# taz.de -- Läuferin Konstanze Klosterhalfen: Das Doha-Easy-Peasy-Project
       
       > Konstanze Klosterhalfen gibt zu verstehen, dass sie nichts mit den
       > unlauteren Praktiken von Alberto Salazar zu tun hat. Nun steht das
       > 5.000-Meter-Finale an.
       
 (IMG) Bild: Vorn dabei: Kostanze Klosterhalfen
       
       Doha taz | Die Ablenkung dürfte [1][Konstanze Klosterhalfen] gerade recht
       gekommen sein. Am Donnerstag ist ihre Familie nach Doha gekommen, um sie zu
       unterstützen. Das hat sie vielleicht auch auf andere Gedanken gebracht nach
       dem Trubel der letzten Tage. Mit der Sperre von Alberto Salazar, dem
       Chef-Coach des Nike Oregon Project, bei dem auch die Deutsche trainiert,
       war über die 22-Jährige viel hereingebrochen. Dabei sollte sie sich
       eigentlich auf das konzentrieren, warum sie hier ist: eine Medaille bei der
       Leichtathletik-Weltmeisterschaft.
       
       Die Qualifikation hat sie am Dienstag souverän geschafft. Jetzt steht an
       diesem Samstag das Finale über 5.000 Meter an. Manche trauen der
       Ausnahmeläuferin einen Podestplatz zu. Wenn denn das Rennen für sie passt,
       es eher gleichmäßig und weniger taktisch verläuft – und sie die
       Schlagzeilen der vergangenen Tage ausblenden kann.
       
       „Wir fokussieren uns voll auf den Sport. Konstanze ist eine sehr
       professionelle Athletin“, sagte Alexander Stolpe, der Bundestrainer, vor
       dem Rennen. Selber Ton von der Sportlerin: „Wir konzentrieren uns, um
       unsere Leistung zu zeigen und damit auch zu zeigen, wie hart wir
       trainieren, was für gute Arbeit das Team leistet.“
       
       ## Verbotene Infusionen
       
       Anfang der Woche war der US-Trainer Salazar wegen der Verletzung von
       Anti-Doping-Bestimmungen für vier Jahre gesperrt worden. Dem 61-Jährigen
       wird unter anderen vorgeworfen, verbotene Infusionen angewendet, mit
       Testosteron gehandelt und Daten bei Kontrollen manipuliert zu haben.
       Salazar bestreitet das. Er will gerichtlich gegen die Sperre vorgehen. Die
       Akkreditierung bei der Weltmeisterschaft hat der Coach aber erst mal
       verloren. Alberto Salazar ist inzwischen, so hört man, abgereist.
       
       Konstanze Klosterhalfen trainiert erst seit November 2018 in Oregon. Seit
       April 2019 gehört sie offiziell zum Projekt, als eine von zwölf Athleten
       und Athletinnen. Neben ihr trainieren auch die Weltmeister von Doha,
       Donovan Brazier (USA) und Sifan Hassan (Niederlande), im Team. Bekanntestes
       Gesicht ist aber der viermalige Olympiasieger Mo Farah aus Großbritannien,
       der das Projekt inzwischen verlassen hat.
       
       Seit ihrem Wechsel hatte sich Klosterhalfen immer wieder unangenehmen
       Fragen stellen müssen. Anfangs hatte sie das noch weggelächelt. Zuletzt
       hatte sie dann aber zunehmend verärgert reagiert. „Sauer und traurig“ war
       sie etwa im Sommer nach der Deutschen Meisterschaft, als kaum einer zur
       5.000-Meter-Fabelzeit von 14:26,76 gratulierte und stattdessen wieder
       kritische Fragen kamen. Sie selbst ist in dem aktuellen US-Verfahren nicht
       beschuldigt und auch noch nie mit den Antidopingbestimmungen in Konflikt
       geraten. Die Vorwürfe gegen Salazar beziehen sich auf die Jahre 2010 bis
       2014.
       
       ## Training auf Unterwasserlaufbändern
       
       Klosterhalfen hat ihre Zeiten seit dem Wechsel erheblich ausgebaut. Allein
       in diesem Sommer verbesserte sie den deutschen Rekord über die Meile, 3.000
       und 5.000 Meter. Skepsis angesichts dieser Leistungssprünge lässt sie nicht
       gelten. Es sei einfach Training auf anderem Niveau, sagt sie. Auf dem Nike
       Campus in Portland können sie zum Beispiel Höhentraining simulieren und auf
       Unterwasserlaufbändern arbeiten – Einrichtungen, von denen das große Talent
       in ihrer Heimat Leverkusen nur träumen konnte.
       
       Seit der Sperre betonten Sportlerin und Management auch immer wieder, dass
       Klosterhalfen gar nicht beim Beschuldigten direkt trainiert hat. „Mein
       Trainer ist Pete Julian und nicht Alberto Salazar“, der Co-Trainer also.
       Darüber hinaus könne sie nur berichten, was sie selbst erlebt habe, sagt
       sie. Und da ist sie sich ganz sicher: „[2][Doping war nie ein Thema].“
       
       Deshalb sehen Klosterhalfen und der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV)
       auch keinen Handlungsbedarf – zumindest noch nicht. „Letztendlich ist
       Konstanze eine mündige Athletin“, sagte DLV-Generaldirektor Idriss
       Gonschinska. Sie habe klar formuliert, dass sie jegliche Form von
       Manipulation verurteilt. Man wolle erst einmal die „Informationslage
       einordnen“ und dann nach der WM mit der Athletin und dem Betreuerteam das
       Gespräch suchen.
       
       Eine Trennung kommt für Konstanze Klosterhalfen aber anscheinend nicht in
       Frage. „Ich bin superglücklich in diesem Team, und ich freue mich jetzt
       schon, nach der Saisonpause wieder hinzugehen und weiter zu trainieren,
       besser und schneller zu werden.“ Bis zum Rennen am Samstag (21.25 Uhr)
       steht die Regeneration im Vordergrund. Eine Medaille wäre schön, ist aber
       keine Pflicht, sagt sie. „Ich weiß, dass ich hier nichts mehr zu beweisen
       hab. Ich hatte schon eine gute Saison und möchte einfach mein bestes Rennen
       des Jahres zeigen.“
       
       5 Oct 2019
       
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