# taz.de -- Doppelmord in Kolumbien: Raubüberfall oder politischer Mord?
       
       > Ein Doppelmord an einem jung verheirateten Anthropologenpaar erschüttert
       > Kolumbien. Beide waren im Umweltschutz aktiv.
       
 (IMG) Bild: Nathalia Jimenez und Rodrigo Monsalve
       
       München taz | Auf den Fotos lachen Nathalia Jiménez und Rodrigo Monsalve
       warmherzig. Jetzt sind sie tot, brutal ermordet auf dem Weg in die
       Flitterwochen. Eine Woche zuvor hatten die beiden mit Familie und engen
       Freunden an einem Strand von Palomino geheiratet, einem Lieblingsort von
       Nathalia. Die Trauung hatte eine indigene Autorität aus der Karibikregion
       geleitet. Eine Woche später wollten sie wieder nach Palomino. Ein Freund
       hatte ihnen zur Hochzeit ein romantisches Abendessen geschenkt.
       Anschließend wollten sie ihre Flitterwochen dort verbringen.
       
       Doch auf der Straße von Santa Marta aus wurde ihr Auto kurz vor Palomino
       aufgehalten. Nathalias Vater, mit dem sie gerade telefonierte, musste
       mitanhören, wie seine Tochter gezwungen wurde, aufzulegen. Sein
       Schwiegersohn bat im Hintergrund die Kriminellen, sie am Leben zu lassen.
       
       So berichtete der Vater es kolumbianischen Medien. Drei Tage später fanden
       Bauern aus der Region die beiden, tot. Sie waren an einen Baum gefesselt,
       hatten Säcke über dem Kopf und Folterspuren. Laut Gerichtsmedizin starben
       sie durch Kopfschüsse.
       
       Die Tat hat Kolumbien in der Weihnachtszeit erschüttert. Nicht nur wegen
       der Brutalität. „Naty“ und „Rodri“ waren in der Karibikregion wegen ihrer
       Arbeit bekannt. Nathalia Jiménez und Rodrigo Monsalve hatten beide
       Anthropologie studiert, Nathalia zusätzlich Ökologie. Sie leitete ein
       Projekt zum Schutz der Flüsse Magdalena und Cauca für die Stiftung
       [1][Fundación Natura]. Rodrigo arbeitete als DJ in der Region.
       
       ## Staatsanwälte gehen offenbar von Raubmord aus
       
       Zwölf Jahre waren die beide zusammen. Beide stammen aus der Hauptstadt
       Bogotá. Um die Familie mit den Kosten für Überführung und Beerdigung zu
       unterstützen, organisierten Freund*innen für sie eine Online-Sammlung. Fast
       14 Millionen Pesos kamen zusammen, rund 3.800 Euro.
       
       Wer hinter dem Mord steckt, ist unklar. Da in der Gegend Anfang des Jahres
       ein Mitarbeiter des Tayrona-Nationalparks ermordet wurde, lag die Vermutung
       nahe, dass der Mord mit Nathalia Jiménez’ Umweltschutz-Engagement zu tun
       habe. [2][Die Stiftung sagt] aber, dass weder sie noch ihre Mitarbeiterin
       Drohungen erhielten. Deshalb gehen die Behörden eher davon aus, dass es
       sich um einen Raubmord handelt. Dafür spricht auch, dass das Auto der
       beiden erst einmal verschwunden war.
       
       In der Gegend sind die beiden kriminellen Banden „die Pachencas“ und der
       „Golfclan“ aktiv – wobei die Polizei bisher eine andere verdächtigt. Vier
       Männer sind im Zusammenhang mit dem Verbrechen derzeit festgenommen.
       
       Ein Mann stellte sich der Justiz. Drei weitere wurden von der Polizei in
       einem Haus festgenommen, wo offenbar Diebesgut gefunden wurde, wie Diana
       Quiñonez berichtet, die Leiterin der Staatsanwaltschaft der Region
       Magdalena. In Kommentaren auf sozialen Medien wird die Version des
       Raubmords allerdings massiv angezweifelt.
       
       Verteidigungsminister Carlos Holmes Trujillo reiste für eine Sitzung des
       Sicherheitsrats nach Santa Marta, um über die Sicherheitsprobleme an der
       Karibikküste zu sprechen. Der Bürgermeister von Santa Marta setzte eine
       Belohnung von 50 Millionen Pesos aus.
       
       Das Stranddorf Palomino, bei dem der Mord geschah, taucht mittlerweile in
       praktisch jedem [3][Kolumbien-Reiseführer] auf und ist gerade bei
       ausländischen Rucksacktourist*innen beliebt wegen seiner Strände und
       Hippie-Atmosphäre. Viele Urlauber*innen verbinden einen Stop in Palomino
       mit dem Besuch der Küsten-Wüstenregion in La Guajira oder dem
       Tayrona-Nationalpark.
       
       27 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.natura.org.co/
 (DIR) [2] http://www.natura.org.co/comunicado-oficial-de-fundacion-natura-colombia/
 (DIR) [3] https://theculturetrip.com/south-america/colombia/articles/11-reasons-why-you-should-visit-palomino-at-least-once-in-your-lifetime/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Wojczenko
       
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