# taz.de -- G7-Gipfel 2020 in Trumps eigenem Hotel: Der Präsident lädt zum Golfen
       
       > Donald Trump will die G7-Vertreter kommendes Jahr in sein eigenes
       > Golfresort einladen. Das ist so schamlos, dass sie geschlossen ablehnen
       > sollten.
       
 (IMG) Bild: Der US-Präsident möchte die G7 gerne selbst bewirten. In seinem Golfressort bei Miami
       
       Da gibt es nichts herauszufinden, es braucht keinen Ermittlungsausschuss
       des US-Kongresses und keine Whistleblower: Vor aller Öffentlichkeit
       verkündete am Donnerstag Mick Mulvaney, derzeit Interims-Stabschef des
       US-Präsidenten Donald Trump, der nächste G7-Gipfel werde im Juni kommenden
       Jahres in Florida stattfinden: in Trumps eigenem Doral-Golfressort bei
       Miami.
       
       Und wieder einmal fühlt man sich erinnert an Trumps Ausspruch im Wahlkampf,
       [1][er könne mitten auf der 5th Avenue in New York jemanden erschießen] und
       würde keine Wählerstimmen verlieren. Die Staatschefs der G7-Nationen und
       ihre riesigen Delegationen auf Staatskosten ins eigene Hotel einladen – das
       Ziel der illegalen Selbstbereicherung ist so offenkundig, so unbestreitbar,
       dass es eigentlich nur eine Interpretationsmöglichkeit gibt: Gerade weil er
       sich ohnehin schon einem Amtsenthebungsverfahren ausgesetzt sieht, fallen
       auch die allerletzten Hemmschwellen, falls da je welche waren.
       
       Und wieder sind es bislang nur liberale Medien und demokratische Politiker,
       die das Offenkundige aussprechen, auf die US-Gesetze hinweisen und
       fassungslos von einem neuen Höhepunkt präsidentieller Korruption sprechen.
       Die Republikaner – „Bananenrepublikaner“ [2][titelten] kürzlich die
       KolumnistInnen Gail Collins und Bret Stephens in der New York Times –
       halten sich wie immer seit Trumps Amtsantritt vornehm zurück. Egal, wen
       Trump noch alles auf der 5th Avenue öffentlich erschießt.
       
       Natürlich haben die Medien sofort recherchiert. Dem Doral Ressort geht es
       finanziell nicht gut, die Umsätze sind eingebrochen, im Juni ist es in
       Südflorida so heiß, dass die Hotels nicht ausgelastet sind, die Frage der
       Sicherheit für die Staatschefs und -chefinnen ist dort schwer zu
       bewerkstelligen.
       
       ## Was in den USA geht, geht bald auch woanders
       
       Das ist alles gut zu wissen und unterstreicht die böse Absicht. Aber
       eigentlich braucht es all diese Informationen gar nicht.
       
       Bei Trump gibt es keinen doppelten Boden: Das offensichtliche ist genau so.
       Der Mann hat nie irgendeine Achtung vor dem Gesetz gehabt, von auch nur
       einem Funken Anstand ganz zu schweigen, er ist in seiner ganzen Karriere
       immer damit durchgekommen, und er hat auch nach seiner Wahl nie daran
       gedacht, dass er daran irgend etwas ändern müsste. Für die US-Demokratie,
       die nun wahrlich ohnehin schon ausreichend Baustellen hatte, vom
       ungerechten Wahlsystem bis zum übergroßen Einfluss der Lobbys auf die
       Politik, ist es der Todesstoß, so einen Herrscher einfach gewähren zu
       lassen.
       
       In Abwandelung von [3][Trumps jüngsten Aussagen zum Angriff der Türkei auf
       Nordsyrien] könnte man nun sagen: Wenn die USA es zulassen wollen, dass ihr
       Staats- und Regierungschef sich so verhält, dann sollen sie das halt tun.
       Viel Glück dabei – was geht es uns an?
       
       Aber leider stimmt das nicht. So wie George W. Bushs „Anti-Terror-Krieg“ de
       facto grünes Licht für Menschenrechtsverletzungen durch Diktatoren weltweit
       gab, hat auch das Verdrängen von Anstand, Rechtsstaat und Scham aus der
       US-Politik Auswirkungen auf den ganzen Globus. Was in den USA geht, geht
       bald auch überall woanders. Es wäre ein gutes Zeichen, würden die
       Regierungen der G7-Staaten sofort klarstellen, dass sie gern in die USA
       kommen, aber nicht nach Doral – oder in irgendeinen anderen Trump-Besitz.
       
       18 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Satire-im-US-Wahlkampf/!5344242
 (DIR) [2] https://www.nytimes.com/2019/10/01/opinion/trump-impeachment.html
 (DIR) [3] /Waffenruhe-in-Nordsyrien/!5634550
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) G7-Gipfel
 (DIR) USA
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) „Stern“ schwärzt eigenen Text: Leider nicht verfügbar
       
       Der „Stern“ hat in seinem E-Paper eine Reportage aus dem Trump-Hotel
       geschwärzt. Das Magazin fürchtet juristische Verfahren.
       
 (DIR) Donald Trump gegen freie Presse: Leserbriefschreiber in Chief
       
       Der US-Präsident ist unglücklich mit der Berichterstattung der von „New
       York Times“ und „Washington Post“. Deshalb zieht er in Betracht,
       Behörden-Abos zu beenden.
       
 (DIR) Donald Trump flippt aus: Ein stabiles Genie
       
       Donald Trumps Pressegespräche waren schon immer von erratischen Ausbrüchen
       geprägt. Eine Konferenz mit dem finnischen Präsidenten sprengt selbst das.
       
 (DIR) Fazit zum G7-Gipfel: Vor allem nette Worte
       
       Diesmal war der Gipfel kein Desaster. Trump stützt Macrons
       Vermittlungsbemühungen mit Iran – und stellt Treffen mit Irans Präsident in
       Aussicht.
       
 (DIR) Irans Außenminister beim G7-Gipfel: Trump isst allein
       
       Der iranische Außenminister kommt für einige Stunden zum G7-Gipfel – ein
       Besuch mit Konfliktpotenzial. Einigkeit gibt es in Biarritz vor allem bei
       den Amazonas-Bränden.