wurde der Erreger in der [1][zentralchinesischen Metropole
       Wuhan] erstmals entdeckt. Seither hat er in China mit Stand vom Mittwoch
       80.270 Menschen angesteckt und 2.981 getötet. Seit einigen Tagen jedoch
       liegen die Neuinfektionen außerhalb Chinas über denen im Land. Eine globale
       Eindämmung des Virus gilt aufgrund [2][der rasanten Verbreitung in Italien,
       Iran und Südkorea] als unrealistisch. Deshalb arbeiten Wissenschaftler
       weltweit an einem Impfstoff. Viele Experten rechnen mit mindestens einem
       Jahr Entwicklungszeit.
       
       Dementsprechend überraschend hat am Dienstag das chinesische
       Staatsfernsehen einen „Durchbruch“ bei der Entwicklung eines Impfstoffs
       vermeldet – dank der 54-jährigen Chen Wei und ihres Forschungsteams, die
       mit 4.000 Medizinern der Volksbefreiungsarmee ins Epizentrum nach Wuhan
       entsandt wurden.
       
       Als Wissenschaftlerin hat Chen bereits 2014 [3][den ersten Ebola-Impfstoff
       auf Genbasis] entdeckt. Ebenfalls soll sie laut chinesischen Medien eine
       Schlüsselrolle bei der Bekämpfung der Sars-Epidemie 2003 gespielt haben.
       Damals habe sie ein Nasenspray entwickelt, welches gefährdete
       Menschengruppen vor einer Ansteckung schützen soll. Wegen der
       Nebenwirkungen und den hohen Kosten war der Spray jedoch nicht für die
       Massenproduktion geeignet.
       
       ## Alles nur Propaganda?
       
       Geboren wurde Chen Wei in der ostchinesischen Provinz Zhejiang, wo sie auch
       an der örtlichen Universität Chemie studierte und später einen Master an
       der renommierten Tsinghua-Universität in Peking absolvierte. Im Zug in ihre
       Heimatstadt soll sie laut einem Fernsehbericht ihren späteren Ehemann
       getroffen haben, der zur Unterstützung seiner Frau seinen Beruf als
       Techniker aufgab und seither den Haushalt führt. Die beiden haben einen
       vierjährigen Sohn.
       
       Ob die chinesische Wissenschaftlerin nun wirklich einen Durchbruch erzielt
       hat oder es sich nur um reine Staatspropaganda der Kommunistischen Partei
       handelt, wird sich wohl in den nächsten Wochen zeigen. Denn wie es mit der
       Entwicklung des möglichen Impfstoffes konkret weitergehen soll, hat der
       Bericht im Staatsfernsehen nicht erwähnt.
       
       Die Erwartungen auf einen schnellen Impfstoff hat Chen in einem früheren
       Interview mit einem chinesischen Wissenschaftsmagazin selbst gedämpft: Es
       sei unrealistisch, dass man innerhalb eines Monats einen Impfstoff
       entwickeln könne, sagte sie. Und fügte dann jedoch an: „Aber einige
       exzellente Teams sind immer schneller und besser“.
       
       4 Mar 2020
       
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 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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