# taz.de -- Die Bahnfahrt der Klimaschützerin: Greta genießt's in vollen Zügen
       
       > Ein Tweet zeigt Thunberg im ICE auf dem Boden. Die Bahn entgegnet, sie
       > sei 1. Klasse gefahren. Deutsche rasten aus. Was stimmt?
       
 (IMG) Bild: Bei der Bahn kann es schon mal voll werden: gut so!
       
       Berlin taz | Die Weltreisende in Sachen Klimaschutz und überfüllte Züge in
       Deutschland. Kann es [1][ein größeres Aufregerthema] geben – eine Woche
       bevor sich jeder halbwegs klimabewusste Reisende in Deutschland auf den Weg
       macht, um mit der Bahn die Familie unterm Tannenbaum zu erreichen? Wohl
       kaum.
       
       Und daher kochte die Empörung hoch, als Greta Thunberg am Samstag [2][ein
       Foto twitterte], das sie auf dem Boden eines ICE sitzend zeigt. „Mit
       überfüllten Zügen durch Deutschland reisend“, schrieb sie dazu. Und:
       „Endlich auf dem Weg nach Hause.“ Also zurück von der
       [3][Weltklimakonferenz in Madrid] nach Schweden. Das sorgte in den sozialen
       Medien nicht nur für den normalen täglichen Spott über den deutschen
       Zugverkehr.
       
       Dann aber war die Bahn am Zug. Am Sonntag twitterte sie zurück. Erst
       bedankte sie sich süffisant bei der 16-Jährigen, dass sie [4][die
       „Eisenbahner im Kampf gegen den Klimawandel“] unterstütze. Nur um
       [5][gleich nachzulegen]: „Noch schöner wäre es gewesen, wenn Du zusätzlich
       auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent Du von unserem Team an
       Deinem Sitzplatz in der Ersten Klasse betreut worden bist.“
       
       Hat Greta Thunberg also gelogen? Saß sie gar nicht auf dem Boden, sondern
       auf einem gut gepolsterten Sitz im Luxusabteil? Und war das getwitterte
       Bild nur gestellt?
       
       ## Nur 9 Minuten Verspätung
       
       Laut Bahn ist Greta Thunberg mit dem ICE 74 gereist. Der war laut
       [6][zuglink.de] am Samstag pünktlich um 10 Uhr in Zürich gestart und kam
       kurz vor halb acht abends mit nur 9 Minuten Verspätung in Kiel an.
       
       Damit war zumindest mal ein Verdacht aus dem Weg geräumt: dass die Bahn auf
       Gretas Foto reagiert und der prominenten Reisenden schnell einen Platz in
       den 1. Klasse verschafft habe. Denn Thunberg twitterte das Bild erst um
       22.53 Uhr. Da war der Zug seit Stunden am Zielort.
       
       Dann präzisierte die Bahn ihre Darstellung. Thunberg, so hieß es nun in
       einer [7][Mitteilung von Sonntagnachmittag], sei „zwischen Kassel und
       Hamburg“ betreut worden. Und zwar „freundlich und kompetent“. Vor allem
       aber: „an ihrem Sitzplatz in der Ersten Klasse“.
       
       Warum aber nur auf diesem Teilabschnitt? Warum nur während dieser drei
       Stunden bei einer Fahrtzeit von insgesamt neuneinhalb Stunden zwischen
       Zürich und Kiel?
       
       ## Sitzplatz ab Göttingen
       
       Aufklärung kam schließlich wiederum von der prominentesten Bahnreisenden
       des Wochenendes. Ihr Zug von Basel – wo sie offenbar erst zusteigen wollte
       – sei aus dem Verkehr genommen worden, [8][twitterte Greta Thunberg am
       Nachmittag]. Daher habe sie mit ihrem Team zunächst in zwei Zügen auf dem
       Boden gesessen. Erst hinter Göttingen habe sie einen Sitzplatz bekommen.
       
       Also doch eine typische Erfahrung, wie sie viele Reisende an begehrten
       Wochenenden schon machen mussten. Neu für den gemeinen Bahnkunden ist
       allenfalls, dass das auch die ExtrazahlerInnen mit First-Class-Ticket
       trifft.
       
       Doch halt, noch etwas ist anders: Greta Thunberg meckert gar nicht über die
       Bahn. Die Reise in vollen Zügen sei kein Problem, betonte Thunberg. Das
       habe sie auch nie gesagt. Anders als die Standardtwitterer unter den
       Reisenden freute sich die Klimaaktivistin sogar darüber, die Reise in
       vollen Zügen genießen zu dürfen. „Überfüllte Züge sind großartig“, schrieb
       sie. „Denn das zeigt, dass die Nachfrage nach Zugreisen hoch ist.“
       
       Auch auf den parallel verlaufenden Autobahnen war die Nachfrage am Samstag
       hoch. Wegen hohen Verkehrsaufkommen lief dort allerdings wenig. Bei
       Darmstadt waren gegen 14 Uhr die A5 und die A67 nach Unfällen
       [9][vollständig blockiert]. Greta Thunbergs Zug rauschte zu der Zeit fast
       in Sichtweise daran vorbei Richtung Norden.
       
       15 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Greta-Thunberg-faehrt-Deutsche-Bahn/!5650556
 (DIR) [2] https://twitter.com/GretaThunberg/status/1205969006982815751
 (DIR) [3] /Abschluss-der-COP25-in-Madrid/!5650544
 (DIR) [4] https://twitter.com/DB_Presse/status/1206182673888219136
 (DIR) [5] https://twitter.com/DB_Presse/status/1206182674949382145
 (DIR) [6] https://zuglink.de/train/ice74-zurich-hb-1000-kiel-hbf-1916-80/14-12-2019
 (DIR) [7] https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/Greta-Thunberg-mit-dem-ICE-der-DB-fuer-den-Klimaschutz-unterwegs-zwischen-Kassel-und-Hamburg-auf-Sitzplatz-in-der-Ersten-Klasse-4706954
 (DIR) [8] https://twitter.com/GretaThunberg/status/1206203503363985408
 (DIR) [9] https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/darmstadt-ort28564/a5-a67-darmstadt-menschen-mega-unfaellen-verletzt-zr-13326116.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gereon Asmuth
       
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