# taz.de -- Technologien und Akzeptanz: Emotionen statt Fakten
       
       > Die Technikakademie acatech will sich mehr darum bemühen, dass neue
       > Technologien nicht gegen die Menschen eingeführt werden.
       
 (IMG) Bild: Neue Technologie in einem romantisch anmutenden Sonnenlicht
       
       Berlin taz | Die Technologen wollen mehr Gefühl wagen. „Wir müssen die
       Menschen beim technologischen Wandel viel stärker als bisher mitnehmen“,
       erklärte acatech-Präsident Karl-Heinz Streibich auf der Festveranstaltung
       seiner Akademie der Technikwissenschaften in dieser Woche in Berlin. In der
       von Streibich präsentierten „Innovationsstrategie“ bildeten Emotionen neben
       Nachhaltigkeit und Technologie die dritte Säule für die Gestaltung der
       Zukunft. Über die Gefühlsansprache der Menschen „erreichen wir eine größere
       [1][Veränderungsbereitschaft] als durch die Kommunikation der Fakten“,
       sagte Streibich.
       
       Der acatech-Präsident, ein früherer Softwareunternehmer ebenso wie sein
       Vorgänger Henning Kagermann, repräsentiert in der Akademie-Doppelspitze die
       Wirtschaftsseite. Streibich versprach, das Vermittlungsproblem zwischen
       Technik und Gesellschaft mit neuem Schwung anzupacken. Der Vorgänger
       Kagermann hatte indes mit seiner Regierungsplattform Elektromobilität die
       Erfahrung machen müssen, wie schwer sich Innovationen in der verkrusteten
       Verkehrswirtschaft Deutschlands durchsetzen lassen.
       
       Streibichs Hebel soll zunächst ein „umfassendes Akademie-Projekt“ sein, mit
       dem der „Einfluss des [2][technologischen Wandels] auf die Entwicklung der
       Gesellschaft“ untersucht werden soll. Besonders disruptiv klang das nicht.
       
       Auch sonst war beim Jahrestreffen der deutschen Technikforscher und
       Ingenieure von der postulierten Zeitenwende zur Nachhaltigkeit und
       dekarbonisierten Kreislaufwirtschaft wenig zu spüren. An der
       Wachstumsorientierung, nunmehr „grün“ gefärbt, wurde weiter festgehalten.
       Aus dem Kanzleramt brachte Technologie-Staatsminister Helge Braun die
       Marschrichtung des „Weiter so“ mit: „Die technologische Kompetenz ist der
       Herzmuskel der deutschen Wirtschaft“, beschwor der CDU-Politiker.
       Technologie rettet die Welt, war an diesem Abend die Botschaft. Was denn
       sonst?
       
       Die Jugend gibt zur Zeit eine andere Antwort. Aufschlussreich war, was
       acatech-Co-Präsident Dieter Spath zum Schluss von seinem Gespräch mit
       Vertretern der Fridays4Future-Protestbewegung berichten konnte. Getrieben
       von der ernsthaften Sorge um die Zukunft, ihre Zukunft, und mit starker
       Emotionalität seien ihm die Klimaprotestler begegnet. Spath: „Das ist auch
       das Vorrecht der Jugend.“
       
       Aber als er in die Runde fragte, wer nach der Schule sich für ein
       Ingenieurstudium entscheiden wolle, um damit die Menschheitsprobleme
       anzugehen, da meldete sich von den sieben Schülern nur einer. „Das muss uns
       nachdenklich machen“, resümierte Spath. Wer die Jugend verliert, hat
       schlechte Zukunftskarten.
       
       19 Oct 2019
       
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