# taz.de -- Vorwahlen in den USA: Nicht glaubwürdig
       
       > Das Wahlchaos in Iowa ist eine Katastrophe für die Demokraten.
       > StrategInnen suchen nun verzweifelt nach einem externen Verantwortlichen.
       
 (IMG) Bild: Anhänger des demokratischen Kandidaten Bernie Sanders in Des Moines, Iowa
       
       Iowa bietet alle vier Jahre die Kulisse für den Auftakt zu einer
       US-amerikanischen Politfolklore der ganz besonderen Art: die Vorwahlen.
       Dabei trifft die Basis in einem extrem teuren, extrem langen und extrem
       komplizierten Verfahren, das je nach Bundesstaat variiert, eine Vorauswahl
       für den oder die nächste PräsidentschaftskandidatIn.
       
       Der kleine, überwiegend weiße und sehr agrarische Bundesstaat im Mittleren
       Westen ist zwar nicht repräsentativ für den Rest des Landes. Aber die
       Vorauswahl von Iowa ist dennoch viel mehr als nur ein erster Test. Sie hat
       einen kaum zu unterschätzenden Symbolwert für den Rest des Wahlkampfs. Denn
       die SiegerInnen von Iowa sind in der Demokratischen Partei seit dem Ende
       des letzten Jahrhunderts – von Al Gore über Barack Obama bis hin zu Hillary
       Clinton – Monate später systematisch die offiziellen KandidatInnen der
       Partei bei den Präsidentschaftswahlen geworden.
       
       Das Geschehen vom Montagabend in Iowa ist eine Katastrophe für die
       Demokratische Partei. Bevor an dem Abend die Basis in mehr als 1.700
       verschiedenen Lokalen in dem Bundesstaat zusammenkam, um ihre Delegierten
       zu wählen, war eine monatelange Kampagne um ihre Stimmen zu Ende gegangen.
       UnterstützerInnen der ursprünglich mehr als zwei Dutzend demokratischen
       KandidatInnen haben dabei an Hunderttausende Haustüren geklopft.
       
       Die KandidatInnen kamen zu Tausenden von Diskussionsveranstaltungen,
       schüttelten Hände, umarmten und machten Selfies mit potenziellen
       WählerInnen. Und aus Wahlkampfkassen flossen zweistellige Millionensummen
       in den kleinen Bundesstaat. Allein der Betrag, den externe Gruppen, die für
       oder gegen eine*n KandidatIn Stimmung machen, für diesen Vorwahlkampf in
       Iowa ausgegeben haben, beläuft sich auf 14 Millionen Dollar. Politik in den
       USA ist immer auch ein gigantisches Business.
       
       ## Frustration und Ärger
       
       Doch anstatt die Bilder von strahlenden SiegerInnen und von Optimismus für
       die nächsten Etappen der Primaries zu produzieren, brachte der Montag in
       Iowa nichts anderes als Ärger und Frustration auf Seiten der DemokratInnen,
       Ratlosigkeit in den Fernsehstudios, die jede Menge Prominenz für ihre
       Sondersendungen aufgeboten hatten, und Hohn auf Seiten des Mannes im Weißen
       Haus, der am Abend selbst ein Wahlkampfmeeting in Iowa abgehalten hatte.
       
       [1][Es blieb ein Wahlabend ohne Wahlergebnis.] Noch Stunden nach dem Ende
       der Sondersendungen, die das offizielle Ergebnis ausstrahlen wollten, und
       nachdem die Wahlpartys beendet und die KandidatInnen zu ihrem nächsten
       Vorwahlkampf in New Hampshire weitergeflogen waren, gab es in der Nacht zu
       Dienstag immer noch keine Zahlen aus Iowa. Die angeblich völlig sichere
       App, die die Ergebnisse aus den Versammlungslokalen in Iowa an die Zentrale
       übermitteln sollte, funktionierte nicht.
       
       Da die Partei dieses Mal nicht wie nach der Niederlage von Hillary Clinton
       im Jahr 2016 mit dem Finger auf Russland weisen kann, suchen demokratische
       StrategInnen nun verzweifelt nach einem anderen externen Verantwortlichen
       für das selbst verschuldete Debakel. Am Wahlabend fiel ihnen vor allem das
       nun angeblich archaische Wahlverfahren von Iowa ein, sowie ein Kalender,
       der Iowa zu Unrecht zum symbolträchtigen Auftakt der Vorwahlen macht.
       Nachdem die Partei bis zum Wahlabend das Gegenteil gesagt hat, macht sie
       das weder glaubwürdiger noch wählbarer.
       
       4 Feb 2020
       
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