# taz.de -- Prozess in Schweden: A$AP Rocky ist erstmal frei
       
       > Das Amtsgericht in Stockholm hat den Haftbefehl gegen einen US-Rapper
       > aufgehoben. Selbst US-Präsident Trump hatte sich in den Fall
       > eingeschaltet.
       
 (IMG) Bild: Da ist er weg: A$AP Rocky verlässt Schweden im Privatflugzeug
       
       Stockholm taz | Der US-Rapper A$AP Rocky und zwei seiner Begleiter sind
       wieder auf freiem Fuß. Eine Stunde nach Abschluss einer dreitägigen
       Gerichtsverhandlung wegen des Vorwurfs der Körperverletzung hob das
       Amtsgericht in Stockholm am Freitagabend den Haftbefehl gegen die drei
       Angeklagten „bis zur Verkündung eines Urteils“ auf. Die ist für den 14.
       August terminiert.
       
       Der Beschluss legt nahe, dass es entweder zu gar keinem Schuldspruch oder
       einer Verurteilung zu einer Haftstrafe von nicht mehr als einem Monat
       kommen wird. Rocky & Co durften nach 30 Tagen Untersuchungshaft Schweden
       wieder verlassen. Noch in der Nacht flogen sie mit dessen Privatjet in die
       USA zurück.
       
       Das Verfahren gegen Rakim Mayers, wie A$AP Rocky mit bürgerlichem Namen
       heißt, hatte großes internationales Aufsehen erregt und sich wegen
       Interventionen des US-Präsidenten Donald Trump sogar zu einem Konflikt
       zwischen Washington und Stockholm entwickelt. Der 30-jährige Rocky war am
       Abend des 30. Juni, zwei Tage vor einem Konzert auf dem Stockholmer
       Hip-Hop-Festival „Smash“, in der City der schwedischen Hauptstadt in eine
       gewaltsame Auseinandersetzung verwickelt, die damit endete, dass sich der
       19-jährige Mustafa Jafari mit zahlreichen Schnittwunden, Prellungen und
       einer angebrochenen Rippe ins Krankenhaus begeben musste.
       
       Einzelheiten des Vorfalls blieben auch im Prozess strittig. Rocky und seine
       Bodyguards behaupteten, sie hätten sich von Jafari und dessen Begleiter
       belästigt und bedroht gefühlt. Aus Notwehr und unter Einsatz körperlicher
       Gewalt hätten sie schließlich darauf reagiert, dass dieser sie verfolgt und
       nicht in Ruhe gelassen habe.
       
       Der verletzte 19-jährige Jafari, der 2015 als Flüchtling aus Afghanistan
       nach Schweden gekommen war, behauptete dagegen, völlig unbegründete und
       exzessive Gewaltanwendung der Gegenseite, die von ihm nicht provoziert
       worden sei. Die Staatsanwaltschaft teilte in ihrer Anklageschrift diese
       Auffassung: Rocky und seine beiden Begleiter hätten Jafari „vorsätzlich,
       gemeinsam und verabredet“ durch Schläge, Tritte und mit einer abgebrochenen
       Flasche angegriffen und verletzt. Die drei Beschuldigten waren am 3. Juli
       in Untersuchungshaft genommen worden.
       
       ## Keine Bürgschaft oder Kaution
       
       Es handelte sich eigentlich um ein Routineverfahren, wie es von der
       schwedischen Justiz jährlich mehrere tausendmal verhandelt wird. Routine –
       wenn auch in Schweden schon seit langem kritisiert – ist auch, dass die
       Justiz selbst bei relativ geringfügigen derartigen Verfahren
       Untersuchungshaft verhängt, wenn die Beschuldigten keinen festen Wohnsitz
       in Schweden haben. Das schwedische Recht kennt keine Haftverschonung gegen
       Leistung einer Bürgschaft oder Kaution.
       
       Das Risiko für die Justiz: Kommt es zu keiner Verurteilung oder zu einer,
       die kürzer als die verbüßte Untersuchungshaft ist, können
       Schadensersatzforderungen und die Erstattung von möglichen
       Einkommensverlusten auf die Staatskasse zukommen.
       
       Eine Sonderbehandlung bekam auch A$AP Rocky nicht. [1][Wegen seiner
       Festnahme und Inhaftierung] protestierten nicht nur viele prominente Stars
       und hunderttausende Fans, sondern auch US-Präsident Donald Trump. Gleich
       nach dessen Festnahme kündigte er an, sich um eine Freilassung „kümmern“ zu
       wollen – in einem Telefonat mit dem schwedischen Ministerpräsidenten werde
       er das regeln.
       
       Doch der von Trump als „tatkräftiger und zuverlässiger“ Staatsmann, den er
       „sehr schätze“, gelobte Stefan Löfven ließ den Präsidenten abblitzen. Er
       habe Trump am Telefon die Prinzipien einer unabhängigen Justiz erläutert,
       berichtete der Ministerpräsident anschließend gegenüber der Presse: „Ich
       war sehr deutlich, dass das schwedische Rechtssystem nicht verhandelbar
       ist. Unabhängig davon, wer da anruft oder twittert.“ Er sehe auch keinerlei
       Veranlassung, den Dialog mit Trump zu vertiefen.
       
       ## Trump wird aktiv
       
       Worauf Trump sich mit dem vorher „sehr geschätzten“ Löfven „sehr
       unzufrieden“ zeigte und ihn attackierte: „Wir tun so viel für Schweden,
       aber das scheint ja nicht erwidert zu werden.“ In einem weiteren Tweet warf
       er Schweden vor „unsere afroamerikanische Gemeinschaft in den USA im Stich
       zu lassen“. Demonstrativ schickte er zur Prozessbeobachtung seinen
       Sondergesandten, den Anwalt Robert C. O'Brien.
       
       Als „äußerst ungewöhnlich und unglücklich“ bezeichnet Jan Hallenberg,
       Forscher am schwedischen „Außenpolitischen Institut“ Trumps Interventionen,
       die demonstrierten, dass „die politische Führung der USA das schwedische
       Rechtswesen nicht respektieren will“. Und Dag Blanck, Professor für
       Nordamerikastudien an der Universität Uppsala meinte, der Fall A$AP Rocky
       sei für den in letzter Zeit mehrfach mit Rassismusvorwürfen konfrontierten
       Trump genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. In Teilen der
       US-Öffentlichkeit gebe es die Auffassung, Rocky „erfahre in Schweden eine
       negative Sonderbehandlung, weil er schwarz sei: Da kann sich Trump
       hinstellen und demonstrieren, schaut, ich setze mich für Schwarze ein“.
       
       Was die liberale Tageszeitung Dagens Nyheter als „Trumps zynischen Versuch“
       bezeichnet, „die Unterstützung schwarzer Wähler zu gewinnen, ohne ihnen
       sachpolitisch irgendetwas bieten zu müssen“.
       
       3 Aug 2019
       
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