# taz.de -- Saarbrücken sorgt für Pokalsensation: Kopf schlägt Körper
       
       > Der 1. FC Saarbrücken zieht als erster Regionalligist der
       > DFB-Pokalgeschichte ins Halbfinale. Der gefeierte Held Daniel Batz
       > pariert fünf Elfmeter.
       
 (IMG) Bild: Spezialist für Notlagen: Keeper Batz sichert im Elfmeterschießen dem 1. FC Saarbrücken den Sieg
       
       Völlig bedröppelt schlichen die Fortuna-Spieler nach dem Pokal-Aus beim 1.
       FC Saarbrücken vom Rasen. Und weil derjenige, der den Schaden hat, für den
       Spott nicht sorgen muss, spielte die Stadionregie noch die Verballhornung
       eines Evergreens der Düsseldorfer Band Tote Hosen ein: „Nach Klatschen wie
       diesen …“
       
       Derweil skandierten die Fans den Namen des Spielers, der maßgeblich Anteil
       daran hatte, dass nun Saarbrücken als erster Viertligist in der Geschichte
       des DFB-Pokals im Halbfinale steht. Daniel Batz hielt am Dienstag fünf
       Elfmeter. Einen in der regulären Spielzeit. Und vier im Elfmeterschießen.
       
       Der Mann des Tages erzählte nach dem Spiel bereitwillig, wie er seine
       völlig entkräfteten Mitspieler nach den 90 Minuten motiviert hatte, noch
       mal alles zu versuchen. „Kopf schlägt Körper“, habe er den Kollegen bei der
       Trinkpause zugerufen. „Wir sind im Viertelfinale, wir wollen ins
       Halbfinale. Und jetzt ist Verlängerung, da hätte uns gegen einen
       Bundesligisten schon keiner erwartet.“
       
       Wohl wahr. Zumal sich der FCS zuvor aufs Kontern beschränkt hatte und eher
       glücklich durch Tobias Jänicke in Führung gegangen war (31.).
       [1][Fortuna-Trainer Uwe Rösler] wurde an der Seitenlinie dennoch von Minute
       zu Minute nervöser und verlor endgültig die Fassung, als Rouwen Hennings
       auch noch einen Elfmeter vergab (83.). Batz lenkte schon diesen scharf
       geschossenen Ball an den Pfosten und wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht,
       dass er kurz darauf vier weitere Strafstöße parieren würde.
       
       ## Bier zur Pressekonferenz
       
       Irgendwie, so Batz, habe sein Team in der Verlängerung die „zweite Luft“
       bekommen. Was umso deutlicher auffiel, als die Fortuna ihrerseits mit einem
       Mal nur noch so Luft zu haben schien wie ein verschrumpelter Luftballon.
       Jeden Zweikampf und jedes Laufduell verlor der Bundesligist plötzlich und
       musste nach zwei Stunden Spielzeit heilfroh sein, nicht schon vor einem
       Elfmeterschießen als Verlierer vom Platz zu müssen.
       
       Der Rest war Glückssache. Und die von Batz, der auch noch den letzten, von
       Jörgensen geschossenen Elfer um den Pfosten drehte. Und während sich
       FCS-Trainer Lukas Kwasniok schon zur Pressekonferenz ein Bier bestellte und
       ankündigte, dass er am Mittwoch genau wie seine Mannschaft zu nicht viel zu
       gebrauchen sein würde („Lassen Sie uns den heutigen Abend genießen, den
       morgigen vergessen und am Donnerstag wieder auf die Regionalliga
       fokussieren“), orderte Fortuna-Coach Uwe Rösler einen Kaffee und blickte
       ausgesprochen wächsern drein.
       
       Natürlich wurde er dennoch gefragt, wie er es sich den kollektiven
       Druckabfall seiner Elf vor der entscheidenden Phase des (Nach-)Spiels
       erkläre. „In der Verlängerung habe ich gedacht, wir würden das Spiel weiter
       so bestimmen. Das war aber nicht der Fall“, sagte er. Eine Erklärung dafür
       habe er auch. „Aber die sage ich ihnen nicht.“ Hätte Rösler eine Lanze für
       die konditionelle Grundlagenarbeit [2][seines Vorgängers] brechen wollen –
       so viel steht fest –, er hätte dazu danach noch Gelegenheit gehabt.
       
       So aber nahm er mit leichenbitterer Miene zur Kenntnis, wie Kollege
       Kwasniok, der sich schon vor der Partie lobend über die mutige Spielweise
       der Fortuna unter Rösler geäußert hatte, dem unterlegenen Gegner den
       Klassenerhalt in der Ersten Liga prophezeite und kokett einen Versprecher
       in eigener Sache nachschob: „Wir werden unser Ziel, Berlin, auch nicht aus
       den Augen verlieren. Ich meine natürlich: den Aufstieg in die Dritte Liga.“
       Der ist angesichts von sechs Zählern Vorsprung auf den Zweiten auch
       greifbar nah.
       
       Überhaupt ist das Gründungsmitglied der Bundesliga, das zuvor den 1. FC
       Köln und den Karlsruher SC aus dem Wettbewerb geworfen hatte, eigentlich
       kein typischer Regionalligist. Nicht weniger als sechs Spieler mit
       Bundesligaerfahrung stehen im Kader, der Etat ist hoch, das Fanpotenzial
       sowieso. Und wenn es nach Daniel Batz geht, gibt es am 23. Mai genau
       deshalb auch eine regelrechte Völkerwanderung vom Saarland in die
       Hauptstadt: „Wir sind im Halbfinale, jetzt kann kommen, wer will. Berlin
       ist nur noch einen Schritt entfernt.“
       
       4 Mar 2020
       
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