# taz.de -- Das grüne Band: Am ehemaligen Todestreifen
       
       > Es ist nicht viel los am Betonplattenweg auf der ehemaligen
       > innerdeutschen Grenze. Abstecher bei der „Grenzerfahrung in
       > Wanderstiefeln“ lohnen sich.
       
 (IMG) Bild: Point Alpha ist einer von vier US-Beobachtungsstützpunkten an der innerdeutschen Grenze
       
       Stationen am [1][Grünen Band], dem fast 1.400 Kilometer lange
       Geländestreifen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Der 50 bis
       200 Meter breite Streifen geht von Travemünde bis zum Dreiländereck bei
       Hof. Ein Weg auf Beton-Lochplatten, auf dem einst die DDR Grenzstreifen
       patrouillierten. Gepriesen wird das Grüne Band als Rückzugsort für seltene
       Tiere und Pflanzen, ein „Biotopverbundsystem durch ganz Deutschland“ so der
       BUND. Versprochen wird: „Grenzerfahrung in Wanderstiefeln“.
       
       Etwa [2][Point Alpha] – der „heißeste Punkt des Kalten Krieges“ – im
       Südwesten [3][Thüringens] an der Grenze zu Hessen, nahe der Stadt Geisa.
       Aufgrund seiner günstigen Lage auf einem 411 Meter hohen Bergrücken eignete
       sich der Standort gut zum Beobachten der Kontrahenten und zum Abhören von
       Funksprüchen. Das sogenannte „Fulda Gap“ in Osthessen galt als das
       strategische Einfallstor der Truppen des Warschauer Pakts in das
       Bündnisgebiet der Nato.
       
       Heute ist hier am Grenzstreifen eine Gedenkstätte der Geschichte des Kalten
       Krieges und der Konfrontation der beiden Militärbündnisse Nato und
       Warschauer Pakt. Dazu gehört der ehemaligen amerikanische Stützpunkt sowie
       teils originale, teils rekonstruierte Grenzsicherungsanlagen samt Grenzturm
       auf ostdeutscher Seite. Point Alpha ist ein Anziehungspunkt. Touristen,
       Schulklassen, US-Soldaten erfahren hier mehr über die Geschichte der
       deutschen Teilung.
       
       Ansonsten ist nicht viel los am ehemaligen Todesstreifen entlang der
       innerdeutschen Grenze. Man läuft und läuft und „ist nach drei Tagen auf dem
       Todesstreifen, so deprimiert wie mancher Bürger dreißig Jahre nach dem
       Mauerfall“, schreibt der Journalist Henning Sußebach nach einem
       Selbstversuch in der Zeit. Sußebach fühlte sich einsam. „Man läuft vier
       Stunden, sechs Stunden und begegnet unterwegs niemandem, wirklich keinem
       Menschen.“ Ja, der ehemalige Todesstreifen, „das Paradies für Flora und
       Fauna, die Perlenkette wertvoller Lebensräume, ein Ort des Erinnerns“ – ein
       Ort der Begegnung ist er nicht.
       
       Besuchern des Grünen Bandes in Thüringen sei deshalb geraten, den
       Plattenweg ab und an zu verlassen. Ein Abstecher nach Demberg, etwa in die
       [4][Rhöner Botschaft] des Sternekochs Björn Leist, lohnt sich auf jeden
       Fall. Oder auf die Höhenzüge des Werratals, wo im denkmalgeschützten
       [5][Sickenberger Hof] Gäste mit Eichsfelder Spezialitäten bewirtet werden.
       
       Und statt immer entlang der Platte zu radeln, bietet sich der
       [6][Werratal-Radweg,] beginnend an den Werraquellen im Thüringer Wald, als
       abwechslungsreiche Tour durch weite Flussauen und schmale
       Durchbruchstäler.
       
       Der Einblick in das Grenzgebiet bleibt trotzdem. Doch so fühlt man sich
       nicht mehr ganz allein mit Wanstschrecke und Schneckenfalter.
       
       23 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bund.net/gruenes-band/
 (DIR) [2] https://pointalpha.com/
 (DIR) [3] https://www.thueringen-entdecken.de
 (DIR) [4] http://rhoener-botschaft.de
 (DIR) [5] http://www.hof-sickenberg.de/
 (DIR) [6] https://www.werratal.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Edith Kresta
       
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