# taz.de -- Vorschau auf Super Bowl: Duell der Alphatiere
       
       > Beim Super Bowl spielen nicht nur die San Francisco 49ers gegen die
       > Kansas City Chiefs. Es treten auch an: Donald Trump gegen Michael
       > Bloomberg.
       
 (IMG) Bild: Herausforderer der Demokraten: Michael Bloomberg kauft sich Werbeminuten beim Super Bowl
       
       Es ist noch nicht lange her, dass US-Präsident Donald Trump sich um die
       Reinheit des Sports sorgte. Insbesondere der Football solle unpolitisch
       bleiben, war vor zwei Jahren aus dem Weißen Haus zu hören, als Sportler wie
       der Quarterback Colin Kaepernick die Spiele zu politischen
       Meinungsäußerungen benutzten.
       
       Trump hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, Leute wie
       [1][Kaepernick] gehörten gefeuert, ließ er per Twitter wissen und legte
       sich damit sogar mit den konservativsten Team-Besitzern an.
       
       Mittlerweile scheint Trump jedoch seine Meinung geändert zu haben, was die
       Politikfreiheit des Sports angeht. Er selbst besucht gerne wieder öfters
       Spiele – zuletzt die College-Meisterschaft im American Football, bei der
       er, anders als beim Baseball, stehenden Applaus von der Menge erhielt.
       
       Bei der am kommenden Wochenende in Miami steigenden Super Bowl geht Trump
       sogar noch weiter. Der Präsident begnügt sich nicht damit, das
       traditionelle TV-Interview des Regierungschefs vor dem Anpfiff zu geben,
       das er noch vor zwei Jahren verweigert hatte. Trump hat auch tief in seine
       Wahlkampfkasse gegriffen und für 10 Millionen Dollar einen TV-Spot für das
       Spiel gekauft.
       
       ## Kauf von Reichweite
       
       Dass ein amtierender Präsident auf der größten Werbebühne der Welt für
       seine Wiederwahl die Trommel rührt, ist ein absolutes Novum. Barack Obama
       schaltete zwar 2008 auch einen 30-Sekunden-Spot, aber nur in 24 lokalen
       Märkten. 2016 kauften drei republikanische Kandidaten Werbeminuten, aber
       ebenfalls nur für bestimmte Staaten, in denen sie Nachholbedarf sahen.
       
       Wer allerdings glaubt, der Schachzug sei Teil einer ausgeklügelten
       Wahlkampfstrategie des Präsidenten, der liegt falsch. Donald Trump scheint
       vielmehr einem Impuls zu folgen, provoziert durch seinen politischen
       Widersacher Michael Bloomberg.
       
       Der ehemalige New Yorker Bürgermeister und Medienunternehmer hat im
       vergangenen November seine eigene Präsidentschaftskandidatur erklärt.
       Seitdem fährt er eine Kampagne, die nur ein einziges Ziel hat – Trump zu
       attackieren. Mit seinen demokratischen Mitbewerbern hält er sich erst gar
       nicht auf und steigt persönlich auch erst spät in den Wahlkampf ein. Sollte
       er nicht von seiner Partei nominiert werden, das hat er bereits
       angekündigt, werde er mit aller Kraft den gewählten Kandidaten
       unterstützen. Bloomberg hat nur ein einziges Ziel: Trump aus dem Amt zu
       jagen.
       
       Dabei scheut Bloomberg keine Kosten, 200 Millionen hat der Multimilliardär
       in zwei Monaten bereits ausgegeben, dabei haben noch nicht einmal die
       Vorwahlen angefangen.
       
       Trumps Wahlkampfmanager empfehlen ihm seither, nicht auf die Angriffe von
       Bloomberg zu reagieren. Doch Trump kann sich nicht zügeln. Nachdem
       Bloomberg jüngst in einem Clip Trumps Umgang mit seinen Militärs
       kritisierte, ließ Trump eine lange abfällige Twitter-Barrage gegen
       Bloomberg vom Stapel.
       
       ## Hyperpatriotisches Zeremoniell
       
       So konnte Trump es auch nicht auf sich sitzen lassen, dass Bloomberg für
       mehr als 10 Millionen Dollar eine Werbeminute während der Super Bowl
       gekauft hat. Trump fühlte sich bemüßigt, gleichzuziehen. Von einem anderen
       New Yorker Unternehmer, der weitaus reicher und erfolgreicher ist als er
       selbst, ausgestochen zu werden war für ihn offenbar schier unerträglich.
       
       Nun werden die Werbeminuten während der diesjährigen Super Bowl zum
       politischen Schlachtfeld. Auf dem Spielfeld bleiben derweil politische
       Meinungsbekundungen verboten – abgesehen vom hyperpatriotischen
       Zeremoniell zum Anpfiff, inklusive Militärparade und dem Vorbeiflug von
       Kampfjets. Es ist eine traditionell an die Super Bowl geknüpfte
       Demonstration militärischer Macht, die in Zeiten der Eskalation im Nahen
       Osten jedoch eine beängstigende Dimension erhält.
       
       In dem Fernsehduell der Milliardäre hat Trump derweil sicher den Vorteil
       des Interviews, geführt vom Fox-News-Moderator Sean Hannity. Hannity gilt
       als enger Vertrauter Trumps, die beiden telefonieren beinahe täglich. Man
       sagt, Trumps außenpolitische Entscheidung richten sich in erster Linie nach
       Hannitys Kommentaren.
       
       Dennoch wird Bloombergs Botschaft nicht ungehört bleiben. Im vergangenen
       Jahr schalteten 98 Millionen Zuschauer die Super Bowl an. In einer
       fragmentierten Medienlgggandschaft bleibt die Super Bowl das vielleicht
       letzte Medienevent, das die gesamte US-Bevölkerung zusammenbringt.
       „Bloomberg fährt eine rein nationale Kampagne, und der effizienteste Weg,
       ein nationales Publikum zu erreichen, ist es immer noch, in einer Sendung
       mit hoher Quote Werbung zu schalten“, sagt Ken Goldstein, Politologe von
       der University of San Francisco.
       
       ## Publikum will keine Predigten
       
       Von den übrigen Super-Bowl-Spots ist unterdessen nicht zu erwarten, dass
       sie besonders politisch ausfallen. Nachdem die Werbeindustrie vor drei
       Jahren, kurz nach dem Amtsantritt von Trump, einen Ausflug ins Politische
       versucht hat, ist das Pendel wieder zurückgeschlagen.
       
       Damals stellten sich Coca Cola, Airbnb und der Bierhersteller
       Anheuser-Busch gegen die Fremdenfeindlichkeit der Trump-Regierung. Doch das
       Publikum reagierte eher negativ. „Die Leute wollen nicht, dass die Werbung
       predigt“, sagt Dan Granger, CEO der Werbeagentur Oxford Road.
       
       Hängen bleiben stattdessen meistens jene [2][Spots], die witzig gemacht
       sind. Und so konzentrieren sich viele Agenturen in diesem Jahr wieder aufs
       Unterhalten. Da ist etwa der Porsche-Spot, bei dem der Diebstahl eines
       Porsches aus dem Porsche-Museum in Stuttgart zu einer wilden
       Verfolgungsjagd der Museumsstücke ausartet. Oder der Remix des
       Grammy-prämierten Hip-Hop-Stücks „Old Town Road“ von Lil Nas X für Doritos
       – inszeniert als Mini-Westernfilm.
       
       Der einzige explizit politische Spot ist jener der Football-Liga NFL
       selbst. Nach der Auseinandersetzung um die Respektsbezeugungen während der
       Nationalhymne hat die Liga sich mit Spielervertretern geeinigt, sich ihrer
       Anliegen anzunehmen. So ist diesmal ein Video zu sehen, in dem
       Polizeigewalt gegen Schwarze angeprangert und gleichzeitig gezeigt wird,
       was die NFL dagegen tut.
       
       Vollkommen unpolitisch wird es indes trotz des Verbots politischer Proteste
       auch auf dem Spielfeld nicht zugehen. Die San Francisco 49ers gelten als
       das Team der kalifornischen Parlamentssprecherin Nancy Pelosi. Pelosi ist
       die Politikerin, die derzeit das Impeachment-Verfahren gegen Trump leitet.
       Entsprechend werden die Sympathien der Fans verteilt sein.
       
       2 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Quarterback-Colin-Kaepernick/!5638657
 (DIR) [2] https://www.adsoftheworld.com/collection/2019_super_bowl_commercials
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Moll
       
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