# taz.de -- Streit um Inklusions-Stellen in Hamburg: Rechnen auf Rabe-Art
       
       > Die Initiative „Gute Inklusion“ kritisiert Angaben zur Personalstärke im
       > Senatsbericht zur Beschulung behinderter Kinder – und fehlende Aufzüge.
       
 (IMG) Bild: Ein Fall fürs nächste Mathe-Abi? Schulsenator Rabe
       
       Hamburg taz | Schwere Vorwürfe gegen Schulsenator Ties Rabe (SPD) erhebt
       die Initiative „Gute Inklusion“. In einem Senatsbericht verbreite dieser
       „Fake News“ zur Personalversorgung bei der Inklusion. Die Linke spricht gar
       von „Lüge“. Rabes Sprecher Peter Albrecht nennt die Vorwürfe „absolut
       unberechtigt“.
       
       „Gute Inklusion“ ist Nachfolger der Volksinitiative gleichen Namens, die
       vor zwei Jahren mit Rot-Grün [1][einen Kompromiss ausgehandelt] und dafür
       die Unterschriftensammlung eingestellt hatte. Jedes Jahr soll der Senat der
       Bürgerschaft über die Umsetzung dieser Vereinbarung berichten. [2][Dieses
       Papier] liegt nun vor – ein Jahr zu spät.
       
       Das unstrittig Gute: In Hamburg darf schon seit 2010 kein Kind mehr gegen
       den Willen der Eltern auf eine Sonderschule geschickt werden, viele machen
       davon Gebrauch. Doch damit es wirklich Wahlfreiheit gibt, wären
       barrierefreie Gebäude, Räume für Therapien und andere Hilfsmittel nötig.
       Hier hat die Initiative noch etliche Kritikpunkte – etwa, dass bei frisch
       sanierten Bauten Fahrstühle für Rollstuhlkinder fehlen.
       
       Doch der aktuelle Streit geht ums Personal. Der Senat schreibt im Bericht,
       seit dem Start in 2010 habe sich „die Qualität in der Inklusion stetig
       verbessert“. Derzeit stünden den Schulen dafür mehr als 1.500 Stellen zur
       Verfügung. „Bei Einführung der Inklusion war es nur knapp die Hälfte.“ Die
       „Verdoppelung“ gehe „deutlich über das hinaus, was nötig gewesen wäre, um
       die steigenden Schülerzahlen zu kompensieren“. In einer Pressemitteilung
       konkretisierte Rabe die Zahlen: „Waren 2010 noch 718 zusätzliche
       pädagogische Stellen für die Inklusion vorgesehen, sind es derzeit 1.515.“
       
       ## Linke fordert Korrektur des Senatsberichts
       
       Stimmt nicht, hält Pit Katzer von der Initiative dagegen: Denn bis 2010 gab
       es – als Vorläufer der Inklusion – noch „Integrationsklassen“ und
       „Integrative Regelklassen“. Und die hatten 2010 rund 350 Stellen für
       Erzieher und Sozialpädagogen, die Rabe „nicht mitgerechnet“ habe. Katzer
       addiert die 350 zu den 718 und spricht von rund 1.000 Stellen, die auf
       1.515 erhöht wurden. Das sei also „nur um die Hälfte und nicht auf das
       Doppelte, wie der Senator behauptet“.
       
       Im selben Zeitraum habe sich aber die Zahl der Kinder mit Förderbedarf an
       den Regelschulen von rund 2.000 auf rund 8.000 vervierfacht. Somit sei die
       Personalzuweisung pro Kind deutlich schlechter geworden. Erst die
       Volksinitiative habe erreicht, dass dieser Trend gestoppt wurde und die
       Zahl der Stellen seit 2018 um fast 300 auf 1.515 gestiegen sei.
       
       „Statt der behaupteten,kontinuierlichen Qualitätsverbesserung' gab es eine
       kontinuierliche Kürzung“, folgert auch die Linken-Schulpolitikerin Sabine
       Boeddinghaus und spricht von einer „Täuschung des Parlaments“. Wenn Senator
       Rabe nicht gewillt sei, Konsequenzen zu ziehen, liege die Verantwortung
       beim Bürgermeister. Sie möchte nun in einer Anfrage wissen, welche
       Konsequenzen Peter Tschentscher (SPD) daraus zieht, dass der „Schulsenator
       die Bürgerschaft belogen hat“.
       
       Albrecht weist den Vorwurf zurück. Die Zahlen seien von der Behörde
       „sorgfältig ermittelt“. Die Zahl „718“ für das Schuljahr 2010/11 beinhalte
       „alle Stellen für Lehrkräfte und pädagogisch-therapeutisches Fachpersonal
       im Bereich der Inklusion“, also auch Erzieher und Sozialpädagogen. Die
       Behörde werde dies im Schulausschuss erläutern. Es wäre nicht das erste
       Mal, dass die Linke mit „haltlosen Vorwürfen“ zurückrudern müsste, meint
       Albrecht.
       
       Boeddinghaus indes ist sich ihrer Sache sicher, denn im Dezember 2016 hatte
       sie [3][schon mal nach den Erzieher- und Sozialpädagogen-Stellen gefragt],
       und für die letzten vier Schuljahre eine gesonderte Ausweisung jenseits der
       Lehrerstellen erhalten.
       
       17 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Mehr-Geld-fuer-Inklusion-in-Hamburg/!5468341/
 (DIR) [2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/68539/stellungnahme_des_senats_zum_ersuchen_der_buergerschaft_vom_20_dezember_2017_massnahmen_zur_verbesserung_der_inklusion_an_hamburgs_schulen_konsens_mit.pdf
 (DIR) [3] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/55827/entwicklung_der_personellen_ressourcen_fuer_die_inklusion_in_den_staatlichen_schulen_in_hamburg_2012_2016.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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