# taz.de -- Reiseveranstalter Thomas Cook: Das Scheitern eines Pioniers
       
       > Der Erfinder der Pauschalreise wollte hoch hinaus. Jetzt endete sein
       > Konzept mangels klarer Strategie für die neue Tourismuswelt mit einer
       > Bauchlandung.
       
 (IMG) Bild: Bringt keine Menschen mehr an Sehnsuchtsorte: Thomas Cook
       
       Die Geschichte des nun in Insolvenz gegangenen Reiseveranstalters Thomas
       Cook begann 1841. Eine Zugreise samt Verpflegung brachte 570 Leute von
       Leicester nach Loughborough zu einem Abstinenzlertreffen. Die Strecke legen
       englische Züge heute in zehn Minuten zurück.
       
       Jahrzehntelang war Thomas Cook Pionier der Reisebranche: 1855 konnten
       Briten die erste Europa-Rundreise buchen, 1866 die erste Amerika-Reise,
       1869 die erste Nilkreuzfahrt per Schiff. 1872 organisierte Thomas Cook die
       erste Weltreise – von Liverpool in 222 Tagen über eine Strecke von 40.000
       Kilometern.
       
       1919 vertrieb das Unternehmen die ersten Flugtickets. Thomas Cook war 1874
       auch der Erfinder des Reiseschecks. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das
       Unternehmen der wichtigste Reiseveranstalter weltweit.
       
       Dennoch blieb der Tourismus bis in die Nachkriegszeit etwas für
       Wohlhabende. Erst ab 1962 begründete der Versandhändler Josef Neckermann
       unter dem Slogan „Urlaubsreisen für Jedermann“ den Pauschaltourismus.
       Reisen in europäische Metropolen oder an die Strände des Mittelmeeres
       wurden erschwinglich und die Nachfrage wuchs stetig: Zeitweise flog
       Neckermann Touristen mit Jumbo-Jets nach Mallorca.
       
       ## Vertrauen ist gut, Condor ist besser
       
       Neckermann Reisen kaufte 2001 den britischen Veranstalter Thomas Cook und
       benannte sich in Thomas Cook AG um. Zu dem Konzern gehörte auch die
       Fluglinie Condor. Die Thomas Cook AG hatte damals Großes vor, sie wollte
       die erste durchgängig internationale Touristikmarke werden, die alle
       Komponenten einer Reise von den eigenen Reisebüros bis zum Pauschalpaket
       die Wertschöpfungskette kontrolliert.
       
       Die Flugzeuge der Condor starteten in neuer Lackierung als Thomas Cook
       Airlines, und Thomas Cook wurde auch zur Dachmarke der Reiseveranstalter
       wie Neckermann, Bucher oder Aldiana.
       
       Die Strategie, das Vertrauen deutscher Pauschalurlauber auf einen fremd
       klingenden Namen zu übertragen, ging nicht auf. Ab 2004 trugen die
       Maschinen der Thomas Cook AG wieder den Namen Condor auf dem Rumpf.
       
       Unter dem Dach wurden Unternehmensanteile hin und her geschoben:
       Anteilseigner Lufthansa verkaufte seine Thomas-Cook-Anteile an
       KarstadtQuelle, kaufte dafür Anteile an Condor. Mit Air Berlin wurde 2007
       über einen Einstieg verhandelt, im folgenden Jahr versuchte Condor, mit
       Germanwings und TUIfly eine gemeinsame Airline zu gründen. Auch das gelang
       nicht.
       
       ## Türkei-Putsch, Brexit, heißer Sommer
       
       2016 riss der Putsch in der Türkei, einem der wichtigsten Zielländer des
       Konzerns, ein Loch in die Bilanz. 2018 wurde zum Jahr des großen Verlusts,
       da die Reiselust durch den heißen Sommer in Europa sinkt und britische
       Kunden angesichts des möglichen Brexits zögerten.
       
       Anfang 2019 wollte Thomas Cook Condor zum Verkauf stellen und sich damit
       endgültig vom Modell des integrierten Touristikkonzerns verabschieden. Im
       Juli wurde der Verkauf abgesagt. Thomas Cook brauchte dringend frisches
       Geld, bekam es aber nicht. Am 23. September erklärte das Unternehmen
       [1][die Insolvenz].
       
       23 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Schaaf
       
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