# taz.de -- Philippa Strache bekommt kein FPÖ-Mandat: Nationalrat ohne die Straches
       
       > Über Spesen hatte sich das Ehepaar sein luxuriöses Leben von der FPÖ
       > finanzieren lassen. Nach den Enthüllungen sieht die Partei noch
       > Klärungsbedarf.
       
 (IMG) Bild: Kein Sitz auf FPÖ-Ticket: Philippa Strache im November 2018 auf einem Partei-Symposium in Wien
       
       WIEN taz | Philippa Strache wird nicht in den Nationalrat einziehen.
       Zumindest vorerst nicht, bis alles aufgeklärt sei. Das hat Dominik Nepp,
       Chef der Wiener FPÖ, Montagabend verkündet. Drei Stunden lang hatte das
       Gremium beraten. Nachfragen nahm Nepp keine entgegen. Dabei hätte es viel
       zu klären gegeben.
       
       Philippa Strache, 33 Jahre alt, Ex-Model und zuletzt Tierschutzbeauftragte
       der FPÖ, ist seit drei Jahren mit Heinz-Christian Strache, 50, Ex-FPÖ-Chef,
       verheiratet und Mutter von dessen neun Monate altem Sohn Hendrik. Nachdem
       ihr Ehemann vergangenen Mai im Gefolge des Ibiza-Videos alle Ämter
       niedergelegt hatte, wurde sie auf eine aussichtsreiche Position auf der
       Wiener Liste für die Nationalratswahlen gesetzt. Der Deal lautete:
       [1][Strache nimmt sein über Vorzugsstimmen errungenes Mandat im
       Europaparlament] nicht an, im Gegenzug bekommt Philippa einen Sitz im
       Parlament und sichert das Familieneinkommen. Seine Mitgliedschaft wurde
       mittlerweile ausgesetzt.
       
       Inzwischen hat sich aber einiges verändert. Wenige Tage vor den
       vorgezogenen Nationalratswahlen vom 29. September legte ein ehemaliger
       Bodyguard von Strache vor der Polizei eine „Lebensbeichte“ ab. Man geht
       davon aus, dass er anonyme Informationen über das Luxusleben der Straches
       bestätigt hat.
       
       Dabei geht es um einen monatlichen Mietzuschuss von 2.500 Euro für die
       Villa in Klosterneuburg bei Wien, wo das Ehepaar residiert, um ein
       monatliches Spesenkonto von 10.000 Euro für Bewirtung, über das durch
       falsche Belege auch teure Kleidungsstücke abgerechnet worden sein sollen,
       und nicht zuletzt um monatliche 9.500 Euro für Philippas „ehrenamtliche“
       Tätigkeit als Tierschutzsprecherin und Social-Media-Beauftragte.
       
       ## Aufklärung in der FPÖ?
       
       Die Folge dieser Enthüllungen war ein [2][Absturz der FPÖ] von 26 auf 16,2
       Prozent. Schließlich hatte sich der frühere Chef der Partei gegenüber den
       kleinen Leuten stets als Kämpfer gegen Privilegien inszeniert. Durch den
       Absturz verlor die FPÖ 20 Mandate.
       
       Der vermeintlich sichere Sitz hing plötzlich vom Wohlwollen des vor
       Philippa Strache gereihten Justizsprechers Harald Stefan ab. Der hatte auf
       der Wiener Landesliste aber auch für seinen Regionalwahlkreis kandidiert
       und konnte sich aussuchen, welches der beiden Mandate er annahm. Darum ging
       es bei der Sitzung am Montag, wo als Variante diskutiert wurde, Philippa
       Strache aus der Fraktion auszuschließen und zur „wilden“ Abgeordneten zu
       machen.
       
       Wenn in der FPÖ von Aufklärung gesprochen wird, dann geht es meist nicht um
       das eigene Verschulden, sondern darum, wer warum einen Skandal ans Licht
       gebracht hat. Relativ leicht aufzuklären wäre, warum in der Wiener FPÖ
       selbst führende Mitglieder nicht informiert waren, welche Privilegien den
       Straches genehmigt wurden. Der Mietzuschuss, der bis zuletzt ausgezahlt
       wurde, muss jetzt rückwirkend bis Juni rückerstattet werden.
       
       Mit dem Vorwurf gefälschter Belege beschäftigt sich die Justiz. Aber
       welches Gremium die üppigen Sonderzahlungen an Heinz-Christian und Philippa
       Strache genehmigt hat, ist bis jetzt ein Geheimnis. Parteifunktionäre in
       den Bundesländern zeigen sich entsprechend aufgebracht. Schließlich geht es
       um Gelder, die über die großzügige Parteienförderung letztlich vom
       Steuerzahler kommen. Dass am kommenden Sonntag in Vorarlberg und im
       November in der Steiermark gewählt wird, erklärt die Nervosität in der
       Provinz.
       
       Heinz-Christian Strache postete am Dienstag als Reaktion auf den Rauswurf
       seiner Frau einen Artikel der Epoch Times mit dem Titel „Totgesagte leben
       länger“. Demnach würde es eine eigene Strache-Partei auf Anhieb in den
       Nationalrat schaffen. In der FPÖ kann man das als Drohung verstehen.
       
       8 Oct 2019
       
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