# taz.de -- „Islamischer Dschihad“ und Hamas: Gaza-Eskalation zeigt Machtkämpfe
       
       > Nach der Gewalt der letzten Tage scheint eine Waffenruhe zu halten. Der
       > Schlagabtausch legt Kräfteverschiebungen in Gaza offen.
       
 (IMG) Bild: Trauerzug im Gazastreifen am Donnerstag
       
       Tel Aviv taz | Einige Raketen fliegen noch auf den Süden Israels, und doch
       scheint es, als würde der Waffenstillstand vorerst halten. Erreicht wurde
       er nach zwei Tagen gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Israel und
       Gaza, in denen Hunderte Raketen auf Israel geschossen wurden und 34
       PalästinenserInnen durch israelische Luftangriffe getötet wurden.
       
       Die meisten von ihnen waren Köpfe der Terrororganisation „Islamischer
       Dschihad“, aber auch ZivilistInnen waren unter den Opfern. Auslöser der
       Auseinandersetzungen war die von Israel „Operation Blackbelt“ genannte
       gezielte Tötung des Kommandeurs des „Islamischen Dschihad“, Baha Abu
       al-Atta, der wohl hinter den meisten Raketenbeschüssen der letzten Monate
       steckte.
       
       Man könnte die Auseinandersetzungen als weiteren Gewaltausbruch zwischen
       Gaza und Israel abtun. Tatsächlich aber machen sie wie auch der jüngste
       Waffenstillstand Machtkämpfe und Kräfteverschiebungen sichtbar.
       
       „Dass es diese feindlichen Auseinandersetzungen gibt, ohne dass Hamas auch
       nur eine einzige Rakete abschießt, ist ein Präzedenzfall“, sagte Uzi Rabi,
       Direktor des Moshe Dajan Center für Nahoststudien an der
       Tel-Aviv-Universität gegenüber der taz. Auch zu den
       Waffenstillstandsgesprächen in Ägypten sind in erster Linie Vertreter des
       „Islamischen Dschihad“ angereist.
       
       Die Terrororganisation, die 1981 gegründet wurde, ist in den letzten Jahren
       mit iranischer Unterstützung zu einer einflussreichen Macht in Gaza
       geworden. „Sie fordert Hamas als dominierende Kraft im Gazastreifen heraus,
       indem sie gegen den Willen von Hamas Raketen auf Israel schießt“, so Rabi.
       
       ## Hamas geht kein Risiko ein
       
       Hamas, die anders als der „Islamische Dschihad“ als regierende Partei für
       die Bevölkerung verantwortlich ist, habe in den letzten Monaten eine
       Einigung mit Israel über Geld aus Qatar erzielt und könne sich derzeit
       keine riskanten Manöver erlauben.
       
       „Wir haben es mit einer doppelgesichtigen Realität zu tun: ‚Islamischer
       Dschihad‘ und Hamas kämpfen einerseits um die Vorherrschaft. Gleichzeitig
       haben sie einen gemeinsamen Nenner, nämlich die Feindschaft gegenüber
       Israel. Doch sie können sich nicht einigen, welche Methoden sie anwenden
       sollen.“
       
       ## Neuer Verteidigungsminister: „Es ist noch nicht vorbei“
       
       Der israelische Außenminister Israel Katz (Likud) schrieb Israel den Erfolg
       zu, dass sich Hamas nicht an den Raketenbeschüssen beteiligt hat. Er lobte
       „die aggressive“ Haltung Israels und kündigte an, Israel werde jeden ins
       Visier nehmen, der einen Terroranschlag plant.
       
       Auch Naftali Bennett (Jüdisches Heim), an den Regierungschef Benjamin
       Netanjahu erst vor wenigen Tagen seinen Posten als Verteidigungsminister
       abgetreten hat, kündigte eine harte Gangart an: „Um die 20 Terroristen
       wurden in den letzten 48 Stunden getötet, aber es ist noch nicht vorbei.“
       Bennett betonte, dass „die neuen Regeln des Spiels“ klar seien: „Die Armee
       wird vollkommene Aktionsfreiheit haben, ohne Einschränkungen. Ein
       Terrorist, der versucht, israelische ZivilistInnen zu verletzen, wird nicht
       in Frieden schlafen können.“
       
       14 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Judith Poppe
       
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